
Viele Jahre sind seither vergangen, und doch erscheint es, als wäre es erst vor kurzem gewesen. Es war die Zeit, in der der FC St. Pauli den Wiederaufstieg aus der Regionalliga Nord in die 2. Bundesliga feierte. Holger Stanislawski war in verschiedenen Positionen beim Verein tätig und die Pläne für ein „neues“ Millerntor entstanden. Soweit ich mich erinnern kann, hatten die ersten Arbeiten bereits begonnen.
Ich war damals in Hamburg unterwegs und hatte mein Camp, die Gedanken nehmen Schattenzüge an, im Hotel Commodore aufgeschlagen. Allerdings sieht es auf Google Maps heute anders aus, als ich es in Erinnerung habe. Es war nicht weit vom Millerntor entfernt und ein Katzensprung zum Hamburger Dom. Nach dem Frühstück fasste ich den Entschluss, dem Fanshop des FC St. Pauli einen Besuch abzustatten. Es war ein Samstagmorgen und ich begab mich in Richtung Harald-Stender-Platz 1, direkt zur Südtribüne des Millerntor-Stadions. Da gab es doch deutliche Parallelen zu meiner Heimatstadt. Als ich den Fanshop betrat, war ich überrascht, wie viele Menschen sich zu diesem Zeitpunkt schon darin befanden. Vor beiden Kassen hatte sich bereits eine Schlange gebildet.

Ich mochte den Club mit seinen Vereinsfarben Braun und Weiß schon immer, auch wenn ich damals eher ein Fußballtourist war. Besonders das eindrucksvolle Braun hatte es mir angetan. Erst sehr viel später wurden mir die Werte bewusst, für die dieser Verein stand. Ich war fest entschlossen, den Fanshop nicht mit leeren Händen zu verlassen. Nach einigem Suchen konnte ich schließlich Vollzug melden. Ich kaufte ein braunes T-Shirt, das ein rundes Emblem mit der Aufschrift „FC St. Pauli 1910” zierte. Nach dem Bezahlen an der Kasse erhielt ich eine Tüte, die heute den gesetzlichen Vorgaben nicht mehr entsprechen würde. Sie war braun und deutlich zu dick aus Plastik, zeigte einen Totenkopf und trug den Schriftzug „Die Straße trägt St. Pauli“. Dieser Schriftzug stand auch am Kragen meines T-Shirts. Die Tüte habe ich lange aufbewahrt, bis sie irgendwann bei einem Umzug verloren ging. Das T-Shirt besitze ich hingegen immer noch.
Mit diesen Gedanken mache ich mich am Samstag als BVB-Fan auf den Weg Richtung Hamburg. Auf dem braunen Shirt liegt inzwischen ein schwarzes Shirt der Grubenhelden mit der ersten Strophe des Steigerlieds. Die Zeit vergeht, aber die Erinnerung bleibt, und die Prioritäten verändern sich.
The Times they are A-Changing
Die Auswärtsfahrt findet am „Tag der Fußballgeschichte” statt, der dieses Jahr zum dritten Mal ausgerichtet wird. Die im Netzwerk organisierten Vereine führen unterschiedliche Aktionen durch. Die Fanabteilung des BVB und das Borusseum bieten deswegen in Zusammenarbeit mit dem St.-Pauli-Museum zum Spiel eine Sonderfahrt an. Vor Spielbeginn gibt es eine Veranstaltung mit einem Austausch über frühere freundschaftliche Begegnungen, an der auch ehemalige Spieler teilnehmen. Außerdem ist eine Museumsführung vorgesehen, bevor es in den Gästeblock geht.

Der Beginn einer neuen Saison ist wie eine Wundertüte. Sie birgt Hoffnung, aber auch Zweifel. Die letzten Spielzeiten dämpfen die Euphorie etwas. Zu oft waren es falsche Entscheidungen der Verantwortlichen, die kollektives Kopfschütteln auslösten. Das erneute Erreichen der Champions League birgt auch Gefahren, da die alten Probleme schnell unter den schwarzgelben Teppich gekehrt werden.
In der Arbeit generiert sich die Hoffnung
Irgendwie hat uns Niko Kovac dann doch den „Arsch“ gerettet. Unabhängig davon ist man froh, dass es wieder losgeht. Die Wochenenden waren in den letzten Wochen deutlich ereignisärmer. Lassen wir uns überraschen – hoffentlich nicht von der Straße, die St. Pauli trägt!
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