Hannover hat die WM nicht verdient
Viele Fans hatten, bedingt durch Staus auf der A2, bereits den ersten Kampf verloren. Den gegen die Uhr. Bis 20 Minuten nach Anpfiff erreichten vereinzelte Gruppen und Busbesatzungen den Gästeblock. Nur blieb ihnen der Eintritt in selbigen verwehrt. Vielmehr wurden sie gebeten, in den Sitzplatzbereich auszuweichen. Der Stehbereich sei überfüllt wurde den aufgerührten Fans gesagt. Natürlich war er das nicht, sondern ein Jüngling des örtlichen Ordnungsdienstes war einfach überfordert neben der Show, die er die gesamten zwei Stunden vor Spielbeginn aufführte, auch noch den Überblick über den Gästeblock zu behalten. Die Folge waren absurde Szenen ausgelöst durch überforderte Ordner, die stumpfsinnigste Befehle ausführen sollten.
Es begann knapp 1,5 Stunden vor Spielbeginn, dass der oben genannte Ordner damit begann, den Platzeinweiser in einem Stehplatzblock mimen zu wollen. Natürlich schon mit schwarzen Lederhandschuhen bekleidet, drängte er die Leute in einem nur halbgefüllten Block auf Plätze, auf die die Fans überhaupt nicht wollten. So wurden TUler bereits in der Mitte des Blockes einfach in eine der Reihen geschoben, obwohl sich Freunde und Bekannte im unteren Bereich aufhielten. Dass es dementsprechend zu Reibereien kam, ist kaum verwunderlich, denn nicht nur das Verhalten, sondern auch die Ausdrucksweise der Ordner waren alles andere als deeskalierend. Als kurz vor Spielbeginn zwei Ordner versuchten die von oben drängenden Fanmassen (viele Leute standen vor dem Block und wollten einfach nur den Anpfiff miterleben) auf der Mitte der Treppe aufzuhalten wurde es sehr brenzlig, denn irgendwann konnten sie dem Druck nicht mehr standhalten und die Fans, die sich ganz vorne aufhielten purzelten teilweise die folgenden Stufen hinab. Das hätte auch anders enden können. Man sollte erwähnen, dass das Verhalten der Fans auf der Treppe zu jedem Zeitpunkt zurückhaltend war und man sich zum Glück nicht auf Verbalattacken der Ordner einließ. Die einzig richtige Konsequenz, die der Ordnungsdienst des HSV96 aus diesem vollkommen unverhältnismäßigen Verhalten im Gästeblock ziehen sollte, ist jenen Ordner zu entlassen (Ordnernummer ist der Redaktion bekannt).
Eine weitere sinnlose Maßnahme war, dass einigen Fans nicht gestattet wurde, sich über das hüfthohe Geländer, welches die Blöcke S18 und S17 voneinander trennt, zu begrüßen. Da fragt man sich doch, ob bei den Sicherheitsbeauftragten nicht einfach mal die eine oder andere Schraube festgedreht werden sollte. Vielleicht sollte man den handelnden Personen mal erklären, dass wir erstens nicht ins Stadion gehen um Krawall zu machen (so hörte man es zum Beispiel von einer Polizistin vor dem Gästeblock), sondern eigentlich weil wir Fußball gucken und uns mit Freunden treffen und unterhalten möchten. Aber wer Awacs- Flugzeuge und präventive Stadionverbote als die richtigen Mittel ansieht, dem ist wohl eh nicht mehr zu helfen. Die Welt wird zur Weltmeisterschaft hier zu Gast sein. Aber nicht bei Freunden, sondern bei Ordnern, Polizisten und der Bundeswehr.
Wenn man sich dann noch sein Bier am „Eventcatering“ holen muss. Spätestens dann kann man gar nicht so viel kotzen wie man es gerne täte. Doch zum Glück gab es ja auch noch ein Fußballspiel zu bestaunen.
Die Stimmung war während der ersten Hälfte gut bis sehr gut. Vor allem wenn man sie in Relation zum dargebotenen Trauerspiel betrachtet. In Hälfte zwei war der Lautstärkepegel neben den beiden Treffern sicherlich bei der Einwechslung Jan Kollers am höchsten. Alle Fans freuten sich über sein Comeback, die einen leiser, die anderen lauter. Der Ausgleichstreffer von Thomas Rosicky war natürlich Balsam auf die geschundene Fanseele und als dann auch noch das 2-1 fiel (so unverdient es auch war), war wohl jedem klar dass diese Woche eine sehr schöne werden und dass dieses Dauer-Grinsen wohl bis Samstag anhalten würde.