Dortmunder Jungs – Unser Leben für den BVB
Dortmunder Jungs, das sind 31 Geschichten rund um die Borussia. Erzählt werden sie von aktuellen und ehemaligen Spielern wie Kevin Großkreutz, Neven Subotic, Nuri Sahin, Dede und Michael Zorc, aber auch von anderen Protagonisten des Vereins wie Aki Watzke, Josef Schneck oder Fritz Lünschermann. Daneben kommen aber auch prominente und weniger Prominente Gesichter aus der großen Schar der BVB-Fans zu Wort. Sie alle eint eins: Sie verbindet eine ganz besondere Geschichte mit dem Ballspielverein.
Das Buch Dortmunder Jungs entstand in Zusammenarbeit von Felix Meininghaus, ständigem BVB-Berichterstatter für diverse Medien und dem Fotografen Achim Multhaupt, der zwar in Hamburg lebt, sein Herz aber schon in seiner Jugend im Pott an die Borussia verlor. „Achim Multhaupt hatte ein ähnliches Projekt mit Kapitänen gemacht, die zur See gefahren sind“ erzählt Autor Felix Meininghaus „Er ist dann mit der Idee auf mich zugekommen, besondere Menschen rund um Borussia fotografisch zu portraitieren und ihre Geschichten aufzuschreiben.“
Dabei lässt er seinen Protagonisten viel Raum. „Wir haben den Leuten die Gelegenheit gegeben, ihre Geschichte ausführlich zu erzählen“ so Meininghaus. „Wir haben versucht, die Gefühle zu transportieren, die die Protagonisten mit ihrer Geschichte verbinden. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden.“ Das Buch lebt daher auch genau von diesen persönlichen Erzählungen und der Erzählkraft der Protagonisten, die naturgemäß variiert.
So fällt die Geschichte von Kevin Großkreutz eher spröde aus, was vielleicht aber auch daran liegt, dass die Story vom Jungen aus Eving, der es von der Südtribüne in die Mannschaft gepackt hat, schon so oft erzählt wurde. Aber natürlich darf der „Dortmunder Jung“ Kevin in einem solchen Buch nicht fehlen. Auch vom früheren Vorsänger der Südtribüne Magnus „Wolle“ Wollenhaupt hätte man sich ein paar tiefergehende Einblicke in das Gefühl gewünscht, wie es ist, 25.000 Menschen einzupeitschen, die einem (wenigstens meistens) aufs Wort gehorchen. Aber dennoch bietet seine Erzählung einen Einblick, den man als Außenstehender selten bekommt, auch weil die Angehörigen der Ultragruppen sich nur selten gegenüber einem Journalisten öffnen.
Der Ultraszene entstammt auch Jan-Hendrik Gruszecki, inzwischen eher bekannt für seine Filmprojekte wie aktuell „Am Borsigplatz geborten – Franz Jacobi und die Gründung des BVB“. Janni, wie ihn in Dortmund jeder nennt, erzählt davon, wie er aus Liebe zur Borussia mit voller Absicht seine Abiturprüfungen versemmelt hat. Das ist nur eine Stelle des Buches wo der Normalsterbliche, selbst wenn er sich mit Fug und Recht als Fan des BVB bezeichnen kann, ungläubig mit dem Kopf schüttelt, welche Blüten die Vereinsliebe doch treiben kann. Die Geschichte von Michael Budde muss an dieser Stelle auch noch genannt werden, der vom Baugerüst fiel und gegen den Rat seiner Ärzte direkt von der Intensivstation des Krankenhauses nach Berlin zum Pokalfinale gereist ist. Obwohl er nach dem Spiel erschöpft kollabierte, sagt Budde, dass es das wert gewesen ist, um den ersten BVB-Titel nach 23 Jahren mitzuerleben.
Auch Prominente, die man auf den ersten Blick nicht mit dem BVB in Verbindung bringen würde, kommen zu Wort. So ist Hans Leyendecker zwar als eine der Edelfedern der Süddeutschen Zeitung bekannt, beruflich beschäftigt er sich aber nicht mit Fußball sondern mit der großen Politik und ihren Skandalen. Trotzdem erzählt er voller Stolz, dass er seit 59 Jahren der Borussia treu ist und schildert auch sein Büro im Münchener sz-Hochhaus: „Da ist alles schwarzgelb. Von der Maus über den Computer bis zu Tisch und Stühlen und weil das Büro eine Glastür hat, sieht das auch jeder, der an meinem Büro vorbei läuft“ so Leyendecker mit spitzbübischem Lächeln. Nur eins ist ihm im Sinne der journalistischen Korrektheit wichtig: Das Bild im Buch gibt sein Büro nicht mehr korrekt wieder. „Inzwischen hängt da keine Fahne mehr an der Wand sondern ein großes Bild der Südtribüne.“
Es sind diese persönlichen Geschichten, die am stärksten berühren und haften bleiben. Geschichten, die so noch nirgendwo zu lesen waren. Auf der anderen Seite bietet das Buch aber auch ein paar Storys, die der medienaffine BVB-Fanatiker schon mitbekommen hat, bietet aber auch hier durch die streng subjektive Erzählweise neue Einblicke. Wenn Neven Subotic von der Meisterfeier 2011 erzählt, dann hat jeder Borusse sofort die Bilder im Kopf, wie er halbnackt auf seinem Auto herumspringt und singend einen Fanbus stürmt. Aber wie Neven diesen wunderbaren Tag erlebt hat, erfährt man nur in diesem Buch in der Ausführlichkeit und Tiefe. Und wem nicht warm ums Herz wird, wenn er Dedes tränenreiche Abschiedstournee durch Dortmund nochmal aus der Perspektive des sympathischen Brasilianers erzählt bekommt, der kann einfach kein Borusse sein oder er hat kein Herz.
Neben den angesprochenen Geschichten bietet das Buch auch noch jede Menge weitere, die ebenso lesenswert sind. Das Buch „Dortmunder Jungs – Unser Leben für den BVB“ kann daher empfohlen werden, auch wenn es nicht ganz billig ist. Denn neben den guten Geschichten, besticht es auch durch eine hochwertige Aufmachung im Hardcover und die hohe Qualität der Bilder von Achim Multhaupt.
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