Spielbericht Profis

BVB siegt auswärts gegen Darmstadt Es müssen die “kleinen Dinge” sein

15.01.2024, 19:20 Uhr von:  Nina T.
Jamie Bynoe-Gittens, Niclas Füllkrug, Marco Reus, Jadon Sancho und Youssoufa Moukoko gut gelaunt nach Abpfiff

Nach diesem Ende des Jahres hatte niemand Lust auf das Ende der Hinrunde: Es hätte ein Spiel ohne Bericht werden können. Aber vieles kam doch anders als erwartet. Unser Spielbericht zum letzten Spiel der Hinrunde:

Um es ganz kurz zusammenzufassen.

2023 endete schon schlecht. Wir haben uns da zwischen den Feiertagen im Podcast #133 ein bisschen was von den Seelen geredet, zur hausgemachten Unruhe auf der Trainerbank.

2024 dachte sich dann offenbar, es nordet uns gleich ein, noch bevor wir uns Hoffnung machen: Wir waren noch mittendrin uns ein frohes neues Jahr zu wünschen, da kam die Nachricht, dass Marcel seiner Krankheit erlegen ist.

Dann kommt ein Trainingslager mit Best-of-2023-Spielen und man ist sich fast sicher, dass wir genau dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Dazu zwei Leihen für vier Monate, die so lange nicht gespielt haben, dass man nicht mal mit einer Glaskugel einschätzen kann, wie sie bei uns zurande kommen werden. Und dann erkrankte auch neben Mats Hummels kurzfristig noch eine Freundin, ich wusste bisher gar nicht, dass BVB-Spiele ohne ihre Anwesenheit angepfiffen werden dürfen… Wir wollten sie also etwas aufmuntern mit einem kleinen Plakat, aber aus Gründen des - Achtung - Brandschutzes (!) war das für den Freund, der es dabei hatte, gar nicht so leicht.

Alles weniger Anlass zur Hoffnung, geschweige denn Aufbruchstimmung für den Start ins neue Fußballjahr.

Die erste Halbzeit - wie erwartet?

Beide Blöcke zeigten mit Anpfiff Transparente zu Ehren von Marcel und schwiegen, im Gästeblock leuchteten dazu auch einige Fackeln.

Der Gästeblock mit "Ruhe in Frieden, Marcel!" - weiße Schrift auf schwarzem Grund, darüber rote Bengalos

Nach gerade mal drei Minuten kassierte Jamie Bynoe-Gittens die erste gelbe Karte für ein taktisches Foul. Direkt ein ungutes Gefühl: Ob wir da mit elf Mann das Spiel beenden? Noch ein blöder Zweikampf kombiniert mit mangelnder Erfahrung und wir wären nur noch zehn.

Es dauerte geschlagene 20 Minuten bis wir den ersten Abschluss fanden. Darmstadt hatte uns gut im Griff. Sehr schwer zu ertragen, sehr, sehr schwer. Und ich bin weit davon entfernt, den tatsächlich traumhaften Konter - eingeleitet von Julian Brandt durch einen Block, abgeschlossen von Julian Brandt - zum 0:1 als Erlösung zu bezeichnen. Aber er tat gut und ich konnte mir nicht verkneifen zu denken, “hättet ihr euch mal besser um Brandtschutz gekümmert.”

Nur zwei Minuten später reklamierte Darmstadt auf Elfmeter, Emre Can hatte einen Zweikampf mit Skarke im Strafraum. Schiedsrichter Aytekin reichte es jedoch nicht und ich war einfach nur erleichtert, weil das schon einmal zu oft, um es nicht sofort im Kopf zu haben, ganz anders ausgegangen war.

Ian Maatsen rutscht in Keeper Schuhen

Als Ian Maatsen uns nach 31 Minuten mal zeigte, wie schnell er sein kann, endete das leider mit einer unglücklichen gelben Karte für ihn: Er schlitterte auf dem nassen Boden unabsichtlich in den Torwart der Lilien. In der Folge ging es weiter hin und her, ohne richtig zwingend zu werden. Wir reklamierten zwar auch noch einen Elfmeter, aber auch das war Aytekin zu wenig. Ich bin immer noch der Meinung, wir sollten nicht versuchen “genug aus einem Foul zu machen”, damit der Schiedsrichter das registriert (denn auch das ist ja schon vorgekommen, dass einer meinte, es hätte einfach nicht nach genug ausgesehen, “aber jetzt die Bilder…”), sondern viel mehr: Wenn du so nah am Tor bist, bleib um jeden Preis oben. Ich weiß, dass bei hohem Tempo kleine Berührungen ausreichen, aber ich glaube eben auch, dass es um Authentizität, um Körpersprache geht. Zugegeben, den Kommentar “...den hat er clever angenommen…” hasse ich seit ich Fan bin.

Die beste Chance hatte Julian Brandt in der Nachspielzeit, ein 0:2 kurz vor dem Halbzeitpfiff wäre fantastisch gewesen, aber so begannen bange 15 Minuten ob der Halbzeit-Ansprachen.

Die zweite Halbzeit - alles wie gehabt?

Die Banner im Heimblock: Es ist noch nicht zu Ende. Nein zu Investoren in der DFL.

Auch in diesem Jahr bleibt es bei dem Nein zu Investoren in der DFL. Dass es noch nicht vorbei ist, wurde zu Beginn der zweiten Halbzeit mit großen Transparenten deutlich gemacht.

Die Banner im Gästeblock: Es ist noch nicht zu Ende. Nein zu Investoren in der DFL.

Auch ein kleines gelbes Plakat für unsere Freundin war - für Eingeweihte - auf der Tribüne auszumachen.

Auf dem Feld ging es weiter, wie es aufgehört hatte. Beruhigend und beunruhigend.

Die Rudelbildung in der 51. Minute zeigte dann, wie blank die Nerven eigentlich lagen. Wieder dieses ungute Gefühl, dass da noch einer vom Platz fliegt oder es gleich auf doof zu einem Ausgleich kommt.

Zunächst ersetzen aber der neuerdings zweifache Papa Marco Reus - herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle - und Rückkehrer Jadon Sancho, Julian Brandt und Jamie Bynoe-Gittens nach 55 Minuten. Die beiden Neuen waren zwar in den folgenden Minuten am Ball und suchten den Abschluss, aber leider erfolglos. Ich wurde immer hibbeliger und nach 64 Minuten dann die Herzinfarkt-Situation: Gregor Kobel rettete den Kopfball von Pfeiffer absurd genial mit dem Fuß. Ich fühlte meine Sorge bestätigt.

Das Spiel war nun etwas flotter als in der ersten Hälfte, aber halt in beide Richtungen. Ich werde sogar jetzt schon wieder nervös beim Schreiben, völlig saisonverlaufsgeschädigt und dass sich sonst niemand für den Spielbericht gemeldet hatte, war erfahrungsgemäß halt auch gar kein gutes Zeichen.

Ausgerechnet eine Szene “aus der Vergangenheit” brachte in 77. Spielminute etwas mehr Ruhe für mich: Jadon Sancho bediente Marco Reus in der Mitte und der schob zum 0:2 ein. Was hat mich das gefreut! Nicht unbedingt der Spielstand an sich, weil eine zwei Tore-Führung irgendwie immer trügerisch ist - denn tatsächlich blieben wir wieder fehleranfällig - sondern weil damit klar war: Jadons Rückkehr war zumindest gut gestartet. Ja, das heißt alles nichts für die nächsten Wochen, aber ohne den Assist im ersten Spiel wäre es noch viel zäher, viel schwerer geworden. Es ist nur ein kleiner Push für sein Selbstbewusstsein, aber es wäre halt auch möglich gewesen, dass er im übertragenen Sinne “nur nach Hause kommt, um festzustellen, dass seine Eltern sein Zimmer als Fitnessraum eingerichtet haben”. Es gefällt mir, dass er direkt ein Erfolgserlebnis hatte.

Nach 81 Spielminuten kam Youssoufa Moukoko für Niclas Füllkrug ins Spiel. Mir ist das ja eigentlich immer zu spät, aber es sollte sich schließlich als gute Idee herausstellen.

In der 83. Minute reklamierte Darmstadt noch ein Handspiel im Strafraum und ein Anschlusstreffer wäre für unsere fragile Führung vermutlich verhängnisvoll gewesen, auch in dieser Situation ließ der Schiedsrichter weiterspielen.

Kurz vor dem Ablauf der 90 Minuten wechselte Darmstadt, weil sie noch Lunte rochen und wir dagegen um Zeit von der Uhr zu nehmen…? Niklas Süle ersetzte Nico Schlotterbeck und Gio Reyna kam für Donny Malen. Gio machte auch gleich mal klar, dass er jetzt auf dem Platz war: Zunächst mit einer Vorlage für Marco Reus, dessen Schuss leider pariert wurde und mit einer gelbe Karte kurz danach, weil er bei einem Einwurf den Ball wegpöhlte.

Man kann nicht wirklich sagen, dass wir in der Nachspielzeit den Sack zugemacht hätten, denn da kommt nun echt nicht mehr viel, aber die Kombination von Marcel Sabitzer und Youssoufa Moukoko und auch Moukokos Abschluss zum 0:3 waren so sehenswert, dass sich das Warten definitiv gelohnt hatte. Beinahe hätte Youssoufa noch eine Kopie seines Treffers zum 0:4 hinterhergeschickt, aber man soll ja auch nicht gierig sein.

Die Siegerwelle nach dem Spiel mit dem ganzen Team vor dem Gästeblock

Fazit

Es war nicht mal eine so genannte solide Leistung, aber das spielt keine Rolle. Es war verdient. In unserer Situation - Abstand nach vorne und Druck von hinten - zählen erstmal nur die kleinen Dinge und wir müssen diese kleinen Dinge zu schätzen wissen, sonst machen wir es uns nur selbst kaputt.

Jadon Sancho und Ian Maatsen hatten beide einen guten Start und auch für die neu verpflichteten Co-Trainer steht jetzt ein Sieg auf dem Zettel. Wir haben kein Gegentor bekommen und nach dem Spiel wurde gefeiert. Das war ein guter Abschluss der Hinrunde!

Und noch ein Nachweis, wie wichtig kleine Dinge sein können:

© Das "Gute Besserung, Lina!"-Plakat auf der Tribüne

Doch irgendwie “dabei” gewesen zu sein bedeutet mir so wahnsinnig viel.


Lina

Kleine 70x100 cm Fotokarton haben unserer Freundin offenbar gut getan, auch die Banner für Marcel machten einen Unterschied für ihn und jetzt für die Menschen, die ihm nahestehen. Lasst es uns eine Inspiration sein. Lasst uns einfach an diesen Kleinigkeiten festhalten und damit starten wir dann gemeinsam in die Rückrunde.

Am Samstag geht es nach Köln und das Motto für die Rückrunde steht für mich schon fest:

Niemals aufgeben.

Danke dafür, Marcel. Ruhe in Frieden.

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