Rückkehrer Kobel hält den Punkt fest
Der BVB hat die vorzeitige Qualifikation für das Achtelfinale in der Champions League knapp verpasst. Gegen ein im Rückspiel verbessertes Sevilla reichte es nach Rückstand noch zu einem 1:1-Unentschieden. Jude Bellingham egalisiert dabei einen Rekord von Wayne Rooney.
Champions League bedeutet für mich auch zeitgleich Flutlichtatmosphäre. Das erste Heimspiel der diesjährigen Königsklasse gegen den FC Kopenhagen hatte das noch nicht zu bieten. Bei Anstoß in den frühen Abendstunden und strahlendem Sonnenschein fühlte sich das Spiel gegen den dänischen Meister irgendwie doch eher an wie ein Bundesliga-Spiel am Samstagabend. Gegen den FC Sevilla war also nun wieder alles bereitet für einen königlichen Abend und die drei großen B: Bratwurst, Bier, Borussia!
Kobel kehrt zurück, Moukoko auf der Bank
Im Vergleich zum 2:2 gegen Bayern München rotierte BVB-Trainer Edin Terzic auf fünf Positionen. Im Tor stand Gregor Kobel nach überstandener Verletzung wieder zwischen den Pfosten, welcher zu Spielbeginn lautstark mit Sprechchören von der Südtribüne begrüßt wurde. Zusätzlich starteten Meunier, Rothe, Adeyemi und Modeste an Stelle von Schlotterbeck, Guerreiro, Can und Moukoko (alle Bank). Für Rothe war es das Startelfdebüt in der Champions League.
Nach dem kräftezehrendem und emotional aufreibendem Spiel gegen den FC Bayern am vergangenen Wochenende hatte der BVB zu Beginn spürbar Probleme, in die Partie zu finden. Sevilla wirkte nach dem Trainerwechsel vergangene Woche spritziger und motivierter als noch im Hinspiel (hier gehts zu unserem Erlebnisbericht aus Sevilla). Zusätzliche Motivation wird den Gästen wohl auch das 0:0 von Manchester City gegen den FC Kopenhagen gegeben haben, welches die Gruppenkonstellation vor dem Spiel doch etwas unerwartet verschoben hat.
Und so hatten die Gäste aus Andalusien in Person von Ex-Schalker Ivan Rakitic auch die erste Chance des Spiels (12.). Wie diese zustande gekommen ist und was genau passierte kann ich nicht genau sagen, da ich eine ziemlich große Schwenkfahne im Blickfeld hatte. Das gehört dazu und stört mich auch nicht.
Gerne hätte ich diese Schwenkfahne aber auch wenig später vor der Nase gehabt. So musste ich dann leider mitansehen, wie der BVB nach einer Standardsituation doch noch zeitnah in Rückstand geriet (18). Ex-Bayern-Spieler Nianzou traf nach einer Freistoßflanke von Rakitic. Wenn man sich dieser Tage auch auf wenig verlassen kann, dann immerhin darauf, dass der BVB bei defensiven Standards ein deutliches Defizit vorzuweisen hat – trotz kopfballstarker Spieler wie Hummels und Süle im Zentrum.
Bellingham überflügelt Rooney
Der Treffer zeigte Wirkung und rüttelte den BVB etwas wach. Danach trat die Mannschaft von Edin Terzic aufs Gaspedal und zog die Intensität spürbar an. Immer wieder konnten die Gäste durch intensives Gegenpressing in Bedrängnis gebracht werden. So kam Adeyemi in der 24. Minute auch in eine aussichtsreiche Position, entschied sich aber womöglich etwas überhastet für einen Ball ins Zentrum. Sevilla-Keeper Bono hat diesen Querpass geahnt und war zur Stelle.
Zehn Minuten später durfte Bono dann dennoch den Ball aus dem Netz fischen. Nach einer Kombination mit Meunier traf Jude Bellingham etwas glücklich mit einem abgefälschtem Schuss (35.).
Der Ausgleichstreffer war zugleich einer für die (vermutlich vorwiegend britischen) Geschichtsbücher. Unser Mittelfeldmotor hat durch das Tor eine alte Bestmarke von Wayne Rooney überboten. In bisher allen vier Champions-League-Spielen dieser Saison hat Bellingham nun getroffen und damit so viele Saisontore in der Königsklasse auf dem Konto wie noch kein englischer Teenager vor ihm.
Der ehemalige Stürmerstar Wayne Rooney erzielte in der Spielzeit 2004/2005 damals nur drei mickrige Tore… ganz, ganz schwach. Wer sich nun fragt, was Rooney eigentlich so treibt: Der heute 36-Jährige hat eine Trainerkarriere gestartet und trainiert gerade den MLS-Klub D.C. United.
Wenig los auf Rasen und Tribüne(n)
Nach dem Seitenwechsel plätscherte das Spiel auf dem Rasen und auf den Rängen vor sich hin. Die einzige nennenswerte Aktion im zweiten Durchgang war eine Sevilla-Chance in der 67. Minute. Und – na klar, ihr könnt es euch denken – kam diese nach einer Standardsituation zustande. Rückkehrer Kobel war zur Stelle und konnte aus kurzer Distanz gegen Lamela retten.
Die Vorsänger versuchten immer wieder, den Großteil der Südtribüne zu animieren. „Sonst lassen wir uns von den Jungs auf dem Rasen tragen, heute muss es mal andersrum sein“, schallte es durch die Gegensprechanlage über die Südtribüne.
Leider haben alle motivierenden Worte an diesem Abend kaum ihre Wirkung entfalten können. Der straffe Spielplan aufgrund der Winter-WM ist nicht nur für die Spieler, sondern auch für viele Fans eine enorme Belastung.
Weiter geht es für den BVB am kommenden Sonntag (16.10.22, 17:30 Uhr) bei Union Berlin. Ein schweres Stück Arbeit, was auf Edin Terzic und seine Mannschaft zukommt – und eine weitere strapaziöse Auswärtsfahrt am Sonntagabend für alle Auswärtsfahrerinnen und Auswährtsfahrer.