Spielbericht Profis

Der BVB gewinnt bei Bayer Leverkusen Spi-rituell in die Champions-League

11.05.2025, 21:12 Uhr von:  Sascha  
Auswärtsblock in Leverkusen. Im Oberrang eine große Blockfahne mit dem Aufdruck "BVB 09" Zwischen dem Ober- und dem Unterrang ein großes Banner "Borussia Dortmund"

Was für eine geile Aufholjagd. Wer hätte gedacht, dass der Kampf um die Königsklasse so mitreißend sein kann? Aber dafür bedarf es auch der Huldigung an höhere Mächte.

Fußball ist merkwürdig. Unfassbar. Voller Irrungen, Wirrungen und Wendungen. Jahrelang war die Qualifikation für die Champions-League das Trostpflaster bei der vergeblichen Jagd nach Trophäen. Etwas, das man „wenigstens“ erreicht hat, weil es für Erfolge auf dem Briefpapier mal wieder nicht gereicht hat. Die Nudeln in Tomatensoße, wenn man eigentlich was Tolles kochen wollte, aber nichts passendes im Kühlschrank gefunden hat. Und dann diese Saison.

Wie auch immer wir es geschafft haben, wir standen auf Platz 11. Die Plätze, die die Teilnahme am Europapokal bedeuten, nur noch mit dem Fernglas zu sehen – und auf einmal startete die Mannschaft eine Serie, die ihr eigentlich niemand mehr zugetraut hat. Aus unmöglich wurde unwahrscheinlich. Aus unwahrscheinlich ein schwierig, aber nicht unmöglich. Und zu guter Letzt daraus ein „verdammt, wir können es echt noch packen“. Und diese Jagd von unten, hat mir viel mehr Spaß gemacht, als ich je vermutet hätte. Auf einmal wurden auch die alten Rituale wieder wichtig. Jede Handlung kann Auswirkungen auf das nächste Spiel haben. Natürlich ist mir völlig bewusst, dass Korrelation überhaupt nichts mit Kausalität zu tun hat. Und doch… wer weiß. Also bloß nichts anders machen, als vor den erfolgreichen Spielen zuvor.

Rennen für die Champions-League

Wie ich zuletzt schon angemerkt habe, habe ich Borussia als Motivationshilfe zum Laufen genommen. Die vorgenommene Distanz musste gepackt werden, damit der BVB überhaupt eine Möglichkeit hatte, das Spiel zu gewinnen. Weil aber das Ziel ein besonders schweres war, mussten besondere Zusatzklauseln in diesen Vertrag mit den Mächten des Schicksals aufgenommen werden. Jede Woche einen Kilometer mehr. Nach der stattlichen Serie, wurde daraus bis zum Leverkusenspiel ein durchaus knackiges Programm. Aber nützt ja alles nix. Freitag Abend die Laufschuhe an, den Trinkrucksack auf und über die anvisierte Distanz geschleppt. Im Ziel angekommen, dann das schöne Gefühl, seinen Teil geleistet zu haben.

Fahnenintro im Gästeblock
Fahnenintro im Gästeblock

Aber direkt danach war wieder die Spieltagsanspannung da, wie in den letzten Wochen. Ich hätte eigentlich nicht mehr geglaubt, dass mich der Kampf um Platz vier in diese Nervosität versetzen kann und zum Rechnen bringt. Der Plan war einfach, aber genial: Bremen trotzt Leipzig einen Punkt ab und die Kieler Störche verschieben den Abstieg mit einem Heimsieg gegen Freiburg. Dann wäre man mit einem Punkt in Leverkusen noch gut dabei.

Samstags dann Kaffeetrinken bei Schwiegermutter. Ich war gar nicht böse drum, nichts sehen zu können und wollte es eigentlich auch nicht. Ich wollte nicht mal in einen Ticker spicken und warten, bis um 17.30 Uhr alle Wünsche erfolgreich umgesetzt waren. Leider dann ein typischer Anfängerfehler. Irgendwann gegen 16 Uhr doch mal rein geguckt. Bremen hielt das 0:0, aber Kiel führte. Verdammt. Zu früh – und nicht das gemacht, was mit dem Fußballgott abgesprochen war. Das Ende ist bekannt.

Halbzeit 1: Wir führen und keiner weiß wieso

Julian Ryerson schreit seine Freude zum 2:1 heraus
Julian Ryerson schreit seine Freude zum 2:1 heraus

Heute dann unser Spieltag. Auswärts in Leverkusen. Völlig egal, dass es für die Pillen nichts mehr zu holen gab, wenn die Bock aufs Pöhlen haben, sind die trotzdem so ziemlich die stärkste Mannschaft der Liga. Den ganzen Tag angespannt. Um 14 Uhr einfach nochmal die Schläppchen rausgeholt und eine mittlere Temporunde gedreht. Kopf frei pusten und die Zeit zum Anstoß überbrücken. Noch zehn Minuten. Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Kaffee…

Den hätte ich dann mal besser sein gelassen. Die erste Halbzeit war auch so schon nicht gut für die Pumpe. Ein Spielverlauf wie viele Auswärtsspiele in München, nur ohne 0:2 Rückstand nach zehn Minuten. Inklusive zurückgenommenem Elfer, weil Bensebaini doch klar den Ball gespielt hat. Dass es zur Pause doch 2:1 für den BVB stand, muss man höheren Mächten zuschreiben. Und Gregor Kobel. Beim Gegentor machtlos, verhinderte er aber allein in den ersten 45 Minuten drei, vier sichere Tore.

Die Entscheidung: Torjubel zum 4:1
Die Entscheidung: Torjubel zum 4:1

Und wir? Haben es in 50 Minuten Spielzeit zwei Mal mit Fußball versucht – und damit erstaunlicherweise zwei Tore erzielt. Football, bloody hell. Leider heißt eine Führung gegen Leverkusen gar nichts, so lange der Schiri nicht abgepfiffen hat und die zweite Halbzeit würde extrem lang werden. Für mich war klar, dass das ziemlich die Hölle sein wird. Wenn man zur Pause deutlich hinten liegt, kann man schimpfen, meckern und seinem Ärger freien lauf lassen, bis er verraucht ist. Eine Führung ist da anders. Es gibt was zu verlieren. Dann beginnt bei mir das Nägelkauen und die Nervenflatter. Ich bin dafür nicht geschaffen. Kurz überlegt, noch mal die Laufschuhe anzuziehen und von der zweiten Halbzeit einfach gar nichts mitzubekommen, aber das wäre ja auch wieder was anders gemacht als zuletzt und somit wäre ich wieder schuld, wenn es in die Hose ginge. Muss ich wohl durch. Zumindest bis zur 80. Minute, ab da darf ich mich auf dem Klo verbarrikadieren und auf den Abpfiff warten. Wie immer.

Souveräne Halbzeit zwei

Gregor Kobel hielt den BVB insbesondere in der ersten Halbzeit im Spiel
Gregor Kobel hielt den BVB insbesondere in der ersten Halbzeit im Spiel

Weiter im Text. live vom… nein, nicht vom Klo, sondern der Wohnzimmercouch. Unfassbarerweise haben Adeyemi und Guirassy dafür gesorgt, dass es gar nicht notwendig war, die letzten Minuten zitternd und bibbernd auf der Keramik zu verbringen. Borussia in der zweiten Halbzeit auf einmal viel souveräner und stabiler, aber konstant effizient. Man schaffte es, die Pillen vom Tor weg zu halten und am Ende souverän den Auswärtssieg einzutüten. Ärgerlich noch der letzte Treffer kurz vor Ende, weil das Torverhältnis noch eine Rolle spielen kann.

Jetzt Pauli in Frankfurt die Daumen drücken. Diesmal gucke ich erst wirklich nach Abpfiff in den Ticker und begehe den Fehler von gestern nicht noch einmal. Der Traum lebt auf jeden Fall noch bis zum nächsten Wochenende. Bei diesem Gedanken wird mir plötzlich ganz heiß und kalt. Da steht ein Wettkampf-Halbmarathon an und somit die Entscheidung, ob ich den Fußballgott erzürne und die Serie breche, oder kurz vorher noch schlanke 27,09 km laufe. Das wird eine harte Nummer. Aber ist eben Borussia.

Zum Schluss noch ein paar emphatische Worte an die Leverkusener, die ihren Meistercoach verabschieden mussten: keine Sau außerhalb von Leverkusen interessiert, was bei Bayer Leverkusen passiert.

Ab, ab, ab in die Champions-League!

Ab, ab, ab in die Champions-League!
Ab, ab, ab in die Champions-League!

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