Geschichte wird lebendig - Ein Gang durchs Borusseum
Um 17 Uhr war es soweit! Borussia Dortmund stellte sein neues Museum vor: das Borusseum. Was vor vier Jahren als ein Hirngespinst einer Projektgruppe der Fanabteilung begonnen hat, ist endlich Realität. Aber bevor man die geheiligten Hallen betreten durfte, war erst einmal die Pflicht angesagt.
Zunächst begrüßte BVB-Pressesprecher Josef Schneck die anwesenden Medienvertreter im Presseraum des Westfalenstations. Dort, wo sonst immer die beiden Trainer saßen, durften heute der BVB-Präsident Dr. Reinhard Rauball und sein Schatzmeister Dr. Reinhold Lunow Platz nehmen. Nach der üblichen Begrüßung und dem Dank an die Medienvertreter für die faire Berichterstattung in diesem Jahr übergab der Pressesprecher das Wort an den BVB-Präsidenten, der anschließend erklärte, dass nach den ganzen Ausblicken in die Zukunft nun ein Blick in die Vergangenheit an der Reihe sei. Ohne viele Worte gab er danach an Dr. Lunow ab, der bekanntlich für die Fertigstellung des Borusseums verantwortlich ist.
Dieser bedankte sich bei über 1000 Spendern, den Mitarbeitern von facts+fiction, die für das Konzept und die Realisierung verantwortlich waren. Ebenfalls dankte er den vielen Helfern und Sachspendern, ohne die das Borusseum nicht fertig gestellt werden konnte. Ausdrücklich genannt wurde auch die BVB-Fanabteilung und ihr ehemaliger Vorsitzender Olaf Suplicki, ohne dessen Hartnäckigkeit das Borusseum wohl nicht so schnell entstanden wäre. Nach dieser kurzen Einleitung bekam jeder Medienvertreter eine Mappe mit Informationen zum Borusseum und durfte sich dann in die heiligen Hallen begeben. Beim Betreten wurde man von einem Traum in schwarz und gelb erschlagen!
Zur Linken findet man die Spenderwand, auf der noch nicht alle der knapp tausend Spender verewigt sind. Auf dem Boden sind zwar Richtungspfeile angebracht, aber wer hält sich bei diesem Überwältigenden Angebot schon daran? Der erste Weg geht zur BVB-Geburtsstätte: der Insel BORSIGPLATZ. Der Nachbau der Gaststätte "Zum Wildschütz" ist recht spartanisch eingerichtet, aber man erfährt viele interessante Sachen zur Gründung, zur Beziehung des BVB zum Borsigplatz und natürlich hängt dort eine Replik des ersten BVB-Trikots, das heute viele Fans erschaudern lässt.
Weiter geht es dann zur ersten Spielstätte: der Insel WEISSE WIESE. Dieses ganz in Weiß gehaltene Gebilde klärt über den Ursprung des Namens auf und hält viele weitere Informationen bereit. In der Mitte der Insel sind drei maßgebende Personen abgebildet: BVB-Präsident Schwaben, Dortmunds erster Nationalspieler August Lenz und Fritz Thelen, Borussias erster richtige Trainer.
Die nächste Insel nennt sich ROTE ERDE und ist natürlich Dortmunds zweiter Spielstätte gewidmet. Dort gibt es die ersten großen Erfolge zu bewundern, allerdings auch schwarze Flecken der BVB-Vergangenheit, wie den BVB-Abstieg.
Weiter geht es zur dritten Spielstätte und vierten Insel: dem WESTFALENSTADION. Man wird von einem großen W begrüßt, das einst leuchtend an der Nordtribüne prangte und den Schriftzug „Westfalenstadion“ anführte. In der Mitte schwebt eine Kugel mit dem Modell des alten Westfalenstadions. Neben weiteren Fundstücken aus der BVB-Geschichte steht dort auch einen Bildschirm, auf dem man die einzelnen BVB-Stationen bewundern kann. Weiter geht es zu einem kleinen Kasten, auf dem man die schönsten Derbymomente erleben kann. Merkwürdigerweise wird dort am häufigsten die Zahl 2007 gedrückt...
Es folgt die „Wall of Fame“, auf der man künftig verdiente Spieler und Mannschaften bewundern kann. Links davon geht es zum Kino, in dem auf der Leinwand historische BVB-Momente zu sehen sind. Seitlich hängt eine riesige Pinwand. Es handelt sich hierbei um die Dauerkartenverwaltung des ehemaligen BVB-Geschäftsführer Walter Maahs, auf der jeder einzelne Verkaufte Dauerkartenplatz manuell gekennzeichnet wurde. Nach dem man das Kino verlassen hat, fällt auf der rechten Seite eine riesige Europakarte auf (Tokio gehört da auch zu Europa). Dort sind die einzelnen Stationen des BVB im Europapokal markiert.
Als nächste Insel findet man die SCHATZKAMMER, in der man ehrfurchtsvoll vor den Pokalen der größten Triumphe verharren kann (DFB-Pokal, Meisterschale, Europapokal Champions-League Pokal sowie den Weltpokal), die durch den schwarzen Hintergrund der Insel besonders hervorgehoben werden. Aber auch von außen gibt es an dieser Insel reichlich zu sehen. Pokale, Geschenke und Ehrentafeln aus den vergangenen 99 Jahren werden dort präsentiert.
Von dort geht es anschließend zur sechsten und letzten Insel, dem „BVBrain“. Diese Multimedia-Insel besteht aus vier Terminals. Zwei Terminals verbinden den Besucher zu einer BVB-Wikipedia-Seite, wo man allerlei Wissenswertes über den BVB erfahren kann. Diese Seite ist noch im Aufbau und wird ständig erweitert. Außerdem gibt es dort ein Video-Gästebuch, in dem man sich verewigen kann. Zwischen dieser und der ersten Insel befindet sich das BVB-Quiz, bei dem man sein BVB-Wissen überprüfen kann.
ehen wir nun zur letzten, der größten Attraktion: der GELBEN WAND. Diese Wand widmet sich der zweiten großen Säule des Borusseums - der Dortmunder Fankultur. Auf 36 Metern erstrahlt die Dortmunder Südtribüne. Ganz außen findet man die Station „Spielkommentierung“, an der man Spielszenen mit dem passenden Kommentar versehen kann. Daneben betritt man die schwarzgelbe Kammer, in der Fanutensilien aus allen Epochen ausgestellt sind. Die Fanhistorie kann man an einer weiteren Station verfolgen. Bevor man sich einzelne Choreografien der Vergangenheit anschauen kann, hat man die Möglichkeit, acht Würfel an dieser Gelben Wand zu bewegen. Dort werden maßgebliche Fanpersönlichkeiten in Bild und Text vorgestellt. Ein Highlight ist dabei das Bild von Petra Stüker, die man sicherlich nur schwerlich wiedererkennen wird. Der nächste Raum dieser Wand gilt den Ritualen und Geschichten der Fans. In 63 Regalfächern kann man über persönliche Erlebnisse, Anekdoten und Spieltagsrituale lesen. Ganz außen an dieser Gelben Wand findet man die Karaoke-Box, in der man bekannte BVB-Lieder nachsingen kann und dafür Punkte erhält. Dies kann man alleine oder mit einer zweiten Person machen, allerdings sollte man dabei gute Nerven haben, denn das Singen ist nicht Jedermanns (oder Frau) Sache.
Was bleibt von diesem ersten Durchgang in Erinnerung? Sicherlich reichen die zwei Stunden, die man gestern dort verbracht hat, nicht aus, um alles gesehen zu haben. Auch unterscheidet sich das Borusseum von den meisten anderen Museen, denn man schaut sich nicht nur eine Ausstellung an, man erlebt sie einfach intensiv. Ganz bestimmt muss man nicht unbedingt BVB-Fan sein, um von diesem Museum fasziniert zu sein. Wenn man das Borusseum verlässt, weiß man auch als Außenstehender, warum so viele Menschen an diesem Verein, an Borussia Dortmund hängen. An jeder Ecke des Borusseums spürt man die Liebe der Fans, die diesen Verein umgibt.
Das einzige, was man dem Borusseum vorwerfen muss ist, dass man 99 Jahre darauf warten musste. Daher bleibt einfach nur der Dank an die Verantwortlichen, die Sponsoren und die Helfer, die es geschafft haben, in den letzten vier Jahren dieses Kronjuwel zu schaffen.
DANKE!
PS.: Wer mehr zum Borusseum wissen möchte, kann unser Interview mit Dr. Lunow und Martin Sinken nachlesen oder er geht auf www.borusseum.de und erfährt dort alles Wissenswerte. Weitere Bilder vom Borusseum gibt es auf unseren Fotoseiten.