Julian Ryerson vom BVB Eine Óde an einen stillen Leistungsträger
Nach Piszczek und Schmelzer besitzt der BVB aktuell einen neuen Außenverteidiger, der nicht mit großen Worten oder Starallüren auftritt, sondern mit unfassbarem Willen. Eine kleine Liebeserklärung an Julian Ryerson.
Zwischen all den großen Stars, die der BVB in den letzten Jahren hervorgebracht hat, seien es Robert Lewandowski, Jadon Sancho, Erling Haaland oder Jude Bellingham, hatte der BVB immer ein bis zwei Spieler im Kader, die sich schnell zu etwas entwickelt haben, was ich "stille Fanlieblinge" nennen möchte. Dazu zählten in der Vergangenheit Marcel Schmelzer, Łukasz Piszczek und für mich persönlich auf Julian Weigl. Spieler, die nie im großen Scheinwerferlicht standen und trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, essentiell für unser Mannschaftsgefüge waren. Diese Art Spieler zeigen sich nicht in lautstarken Interviews, spektakulären Instagram-Bildchen oder nervtötenden Wechselgerüchten. Bodenständige Fußballer, die sich durch Leistung zeigten. Sie gaben immer Alles und machten jeden noch so aussichtslosen Meter im Spiel.
Durch die oft mangelnde mediale Repräsenz sind diese Spieler nie "offizielle" Fanlieblinge, aber doch erobern sie in aller Regelmäßigkeit mein Fanherz.
Ein technisch versierter Arbeiter: Julian Ryerson
Seit Januar 2023 gehört auch Julian Ryerson zu dieser Riege. Richtig gelesen: Ryerson ist erst seit Anfang dieses Jahres in unserem Team. Dabei ist er beim BVB nicht mehr wegzudenken. Ich habe für meine etwas despektierliche Spielervorstellung zu Ryerson damals einige Kritik geerntet und muss den Kritikern leider in einer Sache Recht geben: ich hätte ihn auf den Schirm haben müssen. Gut, dass es die BVB-Verantwortlichen hatten. Ich verstehe auch warum es vielen Unionern damals sehr weh tat Ryerson ziehen zu lassen.
Ryerson ist ein technisch versierter Arbeiter (auf das Ruhrpott-Wort "Malocher" verzichte an dieser Stelle, sorgt es doch beim "Malocherklub" aus GE gerade für einiges an Hohn). Ryerson spielt vorwiegend als rechter Außenverteidiger und reißt da absolut jedes Spiel eine unfassbare menge an Metern ab. Er rennt die Außenbahn rauf und runter und hat immer einen guten Blick für die Mitspieler. Seine Ballan- und -mitnahme sind spitzenklasse und ermöglichen ihm schnelle Antritte und schöne Kombinationen mit den Mitspielern. Dabei ist sein Spiel von einem unglaublichen Willen geprägt. Ein Wille Alles zu holen: den Ball, das Tor oder auch nur einen Einwurf. Diese Einstellung lässt mein Herz regelmäßig höherschlagen. Sinnbildlich dafür war Ryersons Solo gegen SAP, als wir in Unterzahl gegen den Ausgleich ankämpften und Ryerson nach einer genialen Balleroberung zu einem 80-Meter-Solo ansetzte, was ich mir sicher noch in ein paar Jahren anschauen werde.
Julian Ryerson ist ein Spieler, auf den sich alle BVB-Fans einigen können und das ist eigentlich fast noch zu wenig Lob für einen Spieler, der unser Spiel auf der rechten Seite bestimmt. Ryerson ist gesetzt, wenn er spielen kann und er spielt dann immer gut. Auch bei schlechten Mannschaftsleitungen fällt er nie negativ auf. Er meckert nicht und stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Ohne Spieler wie Ryerson, der zwar nicht dauernd eine Trickshow abbrennt und auch mal die ein oder andere schwächere Flanke drin hat, würden wir Spiele wie gegen SAP oder Wolfsburg nicht gewinnen, da bin ich mir sicher.
Ich hoffe Ryerson noch lange beim BVB zu sehen. Er hat Legendenpotential wie einst Piszczek oder Schmelzer. Keep running for us, Julian Ryerson!