BVB gegen Leverkusen Achterbahn der Gefühle ohne Happy End
In einem teils hektischen Fußballspiel unterliegt Borussia Dortmund im Freitagabendspiel Bayer Leverkusen zuhause mit 2:3 und verliert damit nicht nur das Spiel, sondern reißt auch gleich drei Serien. Unser Spielbericht.
Früh machte ich mich auf den Weg zum Westfalenstadion, da ich mir eins der Jubiläumsshirts der Fan- und Förderabteilung schnappen wollte. Ich war erfolgreich und gratuliere an dieser Stelle zu 20 Jahren toller Arbeit.
Trauer
Vor dem Spiel wurde Wolfgang "Teddy" de Beer gedacht, der am 30.12.2024 viel zu früh und für viele unerwartet verstorben ist. Noch im Programm vor Anpfiff wurden tolle Bilder von Teddy gezeigt, die das Stadion mit "Teddy"-Rufen abschloss. Der anschließende Übergang direkt zu "You'll never walk alone" dürfte den meisten Anwesenden eine Gänsehaut verpasst haben. Vor Anpfiff gab es dann zusätzlich noch eine Schweigeminute, die nochmals tief unter die Haut ging, insbesondere als Nobbys Stimme, als dieser einige Worte zu Teddy sagte, brach und man die Tränen in Nobbys Augen förmlich hören konnte. Begleitet wurde die Schweigeminute von einer tollen Choreo, die sichtlich zügig noch zusammengestellt wurde, aber dennoch wahnsinnig toll aussah. Es gab allerdings Berichte, dass eine Drohne der Polizei oder Presse die Ruhe gestört haben soll.
Zur 2. Halbzeit gedachte "The Unity" dann ihrem verstorbenen Mitglied Marcel, dessen Todestag sich zum ersten Mal gejährt hatte. Ein großes Banner und ein Doppelhalter mit einer Bengalofackel machten ein schönes Bild. Gesungen wurde "Leuchte auf mein Stern Borussia", was zwar stimmungsvoll war, aber leider gar nicht zum laufenden Spielgeschehen passte. Sei's drum!
Sportlich
Im Laufe des Tages kam bei Fans die Info an, dass praktisch alle Profi-Innenverteiger wegen einer Grippewelle ausfielen. Trainer Nuri Sahin sah sich angesichts dieser Lage dazu gezwungen eine Notabwehr mit zwei Amateuren (Kabar und Lührs) und zwei nicht-IVs (Ryerson und Couto) zusammenzukloppen. Das war natürlich mit Blick auf die Power-Offensive von Bayer nicht optimal.
Der Anpfiff verzögerte sich aufgrund von Anreiseverzögerungen um 15 Minuten, sodass bei manchen noch kurz die Hoffnung aufkam, die Zeit reiche für eine Genesung von wenigstens einem Verteidiger. Klappte leider nicht.
1. Halbzeit
Kurz nach der Schweigeminute und dem Anpfiff, das Stadion war noch in kollektiver Trauer gefangen und die Süd hatte noch nicht ein Lied angestimmt, holte Leverkusen alle Dortmunder sofort in die Gegenwart zurück, als nach rund 30 Sekunden Tella eine fette Lücke in der Notabwehr des BVB nutzte und sehenswert einnetzte. Kleiner Schock, aber auch Weckruf für die Süd, die dann auch richtig loslegte. Leider ohne Effekt auf dem Platz. Die komplette BVB-Mannschaft war wohl mehr mit den Gedanken bei Teddy, als auf dem Platz. Ein langer Ball flog an der kompletten Abwehr vorbei und fand Schick, der den Ball unbedrängt in der 8. Minute ins Tor einschob. Die Stimmung flachte merkbar ab und die ersten großen Sorgenfalten a lá "Jetzt gibt's ne Klatsche" standen vielen Fans im Gesicht. Doch der BVB schüttelte sich und traf tatsächlich zum 1:2 Anschluss durch Gittens in der 12. Minute. Die Hoffnung, und damit die Stimmung, kehrte ins Westfalenstadion zurück. Jedoch wiederum nur 6 Minuten lang, bis Schick erneut einen langen Ball ohne BVB-Zuordnung nutzte und das 1:3 aus BVB-Sicht erzielte.
Der BVB war sichtlich bemüht wieder den Anschluss zu finden und lief gegen tief stehende Leverkusener an (zeitweise über 70% Ballbesitz), während Bayer sich auf das Lauern auf Konter beschränkte. Das Spiel des BVB war aber oft zu ungenau und uninspiriert. Besonders Gittens sah meist, trotz des Treffers, nicht gut aus. Couto muss für Abwehr leider als Unsicherheitsfaktor hervorgehoben werden. Auch der Leverkusener Keeper Hradecky hielt Leverkusen auf Distanz, denn der BVB hatte noch zwei Chancen, die dieser mit extrem starken Paraden vereitelte. So ging es mit 1:3 in die Kabine.
2. Halbzeit
Während sich die verspäteten Ultras von Bayer inzwischen eingefunden hatten und eine nette Pyroshow abfackeln, war der BVB bemüht zügig ins Spiel zu kommen. Die ersten Anläufe verflachten jedoch schnell und es passierte lange nichts auf dem Platz. In der 75. Minute läuft der eingewechselte Duranville dann einfach Mal in den Sechszehner von Bayer und bekommt einen Arm ins Gesicht. Nach VAR-Check gibt Stieler Elfer, den Guirassy verwandelt. Das Stadion war nochmal angezündet, aber wiederum nicht lang, denn so eine richtige Schlussoffensive wollte nicht aufkommen, was Leverkusen durch extrem defensives Verhalten verstärkte. Nur in Block 13 (naher Block 14) schienen sich die Gemüter derart zu erhitzen, dass es eine Prügelei setzte. Das Spiel lief ohne größere Chancen von Dortmund aus und am Ende verloren wir 2:3. Nicht unverdient, aber angesichts des Spielsverlaufs dann doch irgendwie unglücklich.
Serienenden
Der BVB verliert damit seit 20 Jahren wieder ein Freitagabendspiel. Zudem ist unsere Serie von ungeschlagen Heimspielen diese Saison vorbei. Zuletzt hatte der BVB auch seit 20 Jahren keinen Jahresauftakt mehr verloren. Die Serie ist nun auch passé. Jetzt muss mit einer Wunderheilung die Verteidigung wiederhergestellt werden, damit diese Niederlage, die mit einer besseren Verteidigung sicher vermeidbar gewesen wäre, direkt am kommenden Dienstag in Kiel ausgebügelt werden kann. Ob tatsächlich bis dahin auch nur ein Verteidiger wiederkehrt, bleibt jedoch zu bezweifeln.