Pro und Contra Neuregelung bei den Dauerkarten
Neue Saison, neue Dauerkarte. Doch zur Titelverteidigung 2011/12 hat der BVB sich mal wieder etwas Neues einfallen lassen. Anstatt wie bislang die Plätze für die internationalen und deutschen Pokalspiele eine gewisse Zeit für die Dauerkarteninhaber zu reservieren, muss man sich beim Erwerb der Dauerkarte direkt entscheiden, ob man die Heimspiele im DFB-Pokal und/oder der Champions und Eruopa League für die gesamte Saison buchen möchte.
Diese Regelung hat für große Diskussionen gesorgt, insbesondere weil Inhaber von Süddauerkarten mit Option für einen Sitzplatz bei internationalen Spielen diese Option dauerhaft verlieren sollen, wenn sie sich entscheiden, sie in dieser Saison nicht wahrzunehmen. Daher haben wir uns entschlossen, dieses kontroverse Thema in gewohnter Weise von zwei Redakteuren in einem Pro/Contra Text aufarbeiten zu lassen.
Web: Eine gerechte Regelung mit vielen Vorteilen
Die DFB und Europapokalspiele zu Beginn der Saison en bloc zu buchen bringt für den Fan viele Vorteile, insbesondere wenn er nicht direkt in Dortmund wohnt. Man spart sich die hohen Portokosten oder den Weg zur und das Anstellen in der Geschäftsstelle. Der BVB verlangt ja für den Versand von Karten überteuerte 6 €, so dass über den Verlauf einer hoffentlich erfolgreichen Spielzeit in DFB-Pokal und Europacup schon ein erheblicher Betrag zusammen kommt, wenn man sich die Karten jeweils zuschicken lassen muss. Doch auch der Besuch der Geschäftsstelle ist oft mit ärgerlichem langen Anstehen verbunden.
Zudem braucht man angenehmer Weise die ganze Saison über für Heimspiele nur die eine Karte. Ebenso fällt die Gefahr, mal einen VVK-Termin zu verpassen, für die vielbeschäftigten oder einfach schusseligen Fans weg.
Auch die Regelung, dass Fans auf der Südtribüne ihre Option verlieren, wenn sie sich dafür entscheiden, sie nicht wahrzunehmen, ist korrekt. Klar ist das für einige alteingesessene (oder gestandene) Südtribünenbewohner ein Ärgernis, wenn sie ihre reservierten Plätze abtreten müssen. Doch es gibt viele ebenso treue Fans, die auf der Warteliste für die Erteilung einer Option stehen und nun zum Zuge kommen. Diese Leute wollen ihre Dauerkarte auch wirklich als solche nutzen und zu allen Heimspielen kommen.
Es dürfte eine erfrischende Änderung für viele auf der Süd sein, wenn zukünftig vermehrt bekannte Gesichter auch bei den Spielen unter der Woche in ihrer Umgebung anzutreffen sind. Denn viele haben ihre Option ja gehalten, obwohl sie keine Lust oder keine Möglichkeit haben, unter der Woche den Weg in den Tempel zu finden. Deshalb haben sie die Karten für diese Spiele weiterverkauft, so dass auf der Südtribüne viele Leute anzutreffen waren, die man dort sonst nie sieht.
Daher sind die Interessen der Dauerkartenbesitzer ohne Option, die auf der Warteliste stehen, gewichtiger, als das Ärgernis für Leute die bislang eine Option hatten, ohne diese auch wahrzunehmen. Wer in der übernächsten Saison plant, wieder Pokal und (hoffentlich) Europapokal zu gucken, kann ja wieder auf die Warteliste hoffen. Durch die Neuregelung dürfte sich die Fluktuation ja deutlich erhöhen, so dass die Chance nicht so schlecht steht, seine geliebte Option gleich wieder zurück zu bekommen.
Aus diesen Gründen sehe ich die Änderung positiv und führe die Meckerei über sie eher darauf zurück, dass Fußballfans verdammt konservativ sind, was ihre Leidenschaft angeht und daher jeder Veränderung erstmal mit Misstrauen begegnen. Das ist sicher in vielen Fällen auch angebracht, sollte aber nicht dazu führen, dass auch gute Neuerungen verdammt werden, bloß weil sie von liebgewonnenen Gewohnheiten abweichen.
Jütty: Eine Regelung mit Schönheitsfehlern, Mängeln und Risiken
Zwar wird es den ein oder anderen Eintrittskartensammler geben, dem zukünftig die Europa- und DFB-Pokal Karten fehlen werden, dass der BVB nun Zusatzspiele auf die Dauerkarte buchen wird, ist jedoch zweifelsfrei ein begrüßenswerter Schritt. Auch insgesamt liest sich das neue Dauerkartensystem erst einmal gut, leider gibt es aber ein paar Punkte, die mir nicht sonderlich gefallen.
Zunächst einmal wäre da die Situation im Süden zu nennen, wo teilweise wenig fan- bzw. kundenfreundlich gehandelt wird. Natürlich soll die Option möglichst an Leute vergeben werden, die diese auch wahrnehmen wollen und können. Dass der BVB nun aber jedem Fan, der seine Option einmal nicht zieht, eben diese sofort entzieht, zeugt von wenig Fingerspitzengefühl. Es wäre gegenüber den Fans, die mit vorhandener Option ja schon mindesten knappe 10 Jahre auf der Südtribüne stehen, wesentlich fairer, wenn man es so handhaben würde, dass diese z.B. einmal in fünf (Europapokal-) Jahren auf die Wahrnehmung ihre Option verzichten dürften.
Ein Jahr im Ausland, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Berufliche Veränderung. Es gibt viele Gründe wieso es für Fans legitimen sein kann mal für ein Jahr auf die Option zu verzichten. Da man ihnen aber die Pistole auf die Brust setzt, dürfen diese nur zwischen zwei schlechten Möglichkeiten wählen. Entweder kaufen sie zusätzliche Karten, die sie nicht benötigen, oder sie lassen ihre Option verfallen ohne zu wissen wann Sie wieder eine Chance darauf haben werden. Hier wäre etwas mehr Toleranz wünschenswert.
Darüber hinaus könnten in Zukunft weit mehr Fans vor eine harte Entscheidung gestellt werden. In der kommenden Saison werden die Kartenpreise in der Champions League dem normalen Bundesligapreis entsprechen, bzw. in der Gruppenphase etwas darunter und in einer möglichen KO-Phase auf der Süd womöglich etwas darüber. Dies ist sehr lobenswert und entspricht in etwa dem, was wir Fans fordern.
Wenn man sich jedoch bei anderen Vereinen umguckt, welche regelmäßig Champions League spielen, sieht man welche verrückten Kartenpreise teilweise aufgerufen werden. Auch in Deutschland kosteten Karten im eigentlichen Stehplatzbereich für Dauerkarteninhaber weit über 20, teilweise sogar über 30€. Schon ab der Gruppenphase wohlgemerkt. Zwar gibt es beim BVB derzeit keinen Grund zu Sorge, aber wer weiß schon wie es in 2-3 Jahren aussieht? Was ist, wenn dann Karten in der Gruppenphase im normalen Rahmen liegen, ab der KO-Phase aber weit darüber? Wünscht man sich als Fan dann noch eine Option, bei der man sich verpflichtet sämtliche Spiele abzunehmen?
Auch Fans, die z.B. in Schichten arbeiten oder im Einzelhandel tätig sind und zwar CL-Spiele um 20:45Uhr besuchen können, EL-Spiele um 19:00Uhr hingegen nicht, sind sicherlich nicht sonderlich erfreut darüber sich für alle Spiele verpflichten müssen.
Um nicht Angst haben zu müssen, dass man irgendwann Katzen im Sack kauft wäre es wünschenswert, dass wir Fans die Möglichkeit bekommen einzelne Karten nicht abzunehmen. Dies wäre natürlich nur dann machbar, wenn zwischen der Auslosung und dem Spiel genügend Zeit liegt, in der Regel sollte es aber durchführbar sein, uns 1-2 Tage Zeit einzuräumen um per E-Mail oder Fax anzukündigen, dass man für Spiel XY keine Karte benötigt. Meinetwegen auch hier mit der Regelung, dass man die Option verliert, wenn man weniger als 80% der Karten abnimmt und auch gegen eine kleine Bearbeitungsgebühr für das Abbestellen der Karte hätte ich nichts einzuwenden.
Passend zum Thema „Katzen sackweise erwerben“ möchte ich auch kurz nach GE blicken: Dort gibt es ein ähnliches Dauerkartensystem und diejenigen, die das nationale Paket auf ihrer Dauerkarte gebucht haben, müssen nun auch Karten für den nur bedingt beliebten und in der Sommerpause liegenden Supercup bezahlen. Das dürften die meisten Blauen bei Abschluss des Optionspakets nicht auf der Rechnung gehabt haben. Nicht wenige haben jetzt wohl eine Karte für ein Spiel, auf das sie keine Lust haben oder bei dem sie gar im Urlaub sein werden.
Und wo gerade so nett über das Dauerkartensystem gemeckert wird, möchte ich auch noch einen Punkt einbringen, der schon seit einigen Jahren eher suboptimal läuft: Wieso wird den Dauerkartenbesitzern von der Südtribüne, die aufgrund des Sitzplatzzwangs keine Option auf der Süd bekommen können, nicht eine Option für eine der anderen Tribünen angeboten? Gerade wo der BVB ja ankündigt, dass die Tageskarten in der Champions League möglicherweise mit einem Topspielzuschlag verkauft werden sollen, wäre es nur fair, wenn wirklich jeder Dauerkarteninhaber vorab die Chance auf preiswertere Karten hätte.
Ich hoffe der BVB überdenkt dieses System mittelfristig noch einmal in manch einem Punkt und kommt seinen treuen Fans etwas mehr entgegen.