Unsa Senf

Hans-Joachim Watzke kandidiert als BVB-Präsident Wir haben eine Wahl

13.08.2025, 19:09 Uhr von:  NeusserJens  
Zu sehen ist das Podium der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund. Hinter einem schwarzen Tisch sitzen von links nach rechts Dr. Lunow, Watzke, Treß, Cramer und Dr. Hockenjos. Vor ihnen sind Namensschilder angebracht. Im Hintergrund ist eine große Leinwand, auf der das Gesicht von Hans-Joachim Watzke in Nahaufnahme gezeigt wird.

Das Datum der Verkündung hätte kaum besser gewählt worden sein: Ausgerechnet am Geburtstag seines Mitbewerbers hat Hans-Joachim Watzke heute bekannt werden lassen, dass er neben dem Amtsinhaber Dr. Reinhold Lunow um das Amt des Präsidenten von Borussia Dortmund kandidiert. 

Damit hat er gleichzeitig endlich öffentlich gemacht, was schon lange jeder wusste und doch in gewisser Hinsicht überrascht, da er eigentlich angekündigt hatte, keine Kampfkandidatur gegen seinen langjährigen Freund anzustreben. In der kurzen Verkündung auf der BVB-Homepage lässt er sich mit dem ausdrücklichen Wunsch seiner Kandidatur der Gremien des e.V. zitieren und teilt mit, Dr. Lunow persönlich von seiner Kandidatur unterrichtet zu haben. Auffällig ist, dass man eine ähnliche Meldung zur Wiederkandidatur des amtierenden Präsidenten auf der Homepage des Vereins vergeblich sucht. Ab sofort gibt es ihn also auch offiziell, den medial viel zitierten “Machtkampf” bei Borussia Dortmund.

Das Zünglein an der Waage

Interessant wird jetzt vor allem die Position und die Aufgabe des Wahlausschusses des BVB e.V.. Dieser besteht aus vier Mitgliedern des Wirtschaftsrates, drei Mitgliedern des Ältestenrates, den Abteilungsleitern der Abteilungen Handball, Tischtennis, Fan- u. Förderabteilung und Jugendfußball sowie den beiden Kassenprüfern. Dabei wählen Wirtschaftsrat und Ältestenrat jeweils selbst, welche ihrer Mitglieder sie in den Wahlausschuss entsenden. Die Mitglieder des Ältestenrats werden komplett von der Mitgliederversammlung gewählt, im Wirtschaftsrat werden vier Personen gewählt – die anderen vier werden vom Vorstand direkt berufen. 

Aufgabe des Wahlausschusses ist es, der Mitgliederversammlung geeignete Kandidaten für diverse Posten in Verantwortung des e.V. vorzuschlagen. Wörtlich heißt es in der Satzung: 

Der Wahlausschuss hat der Mitgliederversammlung geeignete Kandidaten für den Vorstand, für die vier zu wählenden Mitgliedern des Wirtschaftsrates sowie für die zwei zu wählenden Kassenprüfer vorzuschlagen.


§19 (2) der Satzung des Ballspielvereins Borussia 09 e.V. Dortmund

Diese Formulierung birgt nun eine gewisse Unsicherheit. Der modus operandi bei den bisherigen Vorstandswahlen des BVB e.V. war, dass der Wahlausschuss jeweils eine*n Kandidat*in pro Amt vorgeschlagen hat, über den die Mitgliederversammlung dann (positiv) entschieden hat. Aber: Bei den bisherigen Vorstandswahlen des BVB e.V. gab es auch selten bis nie mehrere Bewerber um einzelne Ämter. Ob der modus operandi dann in diesem Jahr einfach so weiter durchgezogen werden kann, ist mindestens diskutabel. Müsste der Wahlausschuss nun sowohl Watzke als auch Lunow vorschlagen und der Mitgliederversammlung eine offene Abstimmung ermöglichen?

Eine große Anzahl von Personen sitzt in der dunkel beleuchteten Halle bei der Mitgliederversammlung des BVB. Einzelne Personen sind nicht auszumachen. Die meisten halten gelbe Wahlzettel mit einem schwarzen "Ja!" in die Höhe.

Fachlich kann man beiden Kandidaten die Eignung jedenfalls nicht absprechen. Es wäre inhaltlich nicht erklärbar, wieso der Wahlausschuss den amtierenden Präsidenten oder den amtierenden Vorsitzenden der Geschäftsführung jeweils nicht vorschlägt. Die Formulierung der Satzung lässt beide Schlüsse zu: Der Plural bei “Kandidaten” kann sowohl auf die Mehrzahl der nachfolgend aufgezählten Ämter als auch auf eine Mehrzahl an Kandidat*innen je Amt gemünzt werden. Für Wahlen sieht die Satzung vor, dass der Wahlausschuss Kandidaten einmal vorschlagen muss, wobei diese mit einfacher Mehrheit gewählt werden können, ehe nach einem optionalen veränderten Vorschlag des Wahlausschusses dann Alternativen aus der Mitgliederversammlung vorgeschlagen werden können, die jedoch die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen müssen. 

Ich persönlich würde mir als Mitglied an dieser Stelle wünschen, dass der Wahlausschuss seine Aufgabe und die Satzung so interpretiert, dass er möglichst viel Entscheidungsgewalt in die Hände der Mitglieder legt und damit eine offene Abstimmung beider Kandidaten ermöglicht. Der Vorschlag nur eines Kandidaten – egal ob amtierender Präsident oder amtierender Vorsitzender der Geschäftsführung – würde den jeweils anderen Kandidaten massiv benachteiligen. Dann müsste der vorgeschlagene Kandidat nämlich aktiv von der Mitgliederversammlung abgelehnt werden, um den zweiten Kandidaten überhaupt zur Wahl stellen zu können.

Schadet der “Machtkampf” dem Verein?

In vielen Medien ist im Rahmen dieser nun doppelten Kandidatur bereits seit Monaten davon zu lesen, dass ein Machtkampf dem Verein schade. Dem will ich hier einmal ausdrücklich widersprechen. Den Mitgliedern die Entscheidung über die Amtsinhaber, die inhaltliche Ausrichtung und die Zukunft ihres Vereins zu geben, ist kein Schaden, sondern wesentlicher Bestandteil von Demokratie und Vereinswesen. Eine offene Debatte darüber, wofür Borussia Dortmund in den nächsten Jahren stehen soll und wer die geeigneten Kandidaten dafür sind, dies mit Leben zu füllen, ist ein Gewinn für Mitglieder und Fans dieses geschichtsträchtigen und groß(artig)en Vereins! 

Wenn sie denn fair und auf inhaltlicher Ebene geführt wird. Was dem Verein schadet, sind Indiskretionen und Verleumdungen, persönliche Angriffe oder Erpressungen – wie zum Beispiel ein Wirtschaftsrat, der dem Vorstand den Wirtschaftsplan für den e.V. ohne Beanstandungen nicht freigibt und somit alle Abteilungen im Verein lahmlegt oder dessen Mitglieder einzelnen Medien hinter vorgehaltener Hand absurde Schauermärchen über konkrete Kandidaten erzählen. Das ist ein Verhalten, das weder dem Amt noch dem Verein noch den fast 230.000 Mitgliedern würdig ist – und wirklich Schaden anrichtet. 

Wir alle wollen das Beste für Borussia Dortmund. Und man kann durchaus geteilter Meinung sein, was das Beste für die Zukunft des BVB ist. Aber entscheidend ist, dass wir diese Diskussion auf Augenhöhe und argumentativer Ebene führen, um so zur besten gemeinsamen Entscheidung zu kommen. Dann gewinnen wir alle. 

Wir als schwatzgelb.de bieten weiterhin allen Kandidierenden an, ausführlich über ihre Positionen und Absichten zu sprechen. 

Auf einen fair, offen und inhaltlich geführten Wahlkampf. Ball Heil Hurra!

Unterstütze uns mit steady

Weitere Artikel