...Olaf Suplicki (Teil 3): "Wir haben Tag und Nacht Borussia gelebt"
Im dritten und letzten Teil unseres Interviews sprechen wir mit Olaf Suplicki über Profil und Zukunft der Fanabteilung, zukünftige Ziele und seinen angekündigten Rücktritt. Außerdem fragen wir nach, was die Zukunft so bringen wird und wie die Außendarstellung der Abteilung verbessert werden soll.
schwatzgelb.de: Ist die Fanabteilung besser als ihr Ruf?
Olaf Suplicki: Auf jeden Fall. Also, ich denke schon, dass man gar nicht weiß, was da geleistet wird. Wenn ich alleine das sehe: Du bist unterwegs und setzt das Thema „Großplakate an der B1“ auf die Schiene. Dann haben wir eine Woche lang Bewerbungsgespräche mit den Fanbeauftragten durchgeführt. Einen anderen Abend haben wir Fanbeirat Sitzung. Dann ist am Wochenende Auswärtsspiel, wo viele von uns wieder vor Ort sein werden. Ab und zu hast du einen Sonderzug und zwischendurch hast du Sicherheitsbesprechungen, die Du im Haus Borussia führst. Es gibt Stadionverbote, da ruft dich die Polizei an. Es gibt 1000 Dinge, die wir tun, die wir machen, wo wir 100% Einsatz für Borussia zeigen. Nehmen wir mal das Sommerfest in der Sommerpause. Es ist ja nicht so, dass man ein Sommerfest macht und dann kommen da 1000 Leute hin. Du musst für Getränke sorgen, du musst das Drumherum organisieren. Du machst eine Tombola. Da sind 1000 Sachen, die erledigt werden müssen. Und das geht nur in einem gut funktionierenden Team. Und ich denke schon, dass die Fanabteilung zu wenige Mitglieder hat. Das, was ich vorhin schon sagte zum Thema Mitgliederzahl. Ich denke, wenn mal dahinter geschaut würde, was hier geleistet wird, da hätten wir auf einen Schlag gleich die doppelte Mitgliederzahl. Das ist eigentlich unglaublich und unvorstellbar. Aber das wird man nur merken, wenn man selber da arbeitet und sich mal ein Bild davon macht, was da los ist. Da bist du rund um die Uhr auch mit Schwarzgelb beschäftigt. Ich kann mich in den letzten drei Jahren nicht an einen Tag erinnern, wo ich wegen Borussia Dortmund nicht wenigstens drei, vier oder fünf Telefonate geführt hätte. Oder irgendwas versucht hätte zu machen für den BVB. Also, dass muss man schon sagen, meine Freizeit ist da natürlich gegen Null gesunken. Meine Kinder haben mich auch weniger gesehen und das ist schon hart. Und wenn Du dann in der Phase, wo Du weißt, Du engagierst Dich wirklich bis aufs Blut, dann immer noch auf die Nase kriegst, dann kann irgendwas nicht stimmig sein. Aber wir versuchen natürlich viel. Wir haben jetzt unsere Projektgruppe Basisarbeit, die viel dafür tut, die Fanabteilung in einem guten Licht da stehen zu lassen. Ich glaube, dass mittlerweile auch eine größere Akzeptanz da ist, als noch vor ein, zwei Jahren. Oder vielleicht auch als noch im Dezember, wo die van Marwijk Nummer war. Ich denke, wir haben mittlerweile eine klare Position innerhalb der Fanszene gefunden. Wir werden akzeptiert und vor allen Dingen auch respektiert. Das finde ich ganz gut.
schwatzgelb.de: Gerade im Bereich Öffentlichkeitsarbeit oder Außendarstellung kann die Fanabteilung noch zu legen. Gibst Du mir Recht?
Olaf Suplicki: Hundertprozentig! Dabei muss man immer wieder sagen: Wir machen das alle ehrenamtlich! Wir haben keinen PR Manager, der für uns rausgeht und sagt „Ich bearbeite eure Website“. Wir suchen händeringend Leute, die Grafiken für uns erstellen. Die die Website für uns in Ordnung halten. Da kommen dann so Sachen, wie das seit einer Woche keine Aktualisierung auf der Website stattfand. Wie soll es denn gehen, wenn das alles ehrenamtliche Leute sind? Ich hätte auch gerne einen, wo ich mir das Telefon nehme und dann sagen kann „Pass mal auf, dies auf die Website, jenes auf die Website. Das muss gemacht werden, das muss gemacht werden.“ Haben wir aber nicht! Das ist alles Handarbeit, das ist alles ehrenamtliche Arbeit. Wir haben hundertprozentig noch zuzulegen. In allen Bereichen! Das geht beim Fantreffen los und hört vielleicht bei der Website auf. In allen Bereichen haben wir zu zulegen. Aber wie willst Du es denn noch machen?
"Wir müssen noch verstärkter an die Basis"
schwatzgelb.de: Fantreffen ist ein gutes Stichwort. Die Basisarbeit kommt ja manchmal ein bisschen zu kurz. Der richtige Kontakt zwischen Fan und Fanabteilung findet nicht statt. Ich könnte mir vorstellen, dass einige Fanclubs auch ein bisschen die alten Fandeligierten-Tagungen vermissen. Wo man das Gefühl hatte, wirklich Aug in Aug mit den großen Entscheidern sprechen zu können. In der letzten Saison hat es zwei Mal zumindest ansatzweise so statt gefunden, in dieser bislang einmal. Kann man das intensivieren? Kann man das wieder häufiger machen? Sollte man das wieder häufiger machen?
Olaf Suplicki: Das wird häufiger gemacht. Wir hatten es jetzt eigentlich vor, bereits vor der Saison zu machen. Wir haben es dann terminlich leider erst im Oktober geschafft, aber jetzt soll das auch regelmäßig quartalsweise stattfinden. Dort werden sich Spieler und Verantwortliche auch den Fragen stellen. Dann muss auch mal der Sportmanager da hin. Ich glaube, da gibt es auch keinerlei Berührungsängste. Das wird durchgezogen und das werden wir auch so machen. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch, wie überall im Leben, ein Geben und Nehmen. Man kann jetzt nicht sagen, die Fanabteilung hat keinerlei Kontakte an die Basis. Wir haben schon Kontakte. Wir stellen ja auch einen Fanbeirat, der auch gewählt wurde. Da kann sich ja jeder rein wählen lassen und ist herzlich willkommen mitzuarbeiten. Und wenn ich sehe, dass wir eine Saisoneröffnung machen und da einen Riesenstand von der Fanabteilung haben, bei jedem Spiel vor Ort sind, jetzt sogar mit einem eigenen Fahrzeug: Da ist jeder herzlich eingeladen, zu uns zu kommen, mit uns zu diskutieren, und wenn er möchte, gerne einzutreten. Die Tür der Fanabteilung steht für jeden sperrangelweit auf. Auch für Kritiker! Ich habe mir viel Kritik auch anhören müssen zum Thema die Südtribünen-Dauerkarten. Die Südtribüne ist komplett ausverkauft mit Dauerkarten. Das höre ich mir auch gerne an, das nehme ich auch gerne auf. Schreibe mir das auf eine Liste. Und dann siehst Du, wenn Du mit zehn Leuten gesprochen hast, dass immer wieder die gleichen Argumente kommen, also die gleichen Probleme da sind. Dass schreibst Du Dir dann auf ein Zettelchen und legst den der Geschäftsführung vor. Das ist auch völlig in Ordnung. So soll es ja auch sein. Nur wir müssen noch verstärkter an die Basis. Unser Hauptproblem ist es zum Beispiel, dass wir an der Südtribüne keinen Anlaufpunkt haben. Da ist dieses Fanprojekt Häuschen, das kaum genutzt wird. Das Büdchen wird von TU betrieben. Und wir müssen uns einen Platz suchen. Nur: Da ist kein Platz. Wir haben unseren Anhänger, den könnten wir da hochstellen. Der darf aber aus feuertechnischen Gründen da oben nicht stehen, weil er leicht brennbar ist und weiß der Kuckuck was. Da müssten wir halt so Mauern drum herum ziehen, Feuerlöscher dran hängen, die Reifen amputieren, dann könnten wir mal darüber reden. Dann kann ich mir auch gleich so ein Ding da hin bauen. Nur woher soll das Geld kommen? Vielleicht wenn wir international spielen, vielleicht kann man dann mit der KgA mal drüber reden, über solche Geschichten. Es ist ja auch angedacht, dass man mal so eine Art Fankneipe, so eine Art „Stammtischebene Südtribüne“ einzurichten. Wo jeder Fan nach dem Spiel noch bleiben kann, sich noch ein Bierchen trinkt und wo man auch die Sportschau gucken kann. Wo man etwas Gemeinsames hat. Vielleicht findet man sich da wieder. Wir müssen auf jeden Fall daran arbeiten, dass wir auch mit auf die Südtribüne kommen. Das ist ganz wichtig. Ansonsten haben wir genügend Anlaufpunkte. Jeder kann zu uns kommen. Mit jeder Art von Problem, und wir helfen da überall. Die dollsten Dinger kommen da auf uns zu. Es gibt Sachen, da ist einer neues Mitglied und hat seine kleine Tochter angemeldet und die ist vom ersten Lebenstag an Borussia Dortmund Fan. Da sagt der bei Borussia „Ich hätte gerne als Prämie die Urkunde, ich möchte die bei meiner Tochter über die Wiege hängen“. Da sagt man bei Borussia: „Tut uns leid, die Urkunde gibt es nur für Erwachsene. Für Kinder gibt es die Kids Club Prämie, da müssen Sie sich was aussuchen“. Dann sagt er „Dann werde ich kein Mitglied“. Dann wendet er sich an die Fanabteilung: „Leute kann das denn sein?“. So, dann gehen wir der Sache nach bis zum Schatzmeister und sagen „Jetzt holst du aber bitte mal einen an den Schalter und sagst, dass der nicht das Geschenk will, sondern diese Urkunde kriegt.“ Dann diskutierst du, weil diese Urkunde in dem Augenblick mit Versand 3,52€ teurer ist. Da führst du Diskussionen! Letztendlich kriegt aber das kleine Mädel seine Urkunde. Das ist jetzt hier in einer Minute erzählt, da sitzt du aber vielleicht drei Telefonate dran, bis du den entsprechenden Mann dran hast, bis du alle Hebel dran hast an dem Thema. Das kannst du ehrenamtlich gar nicht bewältigen. Normalerweise müsste so eine Fanabteilung bei Borussia Dortmund hauptberuflich sein. Das heißt, es müsste aus der Fanbetreuung heraus gesteuert werden, und ich hoffe, dass sich das mit Jens und Sebastian bessert.
"Mann muss geduldig sein"
schwatzgelb.de: Du würdest also sagen, dass die Fanabteilung ihr Potential noch schwer ausnutzen muss?
Olaf Suplicki: Nein, anders. Ich würde sagen, der Verein nutzt sein Fanpotential noch nicht voll aus. Das Arbeitspotential, was wir in der Fanabteilung haben, wird mehr als voll ausgeschöpft. Die Jungs und Mädels, die sich da einbringen, geben 109%.
schwatzgelb.de: Müsste man bei 2300 Mitgliedern nicht auch mehr Leute haben, die sich einbringen?
Olaf Suplicki: Klar, normalerweise müsste man das haben wie beim HSV. Dass man einen Hauptverantwortlichen hat, der auch bezahlt wird, um sich um diese Dinge zu kümmern. Aber da haben wir die Struktur noch nicht, dafür sind wir auch noch zu jung. Aber ich denke schon, dass auch bei Borusssia Dortmund dieser Prozess stattgefunden hat, was man auch gerade in dieser Phase letzte Saison gesehen hat. Die Erkenntnis, wie wichtig der Fan für Borussia Dortmund ist. Und diese positive Stimmung, die ist wichtig. Da musst Du investieren. Und das ist aber auch erkannt worden, indem die Geschäftsleitung gesagt hat „Wir stellen diese Fanbeauftragten ein, wir wollen da eine Verstärkung haben.“ Das ist schon wichtig. Da gibt es noch viel zu tun, aber ich würde sagen, vom Potential her, was wir alle einbringen können, ist das mehr als genug. Manchmal ist es über das Normalmenschliche hinaus, was da gemacht worden ist. Du bist nachts da irgendwo unterwegs, in Kneipen Poster kleben, was haben wir alles gemacht: Die Aktion mit dem Löwen im Zoo. Wo wir gesagt haben „Jetzt geht’s los, wir kämpfen wie die Löwen. Wir müssen hier ein Zeichen setzen“. Wir haben alles versucht. Wir haben nichts ausgelassen. Wir haben Tag und Nacht Borussia gelebt. Es ist sicherlich so, dass die Zahl der Mitglieder nicht dem gerecht wird, was geleistet wird. Aber unsere Leute, der Fanbeirat, die Projektgruppen, ich lass da auf keinen was kommen. Da geben alle 100% für Borussia Dortmund. Ich würde mir noch mehr Unterstützung wünschen aus dem hauptamtlichen Bereich, sprich aus der Fanbeauftragten Geschichte. Aber das wird jetzt auch kommen, wenn da ein neuer Mann ist, dann kommen wir vielleicht wieder einen Schritt weiter. Das geht in kleinen Schritten, man muss geduldig sein. Aber wenn wir alle mal zurückblicken, wenn wir fragen, was war vor drei Jahren Stand der Dinge, als sich die Fanabteilung noch nicht gab und wo sind wir heute? Dann denke ich, sind wir alle als Fans kilometerweit nach vorne gekommen und haben Dinge erreicht, von denen wir früher nur geträumt haben. Von daher bin ich da sehr zufrieden. Es geht einen kleinen Schritt vorwärts.
schwatzgelb.de: Aber insbesondere das Image als „Fangewerkschaft“ innerhalb des Vereins könnte man noch schärfen, oder?
Olaf Suplicki: Ja. Aber „Fangewerkschaft“, ich weiß nicht. Der Ausdruck ist schon falsch. Interessenvertretung, natürlich, aber Du musst natürlich auch gucken, welche Interessen Du dann wahrnimmst. Man muss ja bei uns unterscheiden: Da ist der Fanclub, ich sag mal, „Rheinland“, der sagt „Mein Interesse ist es, immer 25 Karten zum Heimspiel zu haben“. Und da ist die Gruppe „The Unity“, die sagt „Ich will keinen Kommerz im Stadion haben“. Oder der Fan auf der Sitzplatztribüne, der sagt „Ich würde gerne mehr Stimmung machen, aber vor und hinter mir machen mich die Leute an, wenn ich aufspringe“. Wie willst Du den allen gerecht werden? Das wirst Du nie machen können! Du musst einfach immer versuchen, die wichtigen Dinge da raus zu ziehen und die nach vorne zu bringen und umzusetzen. Damit da auch jedem unter dem Strich ein bisschen geholfen wird. Aber Du musst Dich als Fanabteilung davon frei machen, dass Du allen helfen kannst und dass Du grundsätzlich alles verändern kannst. Das wird nie gelingen. Das wird nie funktionieren! Wenn ich hier irgendwo ein Steinchen ins Rollen bringe, dann wird die Gruppierung vielleicht sauer sein. Bringe ich den anderen Stein ins Rollen ist es vielleicht die nächste.
schwatzgelb.de: Aber der Versuch, es allen ein bisschen gerecht zu machen, verbessert ja nicht gerade das eigene Profil.
Olaf Suplicki: Eben. Und das war am Anfang der Fehler der Fanabteilung. Wir haben das Profil vielleicht noch nicht so gehabt. Auch ganz logisch. Du musst ja sehen: Da kommt ein Vorstand zusammen, der sich vorher auch nicht kannte. Wir sind zusammengesetzt worden in dieser Gründungsphase und haben gesagt „Ok, wir machen das jetzt mal ein Jahr und dann gucken wir mal, wie wir uns finden.“ Alleine Guido Schnittker, mein Zweiter Vorsitzender, ein Freund von mir. Der ist mit so viel Herzblut dabei. Das ist die Seele der Fanabteilung. Als ich den das erste Mal gesehen habe, da habe ich gedacht, was ist denn das für ein Spinner. Der kann doch nicht in den Vorstand gehen. Was ist denn mit dem? Und dann lernst Du Dich kennen und raufst Dich zusammen und dann sagst Du „Hey, das ist super!“ Reinhard Beck damals als Erster Vorsitzender, ein Diplomat vor dem Herrn, und ich mit der Peitsche dahinter. Das hat geknallt ohne Ende. Du musst Dich zusammenfinden. Dann hatten wir damals einen Fanbeirat, da hatten wir 17 Leute am Tisch. 17 Leute! Was da los war… chaotische Verhältnisse auf Versammlungen. Jetzt sind wir bei sieben plus unseren Jugendvertreter, dass ist effektives Arbeiten. Wir haben eine Agenda heute Abend, zackzack werden die Punkte durch gegangen und um elf Uhr sind wir da raus. Und dann geht es wieder los, wieder weiter. Das ganze Ding hat sich ja auch verändert. Wir hatten keine feste Position, wir mussten erst mal uns selber im Verein positionieren. Und Du musstest Dich innerhalb deiner Gruppierung Fanabteilung positionieren. Als das alles durch war und jeder wusste, wie der andere tickt und was der im Schilde führt und welche Dinge der vielleicht verfolgt, da konnten wir erstmal darüber nachdenken, auch ein Profil nach außen zu schaffen. Da finde ich, ist uns in der Kürze der Zeit unwahrscheinlich viel gelungen. Und das harmoniert auch sehr, sehr gut miteinander. Natürlich gibt es auch Krisen, das will ich auch nicht verschweigen. Wir waren kurz vor der letzten Fanbeiratswahl so weit, dass alle Fanbeiratsmitglieder gesagt haben, sie treten nicht mehr an. Da haben wir uns dann zusammengesetzt und haben uns alle mal richtig vor den Pfirsich gehauen. Ich habe da auch viele Dellen bekommen. Aber dann hörst Du zu, dann nimmst Du Dinge an. Und dann geht man da raus und hat wieder eine gemeinsame Linie. Das ist das Wichtige.
schwatzgelb.de: Was sind denn die Ziele der Fanabteilung in der nächsten Zeit? Also kurz- und langfristige Ziele?
Olaf Suplicki: Also, langfristig würde ich sagen, wäre es schon sinnvoll, mindestens die 3.500-Mitglieder-Grenze zu knacken. Aber mit Mitgliedern aus Überzeugung. Wichtig ist, dass man diesen „Wir sind Borussia- Gedanken“ noch lange weiter trägt. Der sollte einen dann auch in schlechten Zeiten wieder zusammen schweißen und dazu beitragen, auch jetzt in den guten Zeiten zusammenhalten. Das halte ich für ganz wichtig. Ich denke, dass man auch dem Gebiet der Zusammenarbeit mit DFB und DFL noch ganz viel machen kann. Was Spielansetzung betrifft, was Stadionverbote betrifft. Kurzfristige Ziele kannst Du heute gar nicht mehr nennen, weil dich dann wahrscheinlich die sportliche Geschichte einholt. Wenn Du siehst, was hier im November los war. Wir haben da eine Riesenkampagne gemacht gegen die Bayern, mit den Fahnen gegen Ausländerfeindlichkeit, die rein getragen wurden. Wir haben eine Geschichte gemacht zur Prävention, mit der Polizei zusammen. Das war damals auch geplant. Und dann plötzlich kommst Du in das Loch bis Bielefeld. Wo Du sagst: „Was passiert hier mit meinem Verein?“. Und dann machst Du plötzlich ganz andere Dinge, die hattest Du vorher gar nicht auf dem Schirm. Du weißt bei Borussia Dortmund manchmal heute nicht, was Du morgen machst. Weil es immer wieder Ereignisse gibt und neue Dinge gibt, die passieren. Du bist immer wieder auf einem ganz anderen Dampfer, als Du eigentlich willst. Wichtig ist einfach eine vernünftige Basisarbeit. Den Fans das Gefühl zu geben, dass da wirklich Leute sind, die sich für sie und ihre Interessen einsetzen. Das ist das Vordringliche, was gemacht werden muss. Und eben dafür zu sorgen, dass man auch ein harmonisches Verhältnis zum Verein hat und da auch die nötige Unterstützung findet. Das ist wichtig. Und der andere Teil, der auch wichtig ist, den haben wir als Fanabteilung in den ersten zwei Jahren eigentlich außen vor gelassen, dass ist der sportliche Bereich. Wir haben uns ja eigentlich gar nicht um Spieler und das Drumherum gekümmert. Wir haben mit keinem Spieler irgendwie gesprochen, außer damals auf dieser legendären Weihnachtsfeier. Wir haben da überhaupt keine Kontakte gehabt. Und auch zum Trainer überhaupt keinen Kontakt, bis auf unsere damalige Aufnahme für die Borussia CD, von der wir jetzt übrigens auch 10.000 verkauft haben. Das wollen wir intensivieren. Also, Gespräche mit…
schwatzgelb.de: Moment… im letzten Januar hast Du mir noch versichert, dass Du mit van Marwijk viel häufiger zu tun hattest.
Olaf Suplicki: Ja, nein. Den haben wir da kennen gelernt. Aber nicht so, dass ich jetzt sagen würde, mit dem konnte ich mich vor einem wichtigen Spiel zusammensetzen. Ihm die Interessen der Fans näher bringen und umgekehrt auch mal zu hören, was in der Mannschaft ist. Das hat der ja nicht gemacht. Da konntest Du ja zehnmal sagen „Können wir uns mal zusammen setzen?“. Er hat das nicht gemacht. Vielleicht mochte er mich auch nicht, ich weiß es nicht. Da gibt es auch andere Beispiele. Aber das Thema ist auch durch. Wir wollen ja nicht lange über Bert van Marwijk reden. Aber mit Doll ist es jetzt anders. Wir hatten das Heimspiel gegen Schalke. Da durfte der Vorsitzende der Fanabteilung mit Thomas Doll reden und ihm mal erzählen, was so ein Spiel gegen Blau-Weiß bedeutet. Die Chance habe ich natürlich sehr gerne auch dankend angenommen. Weil ich durch mein Ins-Stadion-Gehen seit 1974 genau weiß, was in jedem Fan vor sich geht. Ich weiß ja, was in mir selber vorgeht. Das war sehr einfach da, dass auch hervor zu bringen. Und Thomas Doll hat das alles sehr gut aufgenommen und hat auch verstanden, um was es geht. Und hat das der Mannschaft auch vermittelt. Ich habe mit Alexander Frei gesprochen, mit Nelson Valdez. Die damals vor dem Gladbach Spiel unsere Gäste waren bei der Fanversammlung. Die gesagt haben „Eigentlich weiß ich gar nichts über den Verein, bei dem ich spiele“. Wir haben denen nachher Bücher überreicht und denen ein bisschen was über den Verein erzählt. Da brechen wir auch zu neuen Ufern auf, was das betrifft. Dass man auch sich mit dem sportlichen Bereich sich ein bisschen mehr auseinandersetzt. Versucht auch da mal herauszufiltern, wenn es Probleme gibt, warum sind die so? Warum macht Thomas Doll Gummiband-Training oder lässt ACDC beim Training laufen? Da gibt es drei Leute, die schreiben mir deshalb eine E-Mail und fragen mich, ob ich ihnen das sagen kann. „Wieso macht der das? Ist der bekloppt?“. Da kannst Du Thomas Doll auch mal zur Fanversammlung einladen, der kommt da gerne hin. Da haben wir auch einen sehr offenen Trainer, sehr modernen Trainer. Der auch, ich sag mal, bereit ist mit den Leuten zu sprechen und Dinge in Gang zu bringen. Ich nehme auch zum Beispiel diese Geschichte: Wir waren im Trainingslager und da gab es plötzlich einen Grillabend mit Fans und Mannschaft zusammen. Das kam ja nicht von ungefähr. Sondern weil Du nun mal mit Thomas Doll ein sehr, sehr gutes Verhältnis pflegst. Jens Volke von „The Unity“ war mit bei dem Gespräch mit Thomas Doll, und wir haben da auch ehrlich miteinander gesprochen. Ich habe auch mit Thomas Doll über die Situation von Lars Ricken gesprochen. Das ist überhaupt keine Frage, dass macht man auch. Ich finde das auch gut, dass man sich da austauscht. Weil man einfach mehr Verständnis hat. Vielleicht, wenn der van Marwijk das so gemacht hätte, dann hätte man auch mehr Verständnis für die Geschichten von van Marwijk gehabt. Kann durchaus sein, weiß ich aber nicht. Deswegen finde ich das auch für die Zukunft ganz wichtig, dass man auch da Gespräche führt. Man sich kennen lernt und man weiß, wer der andere überhaupt ist. Der Trainer weiß, „Das ist die Fanabteilung. Die Jungs kann ich ansprechen, wenn ich irgendein Problem habe.“ Die Südtribüne pfeift irgendeinen Spieler aus, warum ist das so? Dann kann man darüber reden. Wenn du das aber in ehrenamtlicher Arbeit umlegst, dann weißt du, was hier für ein Pensum geleistet wird. Deswegen würde ich mich freuen, wenn man auch mit meiner Person und auch mit meinen Kollegen im Fanbeirat und auch im Vorstand ein bisschen fairer umgehen würde. Und dass das alles auch ein bisschen mehr akzeptiert und respektiert würde, so dass man sagt: Das ist ehrenamtliche Arbeit, und was da unten raus gekommen ist, dass ist schon toll.
schwatzgelb.de: Du hörst im Dezember auf und kandidierst nicht wieder für den Abteilungsvorstand. Was sind die Gründe dafür?
Olaf Suplicki: Ich habe das schon bei meinem Amtsantritt vor zwei Jahren gesagt, dass 2007 Schluss ist. Die Fanabteilung ist in allen Bereichen super aufgestellt. Gleiches gilt für die Fanbeauftragten des BVB. Meine Fanarbeit ist erledigt. Ich bin 1976 im damaligen BVB–Fan–Club, dem BFC, gestartet. Über 30 Jahre Fanarbeit sind dann genug.
"Einen kompletten Neuanfang wird es sicherlich nicht geben"
schwatzgelb.de: Gibt es schon einen Nachfolger für Dich? Wenn ja, wer? Wenn nein, wer käme aus Deiner Sicht in Frage?
Olaf Suplicki: Das ist nicht mein Thema. Darüber müssen sich der Restvorstand und der Fanbeirat Gedanken machen. Ich würde es nicht fair finden Namen zu nennen. Und auch das sei gesagt: Ich werde in Zukunft nicht die graue Eminenz im Hintergrund der Fanabteilung spielen. Wenn Schluss ist, ist Schluss.
schwatzgelb.de: Wie sieht es mit den weiteren Posten aus? Neben Dir sind ja bereits Andreas Assmann und Michael Hillgärtner zurückgetreten. Gibt es einen kompletten Neuanfang in der Fanabteilung?
Olaf Suplicki: Ein kleiner Neuanfang ist auch immer die Chance etwas zu verändern, besser zu machen. Michael und Assi sind aus beruflichen Gründen zurückgetreten. Michael vielleicht auch, weil wir beide nicht so harmoniert haben. Ich bin auch nicht so ganz einfach und deshalb auch mit Michael oft aneinander geraten. Aber einen kompletten Neuanfang wird es sicher nicht geben. Ich gehe davon aus, dass Leute aus dem Fanbeirat aufrücken. Der Fanbeirat wird sich auch neu aufstellen müssen. Mit Jens Volke als zukünftigem Fanbeauftragen, Reinhard Beck und Stefan Petschak scheiden drei von sieben Leuten aus. Hinzu kommen noch die Beiratsmitglieder, die in den Vorstand aufrücken.
schwatzgelb.de: Worauf, glaubst Du, wird sich ein neuer Vorstand einstellen müssen? Was erwartet ihn in der Zukunft?
Olaf Suplicki: Ich hoffe, dass vieles einfacher wird. Das die Fanbeauftragten einen Großteil der Arbeit übernehmen können. Die Fanabteilung kann sich dann noch mehr um die Fanbasis kümmern.
schwatzgelb.de: Was wünschst Du Dir für die Zukunft der Abteilung? Welcher Weg sollte eingeschlagen werden?
Olaf Suplicki: In erster Linie wünsche ich mir Vertrauen in die Arbeit der Fanabteilung. Das man kritisch aber fair mit der Abteilung umgeht. Die FA hat Ihren berechtigten Platz im Verein gefunden. Ich hoffe, dass das, was wir geschaffen haben, für die Ewigkeit ist. Dass es dem Verein und den Fans in Zukunft hilft, vernünftig miteinander umzugehen. Dass man in schwierigen Zeiten eng zusammensteht. Dass der Verein im Erfolg seine treuen Anhänger nicht vergisst und zuhört. „Wir sind Borussia“ darf nicht nur ein Spruch sein. „Wir sind Borussia“ muss man leben! In dem Sinne auch ein Dankeschön an die schwatzgelb.de-Redaktion für die Unterstützung in den vergangen Jahren. Es hat Spaß gemacht, mit Euch zu streiten und zu diskutieren. Alles Gute für Euch! Nur der BVB!
schwatzgelb.de: Kurz und knapp zum Abschluss: Warum sollte man FA- Mitglied sein?
Olaf Suplicki: Einfach um die Arbeit der Fanabteilung insgesamt zu unterstützen. Und weil Borussia Dortmund eine Herzensangelegenheit ist.
schwatzgelb.de: Olaf, Vielen Dank für das Gespräch!
Hier findet ihr den ersten und den zweiten Teil.