Endlich wieder Zahlen... ? Die Bilanz-Pressekonferenz 2010/11
Nach Schallattacken, Schiedsrichterdiskussionen und Sperren durften gestern endlich mal wieder die Zahlen sprechen. Wo sind die Zeiten hin, als man bei einer Bilanz-Pressekonferenz nur einen Stehplatz kriegte? Aber der BVB war mittlerweile in einem ruhigen Fahrwasser gelandet und so verloren sich ca. 35 Redakteure im Pressebereich von Borussia Dortmund und lauschten den Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2010/11.
Wie zu jeder Pressekonferenz begrüßte Pressesprecher Josef Schneck die anwesenden Personen und übergab gleich an den Geschäftsführer Aki Watzke. Dieser stellte dann fest, je besser die Zahlen sind, desto weniger Pressevertreter finden sich ein. Das vergangene Geschäftsjahr war nicht nur sportlich mit der Deutschen Meisterschaft ein Erfolg, sondern auch wirtschaftlich top. So konnte man in der 102-jährigen BVB-Geschichte neue Rekorde vermelden. Nicht nur der Umsatz war so hoch wie noch nie, sondern man konnte mit einem Gewinn von rund 12 Mio. Euro eine einmalige Zahl präsentieren. Allerdings war diese Zahl nur vor Abzug der Steuern, am Ende blieb ein Jahresergebnis bei der KGaA von rund 9,5 Mio. Euro. Auch ohne den Sahinwechsel hätte man in diesem Jahr einen deutlichen Gewinn erwirtschaftet. Durch diesen Gewinn stieg das Eigenkapital in der KGaA auf 98,5 Mio. Euro und die Verbindlichkeiten wurden um rund 3 Mio. Euro auf 56 Mio. Euro gesenkt (in derKGaA). Dem gegenüber stehen aber auch noch liquide Mittel, eigene Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände, so dass die Nettoverbindlichkeiten wohl auf unter 40 Mio. Euro gedrückt werden konnte.
Auf der Kostenseite stiegen die Personalaufwendungen um 13 Mio. Euro auf rund 57 Mio.Euro, welches im größten Teil durch den Kader verursacht wurde. Zwar habe man nur mit rund 34,5 Mio. Euro in diesem Bereich gerechnet (der Wert wäre bei einem Punktestand von 57 Punkten entstanden), aber durch die Meisterschaft, die 19 Punkte mehr in der Bundesliga und die 09 Punkte in der Europa League stiegen die Ausgaben in diesem Bereich auf ca. 43 Mio. Euro an. Hierbei sollte man auch erwähnen, dass die Festangestellten beim BVB ebenfalls eine Meisterprämie erhalten haben.
Nach den Zahlen ging er auf die Strategie ein und wiederholte, dass man auch schon im letzten Geschäftsjahr einen Gewinn durch Tranfers erzielen konnte, auf diesen aber aufgrund der Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft verzichtet hat. Dass da am Ende die Meisterschaft heraus kam, konnte keiner, auch Watzke nicht, ahnen. Und man werde weiter seinen Stil fortführen. Man holt junge Spieler wie z.B. Gündogan, Löwe oder Leitner und baut mit ihnen eine Mannschaft auf. Dabei sagte er, dass man eigentlich kein Ausbildungsverein mehr ist. Denn die würden ihre besten Spieler bekanntlich verkaufen müssen, diesen Weg geht der BVB nicht. Und bis auf Nuri Sahin ist dies in dieser Saison ja gelungen.
Zum Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr meinte Aki Watzke, man werde weiterhin keine Fremdkapital aufnehmen und man rechne, wenn es keine besonderen Ausfälle gibt, erneut mit einem sehr ordentlichen Ergebnis. Geplant werde mit der Gruppenphase in der Champions League, der 2. Runde im DFB-Pokal und mit einem Punkteertrag von rund 60 Punkten in der Bundesliga. Dadurch würde der Kader in dieser Saison 40,5 Mio.Euro kosten. Eine Dividende wird vorläufig nicht ausgeschüttet, da aufgrund der Beinahe-Insolvenz beim BVB Investitionen liegen geblieben sind, die nun abgebaut werden müssen. In diesem Jahr beschäftigten sich die auf dasTrainingsgelände und dem Stadion. „Aber den Aktionismus, alles, was dazu kommt, in die Mannschaft zu investieren, wird es bei uns nicht geben", bekräftigte der Vorsitzende der Geschäftsführung. „Wir wollen weiterhin moderat Verbindlichkeiten abbauen und notwendige Investitionen in das Stadion tätigen." Bei Fragen bezüglich 50%+1, dem neuen TV-Vertrag und die strickte Zusammenarbeit mit Sky verwies Aki Watzke auf die DFL, die dafür Ansprechpartner sei und wo der BVB nur einer von 36 Stimmen hat. Bezüglich der TV-Gelder habe man der DFL ein Modell vorgelegt. Die Entscheidung liege nun bei der DFL.
Die Maxime des Vereins lautet weiterhin "Maximaler sportlicher Erfolg unter Verzicht auf neue Schulden." Man ist personell für die nächsten Jahre gut gerüstet und im Verein schlummern ja noch stille Reserven. Die bezog er auf die Mannschaft, die im Anlagevermögen mit 19 Mio. Euro aufgeführt ist, aber z.B. bei gewissen Seiten im Internet deutlich höheren Wert hat. Auch ist das Westfalenstadion sicherlich mehr wert als es im Anlagevermögen ausgewiesen ist. Die dritte stille Reserve ist die Marke BVB selber, die ja nicht in der Bilanz auftaucht, aber im deutschen Fußball einen Wert hat. Trotzdem bliebe man weiterhin westfälisch bescheiden.
Als nächstes meldete sich der zweite Geschäftsführer, Thomas Treß, zu Wort und stellte die Zahlen vor (Vorsicht trocken). Die Präsentation kann man auch von der Aktien-Seite des BVB runterladen. Die Umsatzerlöse stiegen im Einzelabschluss von 100,9 Mio. Euro im Vorjahr auf nun 136,4 Mio. Euro und im Konzernabschluss von 110,1 Mio. Euro im Vorjahr auf 151,5 Mio. Euro. Mit einem Ergebnis vor Steuern (EBT) von 12,0 Mio. Euro (Im Vorjahr -2,7 Mio. Euro) im Einzelabschluss sowie 9,5 Mio. Euro (Im Vorjahr -6,2 Mio. Euro) im Konzernabschluss bei gleichzeitigem Erreichen der deutschen Meisterschaft dokumentiert Borussia Dortmund, dass sportlicher und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand gehen können.
Borussia Dortmund erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Jahresüberschuss von 9,5 Mio. Euro (Im Vorjahr -2,8 Mio. Euro) und im Konzernabschluss von 5,4 Mio. Euro (Im Vorjahr -6,1 Mio. Euro). Die Abweichung des Jahresergebnisses im Einzelabschluss von dem nach International Financial Reporting Standards (IFRS) ermittelten Konzernergebnis resultiert im Wesentlichen, wie auch in den letzten Jahren zuvor, aus nicht liquiditätswirksamen erhöhten Abschreibungen auf das Stadion. Die Verbindlichkeiten der Gesellschaft im Einzelabschluss haben sich von 59,2 Mio.Euro um 3,1 Mio. Euro auf 56,1 Mio. Euro verringert. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich auf 23,0 Mio. Euro (Im Vorjahr 9,3 Mio. Euro) im Einzelabschluss und 32,4 Mio. Euro (Im Vorjahr 16,7Mio. Euro) im Konzernabschluss.
Die Umsatzerlöse in Höhe von insgesamt 136,4 Mio. Euro (Im Vorjahr 100,9 Euro) betreffen im Einzelabschluss mit 27,7 Mio. Euro (Im Vorjahr 23,4 Mio. Euro) Spielbetrieb, 32,1 Mio. Euro (Im Vorjahr 21,1 Mio. Euro) TV-Vermarktung, 49,9 Mio. Euro (Im Vorjahr 38,9 Mio. Euro) Werbung, 13,0 Mio. Euro (Im Vorjahr 4,9 Mio. Euro)Transfer und 13,7 Mio. Euro (Im Vorjahr 12,6 Mio. Euro) Handel/Conference/Catering. Die Zahlen für die TV-Vermarktung stiegen vor allem durch den Aufstieg von Platz acht auf Platz zwei in der TV-Rankingliste, was unter Berücksichtigung der Schlussplatzierungsprämie alleine 6,6 Mio. Euro an Mehreinnahmen zur Folge hatte. Die Gesamtleistung der Gesellschaft steigerte sich im Einzelabschluss von 103,3 Mio. Euro um 37,2 Mio. Euro auf 140,5 Mio. Euro. Die sonstigen betrieblichen Erträge im Einzelabschluss haben sich von 2,4 Mio. Euro um 1,7 Mio. Euro auf 4,1 Mio. Euro erhöht. Die Personalaufwendungen der Gesellschaft im Einzelabschluss erhöhten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr von 44,6 Mio. Euro um 12,8 Mio. Euro auf 57,4 Mio.Euro. Die Abschreibungen stiegen im Einzelabschluss von 10,3 Mio. Euro um 0,3 Mio. Euro auf 10,6 Mio. Euro. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen im Einzelabschluss haben sich im Vergleich zum Vorjahr von 49,4 Mio. Euro um 10,7Mio. Euro auf 60,1 Mio. Euro erhöht. Das Finanzergebnis der Gesellschaft verbesserte sich von -1,6 Mio. Euro um 1,2 Mio. Euro auf -0,4 Mio. Euro.
Am Ende konnte man als BVB-Fan diese Veranstaltung beruhigt verlassen und/oder eine Tasse Erbsensuppe essen, welche der BVB den anwesenden Reporter bereit gestellt hatte. Anscheinend vergisst die aktuelle Geschäftsführung trotz des Erfolges nicht, wo man hergekommen ist.
Bilder von der Pressekonferenz
CHS, 30.08.2011