Ein Länderspiel im August - geht es noch ?
Am Mittwoch, so gegen 22.30 Uhr wurde es abgepfiffen, das erste Länderspiel der aktuellen Saison. Und ja, wir haben seit 18 Jahren mal wieder gegen die brasilianische Selecao gewonnen. Bis kurz vor Ende der Partie auch mit dabei waren zwei Spieler des deutschen Meisters Borussia Dortmund. Doch man muss sich wirklich ernsthaft die Frage stellen: Brauchte das eigentlich jemand?
Schauen wir uns doch mal in den großen Europäischen Ligen um: In der heimischen Bundesliga wurde, ebenso wie in Frankreich, gerade ein Spieltag absolviert. In England steht der erste Spieltag gerade erst an, in Italien starte die Serie A erst am Wochenende rund um den 27.08 und in Spanien und Portugal eine Woche vorher. Die Situation ist folgende: Die Trainer arbeiten darauf hin, die Mannschaft in eine gute Verfassung zu bringen und die Saison gut anzugehen. Und dann das: Die nationalen Verbände kommen daher und beordern teilweise mehr als zehn Spieler zu den jeweiligen Nationalteams ab. Mit Verlaub gesagt, das ist ein Unding. Hinzu kommen geradezu lächerlich weite Reisen von Europa nach Südamerika oder Asien.
Aus sportlicher Sicht ist es ein Unding und richtig schlimm wird es dann noch, wenn ein Spieler von diesen Spielen mit einer schweren Verletzung zurückkommt und möglicherweise längere Zeit ausfällt. Dann steht man vor der paradoxen Situation, dass der Spieler noch nicht ein einziges Pflichtspiel in der neuen Saison gespielt hat, aber aufgrund der Abstellungspflicht lange ausfällt.
So verständlich es ist, dass die Nationalmannschaften ihre Spieler nicht nur zu den Qualifikationsspielen und zu den großen Turnieren zusammen haben wollen, so unverständlich ist es, dies auf den Rücken der Vereine auszutragen. Es wirkt fast schon so, als ob die Verbände ihre eigenen Interesse durchsetzen und nicht wie es eigentlich ja sein sollte. Denn die primäre Aufgabe sollte es doch sein, Vereine und deren Profis zu unterstützen.
So ist es kein Wunder, dass die großen Clubs immer öfter ein Mitspracherecht fordern um Ihre eigenen Interessen zu wahren. Michael Zorc sprach sogar davon, dass die großen Clubs der Welt sich in naher Zukunft zusammentun würden um ein größeres Mitspracherecht der Vereine bei der Gestaltung des internationalen Terminkalenders zu erreichen.
Natürlich wäre es blauäugig anzunehmen, dass es bei den Forderungen der Clubs, ebenso wie auf der anderen Seite, nur um sportliche Dinge, wie zum Beispiel eine ungestörte Saisonvorbereitung, geht. Auf beiden Seiten stehen natürlich handfeste finanzielle Aspekte im Raum, denn es ist ja nicht so, dass die Verbände diese Spiele aus lauter Lust und Laune veranstalten. Mit Spielen der Nationalmannschaft lässt sich nämlich mittlerweile auch eine ganze Menge verdienen.
Als Fußballfan bleibt die Hoffnung, beide Seiten mögen sich an einen Tisch setzen und vernünftig miteinander reden. Denn es wäre doch schöner, wenn man bei zukünftigen Länderspielen nicht von vornherein sagen muss: „Deutschland gegen Brasilien, das sinnvollste Spiel des Jahres."
Die Verbände sollen schließlich nicht vergessen, woher die Spieler für diese lukrativen Partien kommen.
Denn solche Länderspieltage wie am Mittwoch, unmittelbar vor Beginn beziehungsweise nach dem ersten Spieltag der Vereinssaison, braucht ja nun wirklich niemand.
kha, 11.08.2011