Sexismus ist real, ob ihr wollt oder nicht
Was ist schlimmer, dass Sexismus überhaupt existiert oder wie wir letztlich darauf reagieren?
Gestern hat unsere neue Autorin LisaR einen Artikel mit ihren ganz persönlichen Erlebnissen zum Thema Sexismus veröffentlicht. Klar, ein Thema, das polarisiert, aber eigentlich kann und darf es dazu nur eine Meinung geben: Sexistischer Dreck hat im Stadion nichts zu suchen und auch sonst keinen Platz in der Gesellschaft verdient. Ich denke, da gehen wir alle d’accord?
Was uns nun so sehr wurmt, sind die Kommentare, die speziell auf Facebook zu diesem Artikel folgten. Da wurde gar eine Stellungnahme von schwatzgelb.de gefordert. Excuse me? Weil einige mit dem Artikel nicht klarkommen, sollen wir eine Stellungnahme veröffentlichen?
Ok, dann bekommt ihr sie hier – unsere Stellungnahme:
Wir stehen hinter LisaR und ihrem Artikel und verurteilen jegliche Form von Sexismus und Diskriminierung – nicht nur im Stadion, sondern in der Gesellschaft im Allgemeinen.
Aber mal kurz einen Schritt zurück: LisaR schildert in ihrem Artikel sexistische Vorfälle, die von Sprüchen bis hin zu körperlicher Belästigung reichen. Gleichzeitig betont sie, dass dies keineswegs an jedem Spieltag vorkommt, aber jeder einzelne sexistische oder diskriminierende Übergriff ist einer zu viel.
Blickt man nun in die Kommentare zum Artikel, stellen einige Frauen klar, dass sie so etwas noch nie erlebt haben. Das ist schön und absolut wünschenswert, aber was erzielt man mit dieser Aussage? Selbst wenn von 100 Frauen nur eine Sexismus erfährt, ist das absolut verurteilenswert. Wird jemand Opfer solcher Sprüche oder gar körperlicher Belästigung und benennt dies sogar, dann darf die Antwort niemals lauten „also mir ist sowas noch nie passiert!“ Ein Mann – ja nee, is klar – wirft unserer Autorin sogar vor, sich eine Lügengeschichte ausgedacht zu haben. Nur weil man selbst etwas noch nicht erlebt hat, heißt das ja nicht, dass andere es nicht erlebt haben können und das Problem somit nicht existiert. Man muss auch nicht rassistisch beleidigt werden oder Opfer von Polizeigewalt werden, um sich der Bedeutung der BlackLivesMatter-Bewegung bewusst zu sein. Ein „sowas ist mir noch nie passiert“ diskreditiert die Person, der so etwas sehr wohl passiert ist und schwächt das Umfeld, in dem sich Menschen sicher fühlen, Diskriminierung zu benennen. Denn den Opfern wird somit vermittelt, dass man sie aufgrund der eigenen Erfahrungen nicht ernst nimmt. Dabei gilt es, sie zu unterstützen und sich dafür einzusetzen, dass auch ihnen und allen anderen so etwas nie wieder passiert. Ein kleiner Tipp an die Frauen, die so etwas noch nie erlebt haben, und an die Männer, denen in der Männerdomäne Fußball per se kein Sexismus widerfährt: Zuhören. Hört auf, den Opfern die Welt zu erklären. Hört lieber zu!
Und dann gibt es noch den Kommentar, der allen Ernstes fragt „Könnte vielleicht auch mit dem eigenen Auftreten zu tun haben??“ Das ist die Definition von victim-blaming in Reinform. Frei nach dem Motto „Zieh doch nicht so einen kurzen Rock an, dann wirst du auch nicht vergewaltigt.“ Schuld ist immer der Täter, niemals das Opfer – egal, welche Kleidung es trägt oder wie es sich verhält. Der Einzige, der Sexismus verhindern kann, ist derjenige, der ihn ausübt. Und natürlich eine Gesellschaft die dies keineswegs duldet, in der Opfer sich nicht rechtfertigen müssen, sondern Unterstützung erfahren.
Und um das Ganze abzurunden, schlagen einige unserer Autorin vor, sich doch ein anderes Hobby zu suchen. Genau, weil es ja viel zu anstrengend wäre, sich gegen Sexismus zu positionieren. Da ist es schon leichter, wenn die, die deswegen rumheulen, sich einen anderen Sport suchen... Euer Ernst? Es liegt an uns Fans, das Umfeld „Fußball“ so zu gestalten, dass sich jeder willkommen und sicher fühlt. Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen.
Lasst uns gemeinsam gegen Sexismus und Diskriminierung eintreten, damit wir alle irgendwann sagen können „mir ist sowas noch nie passiert!“