Neue DFL-Pläne: Ultras und aktive Fans sind alarmiert DFL & Investoren: Wir haben euch im Blick!
Im Frühjahr gelang aktiven Fans aus ganz Deutschland ein seltener Erfolg im Kampf gegen die voranschreitende Kommerzialisierung des Fußballs: Der Einstieg eines Investors in eine neu zu gründende Tochtergesellschaft der DFL konnte verhindert werden. Doch die DFL-Führung plant einen neuen Anlauf. Grund genug, um auf das Vorhaben aus dem Frühjahr und die aktuelle Gemengelage einen kritischen Blick zu werfen.
Rückblick: Im März diesen Jahres wurden erste Pläne der DFL laut, eine Tochtergesellschaft zu gründen, an der ein Investor mit gewissen Befugnissen in den Gremien beteiligt werden sollte. In die Tochtergesellschaft sollten sämtliche Medienrechte der ersten und zweiten Liga ausgelagert werden. Der Investor wäre durch seine Beteiligung an den Erlösen der Gesellschaft beteiligt gewesen. Im Gegenzug hätte die DFL für eine angepeilte Laufzeit von 25-30 Jahren auf einen Schlag einen Betrag von ca. 1,5 Mrd. Euro erhalten.
Neben der mangelnden Transparenz wurden von den Fans klare Kritikpunkte ausgemacht: die Möglichkeiten der Einflussnahme des Investors auf die Vermarktung der Liga (etwa Anstoßzeiten und Austragungsorte), die geplante Verteilung der Einnahmen sowie das mitunter kritikwürdige Geschäftsmodell der als Investoren gehandelten Private Equity-Gesellschaften.
Die Protestformen der Fanszene gegen das Vohaben der DFL waren vielfältig: Neben einem offenen Brief an das Präsidium des BVB e.V., vielen Spruchbandaktionen auf der Südtribüne und einer innerhalb der Fanszene mitunter kontrovers geführten Debatte über das Für und Wider, stach insbesondere die gemeinsam von Südtribüne Dortmund, der Fanabteilung und schwatzgelb.de im Westfalenstadion organisierte Podiumsdiskussion hervor, auf der die Gegner des Vorhabens aus der Fanszene auf Befürworter in Person von Aki Watzke und Axel Hellmann aufeinander trafen.
Im Mai kam es zum Showdown in der DFL-Zentrale in Frankfurt und schließlich zum Scheitern des groß angelegten Plans eines Investoreneinstiegs. Ob es letztlich an den Protesten aus der Fanszene oder doch eher daran lag, das manchen der Krümmel vom Kuchen nicht groß genug war, wird sich wohl nicht abschließend klären lassen. So oder so war die Frustration auf Seiten der Befürworter groß und der Enthusiasmus auf Seiten der Gegner des Vorhabens gefühlt noch größer.
Doch lang ruhig blieb es - wie fast zu erwarten war - um das Thema nicht. Nachdem das neue DFL-Führungsduo in Person von Marc Lenz und Steffen Merkel im Sommer vorgestellt wurde, nahm BVB-Geschäftsführer und DFL-Aufsichtsratsvorsitzender Aki Watzke - bereits einer der Treiber im Frühjahr - öffentlich einen neuen Anlauf: Es solle ein kleineres Paket geschnürt werden, um die Themen Digitalisierung und Internationalisierung voranzubringen; von einem Investitionsvolumen von 700 Millionen Euro ist nun die Rede.
Derzeit ist von diesen Plänen auch nicht wirklich mehr bekannt. DFL-seitig vermeidet man es tunlichst, den Begriff „Investor“ in den Mund zu nehmen und spricht stattdessen von einem "strategischen Partner". Die Beteiligung solle Medienberichten zufolge kleiner als beim ersten Vorhaben ausfallen. Wie diese jedoch genau ausgestaltet werde, sei noch nicht in Gänze bekannt, allerdings sei Eile geboten.
Damit steht man jetzt wieder dort, wo man bereits im Frühjahr diesen Jahres stand. Einmal mehr lassen DFL und andere Verantwortliche die notwendige Transparenz vermissen - ein Punkt, der bereits im ersten Anlauf dafür sorgte, dass viele Probleme nicht entschärft werden konnten. Viele Fragen, die der kritischen Fanseele unter den Nägeln brennen, bleiben unbeantwortet:
- In welcher Form wird der Investor beteiligt?
- Wird der Investor im Falle eines Engagements als Gesellschafter wieder mit einem Vetorecht und Einfluss in den Gremien ausgestattet?
- Welche Firmen buhlen um das potentielle Engagement? Handelt es sich wieder um Private Equity-Investoren mit zweifelhaftem Ruf?
- Welche hard facts - abgesehen von der häufig bemühten Währung „Vertrauen“ - sollen durch die DFL und die Verantwortlichen vorgebracht werden, um etwaige Bedenken der kritischen Fans aus dem Weg zu räumen?
Fragen, die sich möglicherweise wieder nur im Zuge eines organisierten Protests mit Aufeinandertreffen wie der Podiumsdiskussion beantworten lassen können. Eines muss den Verantwortlichen klar sein: Das Thema bewegt weiterhin viele kritische Fußballfans und wird nicht ohne Weiteres im Hinterzimmer über die Bühne gebracht werden können. So ist auch die klare Botschaft der Südtribüne einzuordnen: DFL & Investoren: wir haben euch im Blick!