Spielbericht Profis

Spielbericht Borussia Dortmund bei Sporting Lissabon Stranger Things in Lissabon

12.02.2025, 11:25 Uhr von:  Sascha  
Panoramaaufnahme des Westfalenstadion bei Tageslicht. Über dem Mittelkreis befindet sich das Banner der EUFA-Champions League. Die Südtribüne ist von einer Choreo aus schwarzen und gelben Streifen verdeckt

Aus unserer Borussia wird man einfach nicht schlau. Auch das Auswärtsspiel in der Champions League bei Sporting Lissabon wirkte eher wie ein Teil einer Mysteryserie.

Nachdem man wohl zur nächsten Saison den Einzug in die Königsklasse verpassen und dementsprechend auf den begehrten Märkten in Asien und Amerika deutlich weniger präsent sein wird, scheint man bei Borussia Dortmund einen Strategiewechsel eingeleitet zu haben und nun Fans von Mystery-Serien mit Gruselfaktor ins Visier genommen zu haben. Anders lässt sich der Spielverlauf unseres Gastspiels bei Sporting Lissabon kaum erklären.

Der neue Showrunner Niko Kovac vertraute dabei annähernd auf den gleichen Cast, der schon im letzten Heimspiel gegen Stuttgart eine Staffel voller Geheimnisse („Wie kann man nur so planlos sein?“ – „Was macht der denn da?“) und Gruseligkeiten („Boah, ist das schlecht.“ – „Ich kann da gar nicht mehr hingucken.“) ablieferte. Für den muskelverletzten Bensebaini durfte Winterneuzugang Svensson sein Startelfdebüt geben. Ansonsten war die alte, „liebgewonnene“ Crew beim Tabellenführer der portugiesischen Liga am Start.

In Halbzeit 1 wurde es gruselig

In der ersten Halbzeit der neuen Staffel lag das Hauptaugenmerk ganz klar auf dem Gruselfaktor. Insgesamt startete die Handlung eher bedächtig, um nicht zu sagen: ziemlich lahm. Sowohl die Helden in schwatzgelb als auch die Gegenspieler aus Lissabon ließen es gemächlich angehen und waren zuallererst darauf bedacht, nicht in irgendwelche Fallen zu laufen. Wobei „laufen“ auch relativ ist. Vor allem unsere Borussen fielen nicht gerade durch übermäßiges Freilaufen, Anbieten, Positionsverschieben und spannende Laufwege auf. Schnell wurde es in der Regel nur, wenn man sich mal deutlich in die gegnerische Hälfte wagte – da war der Ball nämlich schnell wieder weg.

Der Gegner aus Lissabon dagegen wurde mutiger und startete immer wieder Angriffe, die bis auf einen satten Lattentreffer zwar nicht für die riesengroße Gefahr sorgten, aber doch um einiges strukturierter und erfolgversprechender war als das, was wir so mit dem Ball anstellten. Im Laufe der Story wurde es immer absurder, was unsere Borussen dort als „Fußball spielen“ verkaufen wollte. Man stand hinten zwar deutlich stabiler, nach vorne hin erweckte man jedoch nicht den Eindruck, als hätte man jemals schon mal miteinander zusammengespielt. Schließen wir einfach die Augen vor diesem fußballerischen Elend, verkriechen uns unter der Decke und warten auf den zweiten Teil der Staffel.

...und in der zweiten mysteriös

Und da kam dann der Mysteryfaktor massiv ins Spiel: Auf beiden Seiten die gleichen Akteure, aber ein völlig anderes Spiel. Borussia auf einmal dominant, mit Ballbesitz tief in der gegnerischen Hälfte und einem Passspiel, das auf diesen Namen wirklich verdient. Wie kann das sein? Was ist da passiert? Diesen krassen Storytwist konnte man als eingefleischter Fan der Serie kaum erwarten, weil die letzten Folgen jeweils zum Ende hin sogar immer schwächer wurden.

In der 60. Minute dann der erste Wirkungstreffer für Sporting. Eine Flanke (!!!) von Julian Brandt landete punktgenau am Fünfer auf dem Kopf von Guirassy, der den Ball ebenso anspruchsvoll wie genau ins Tor brachte. Für den gegnerischen Keeper ein echt mieser Ball. Nicht hart, aber auf einer Flugbahn, bei der der Ball eigentlich immer knapp außerhalb seiner Reichweite war und gemütlich über ihn hinweg segelte. Danach drehte Borussia richtig auf und sorgte bei allen Fans der Serie für Begeisterung und weitere Überraschungen. Das 2:0 besorgte Pascal Groß, der nach einer punktgenauen Hereingabe von Guirassy den Ball mit dem Oberschenkel über die Torlinie drückte. Moment… Mittelstürmer Guirassy auf Außen? „Opa“ Groß mit Tempo im gegnerischen Strafraum? Was geht denn hier ab?

Genau die gleiche Frage dann beim 3:0. Eine abgefangene Standardsituation, ein weiter Ball von Schlotterbeck auf Adeyemi, der dann richtig Meter machte, auf Brandt spielte, nur um dann selbst in den Strafraum zu stürmen und Brandts Vorlage zu verwerten. Eine Umschaltsituation, die zielstrebig und mit punktgenauen Pässen sauber zu Ende gespielt wurde. Das hat diese Serie früher mal ausgemacht, wurde aber schon länger nicht mehr gezeigt.

Am Ende dann bei Fans und Akteuren lauter freudige Gesichter und eine Handlung in der zweiten Halbzeit, die sogar Lust auf mehr machte. Die Frage ist nur, welche Borussia wir Samstag in Bochum sehen werden. Die gruselige oder die spannende? Es bleibt geheimnisvoll.

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