Warum es trotzdem eine geile Saison wird
Ja, okay. Die Niederlage gegen Hannover war äußerst bitter und der gesamte Saisonstart ist nun so durchwachsen wie ein Billig-Nackensteak von Lidl. Doch es sei daran erinnert, dass auch die gerne gegrillt werden – und dass dem BVB trotz allem eine geile Saison bevorsteht.
Machen wir uns bewusst: Maybe sie is not gonna be grandios. Aber mitunter begeisternd, dramatisch, emotional. So, wie wir den Fußball lieben.
Borussia spielt in der Champions League unter Europas besten Mannschaften und hat gleich mit dem ersten Heimspiel für einen Ekstase-Abend gesorgt. Den 13-fachen englischen Meister Arsenal über 70 Minuten dominiert, zum Teil an die Wand gespielt, jeden Ball von der Seitenlinie gekratzt. Dazu ein später Ausgleich durch einen Monsterschuss. Das haben wir schon erlebt, das kann uns niemand mehr nehmen. Und äußerst wenig spricht dafür, dass Borussia bei den nächsten internationalen Auftritten vom Gaspedal geht. Wir werden nach Marseille, Piräus und London reisen, wir werden Franzosen, Griechen und Engländer mit schwatzgelbem Support und der Zahl der Ausflügler beeindrucken. In London klingen ihnen schließlich noch die Ohren vom 13. September 2011.
Unsere junge Mannschaft wird an den Rückschlägen wachsen. Für hinzugekommene Leute wie Ilkay Gündogan (20), Moritz Leitner (18), Ivan Perisic (22) oder Chris Löwe (22) kann es hilfreich sein, wenn es nicht jede Woche um den Verbleib an der Bundesliga-Spitze mit geifernden Bayern im Nacken geht. Ihr Potenzial haben die Neuzugänge bereits angedeutet, man kann Jürgen Klopp und Michael Zorc bei ihrer Rekrutierung ziemlich gut vertrauen. Diesen Erkenntnisgewinn verzeichnen nicht die Fans aller Vereine. Könnte man sich ja mal in Hamburg umhören.
Mario Götze ist in seinem erst zweiten Jahr im Profikader ein Mann von internationaler Klasse. Das hat der 19-Jährige zuletzt mehrfach bei Joachim Löw bewiesen, zudem brachte er bereits im ersten Champions-League-Spiel englische Journalisten dazu, die Worte Magic und Wizadry in ihre Laptops einzutippen. Fernab des entsetzlichen Boulevard-Hypes um seine Person, wird Götze den BVB-Fans in diesem Jahr noch viel Freude bereiten.
Ebenso Shinji Kagawa. In Hannover kam der Japaner endlich wieder zum Torabschluss – es war in der Liga das erste Mal seit dem 16. Spieltag der Vorsaison. Seine Bewegungsabläufe verbessern sich. Spätestens zum Derby wird Kagawa wieder der Alte sein. Wenn die letzten Anti-Neuer-Spruchbänder abgehängt sind, wird man das auch in GE mit Gruseln erwarten.
Deutlich wurde zwar zuletzt, dass sich die Gegner besser auf die Dortmunder Spielweise eingestellt haben. Wenn aber erst Lucas Barrios zurück ist, kann er den Unterschied machen, Partien wie im Meisterjahr alleine entscheiden, Abwehrreihen zerstäuben.
Bald wird sich auch die nach Nuri Sahins Abschied geschwächte Doppelsechs einspielen und Sven Bender wieder radikal jeden gegnerischen Zehner auf die Doppelnull schicken.
Gegen Hamburg und Arsenal haben die Schwatzgelben demonstriert, dass sie den fulminanten Powerfußball noch beherrschen. Zeugnis einer intakten Mannschaft war nicht zuletzt der Jubel nach dem 1:1 gegen die Londoner, als sich ein wildes Rudel zur Seitenlinie aufmachte, um sich untereinander sowie Trainer Klopp und Gegentorverursacher Sebastian Kehl zu herzen. Es stimmt in Dortmund.
Vielleicht holen wir dieses Jahr keinen Titel. Das tun 15 bis 17 Bundesligisten nicht. Doch einen BVB in der Champions League, im DFB-Pokal und im oberen deutschen Tabellenviertel bekommen wir. Wenn das mal nicht genug Rock'n'Roll ist.
borussiamaniac, 20.9.2011