
BVB mahnt die AfD ab Ein wichtiges Zeichen

Die AfD macht Wahlwerbung mit Bezug zum BVB. Der wehrt sich und geht juristisch dagegen vor. Damit setzt er nicht nur ein Statement gegen die rechtsextreme Partei, sondern stärkt auch jenen Fans den Rücken, die sich für ein diskriminierungsfreies Stadion einsetzen.
Es herrscht Wahlkampf in Dortmund, das ist spätestens seit dem Wochenende nicht zu übersehen. Seit Samstag dürfen die Parteien ihre Plakate zur Kommunalwahl aufhängen. Auch wenn die politischen Bewerber*innen regelmäßig betonen, dass die Stadt mehr sei als Fußball und Schwarz-Gelb – am Ende ist der BVB wohl doch der größte gemeinsame Nenner, auf den sich die Menschen unabhängig von ihren politischen Ansichten einigen können.
Das möchte sich die AfD offenbar zunutze machen. Die Partei, die vom Verfassungsschutz auf Bundesebene als “gesichert rechtsextremistisch" eingestuft wird, verteilt Aufkleber, die an Borussia Dortmund anlehnen. “Beim Fußball schwarz-gelb – am Sonntag blau” ist darauf zu lesen. Die KGaA wehrt sich dagegen und schickte dem Dortmunder AfD-Kreisverband eine Abmahnung und Aufforderung zur Unterlassung.
“Aus unserer Sicht wird hier rechtswidrig versucht, eine Verknüpfung zwischen dem BVB und einer politischen Einstellung sowie einem politischen Wahlverhalten herzustellen, indem der AfD-Kreisverband Dortmund suggeriert, ein Fußballfan des BVB würde oder müsse gleichzeitig die AfD wählen”, teilte der BVB auf Anfrage mit. Diesen Eindruck wolle man nicht zulassen, denn: “Das widerspricht den Werten von Borussia Dortmund.“
Der BVB positioniert sich zum ersten Mal ausdrücklich gegen die AfD
Dem kann man als Fan nur beipflichten. Nichts, wofür diese Partei steht, ließe sich in irgendeiner Weise mit unserem Grundwertekodex vereinbaren. Rassismus gegenüber Menschen mit Migrationsgeschichte, insbesondere Muslim*innen, Holocaust-Relativierungen oder das Verbreiten von Falschinformationen sind bewusst gewählte Mittel, mit denen die Partei das Vertrauen in demokratische Institutionen zu untergraben versucht. Seit ihrer Gründung 2013 hat sich die AfD immer weiter radikalisiert.
Dem Dortmunder Kreisverband kommt dabei eine besondere Rolle zu, ist er doch die politische Heimat von Matthias Helferich. Der Bundestagsabgeordnete geriet in die Schlagzeilen, weil er sich selbst als “das freundliche Gesicht des NS” bezeichnete. Er gehört zum Lager um Björn Höcke und wirbt für Remigration. Auch im Dortmunder Rat fällt er immer wieder mit Provokationen auf. Im NRW-Landesverband läuft derzeit ein Parteiausschlussverfahren gegen Helferich.
Indem sich der BVB juristisch dagegen wehrt, von der AfD vereinnahmt zu werden, setzt er ein wichtiges Zeichen. Zwar engagiert sich der Verein seit Jahren gegen Rechtsextremismus. Es ist jedoch das erste Mal, dass er sich ausdrücklich von der AfD abgrenzt. Damit stärkt er auch jenen Fans den Rücken, die sich in ihrer Freizeit für ein diskriminierungsfreies Stadion einsetzen und sich in der Vergangenheit bereits öffentlich gegen die AfD positioniert haben, zuletzt vor der Bundestagswahl mit Spruchbändern auf der Südtribüne. Schon länger bestand in Teilen der Fanszene der Wunsch, dass der Verein nachzieht. Jetzt hat er die Chance ergriffen.
Hilft das Ganze am Ende nur der AfD?
Nun könnte man entgegnen, dass die Aktion zwar ein netter symbolischer Akt sei, unterm Strich aber nur der AfD nutze. Tatsächlich sucht die Partei immer wieder die Opferrolle, was bei ihren Anhänger*innen gut anzukommen scheint. Doch wenn die letzten Jahre eins gezeigt haben: Die AfD mit Samthandschuhen anzufassen, während man ihre Forderungen in etwas netteren Worten nachplappert, führt aller Bekundungen zum Trotz nicht dazu, dass sie bei Wahlen Stimmen verliert – im Gegenteil. Exemplarisch dafür stehen mehrere Bundesregierungen, die jeweils das Migrationsrecht verschärften, nur um mit anzusehen, wie Weidel und Co. in den Umfragen kletterten.
Das einzige, das gegen eine Partei, die sich die Destabilisierung unserer Demokratie zum Ziel gesetzt hat, hilft, ist eine klare Kante. Ihre Handlungsräume müssen eingegrenzt werden, wo es nur geht. Der BVB hat im Rahmen seiner Möglichkeiten nun einen ersten Schritt gemacht. Weitere könnten folgen. Per Mitgliederbeschluss im Herbst wurde der Vorstand des e. V. beauftragt, Maßnahmen zu entwickeln, um Borussia Dortmund vor dem Zugriff von Parteien zu schützen, die dem Grundwertekodex widersprechen. Im Interview mit schwatzgelb.de erklärte Präsident Lunow jüngst, dass ein Fragenkatalog zur juristischen Prüfung erarbeitet worden sei. Das macht Hoffnung, dass der BVB sich als Ganzes für die Zukunft weiter wappnet.
Übrigens geht Borussia nicht zum ersten Mal gegen rechte Wahlwerbung vor. 2013 siegte man in einem Verfahren gegen die Partei Die Rechte. Ihr wurde vom Oberlandesgericht Hamm untersagt, ein Plakat mit dem schwarz-gelben Schriftzug “Von der Südtribüne in den Stadtrat” zu nutzen.
Auch wenn das Vorgehen des BVB gegen die AfD für viele selbstverständlich erscheinen mag: Wer sich offen gegen die AfD stellt, riskiert, von ihr und ihren Anhänger*innen persönlich angefeindet und bedroht zu werden. Auch deshalb gebührt dem Verein und den handelnden Personen großer Respekt für diesen Schritt.
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