
Es hätte ein Erfolg auf ganzer Linie werden können. Zunächst besiegte die U19 in der UEFA Youth League den Gastgeber in Turin nach einer 3:0-Führung in der Pause mit 3:2. Auch die sechsminütige Nachspielzeit konnte daran nichts ändern. Leider sollte es bei den Profis anders laufen.

Im ausverkauften Juventus Stadium hatte der BVB Anstoß. Bereits in der 4. Minute gab es die erste Großchance für Juventus Turin. Einen Distanzschuss von Khephren Thuram konnte Gregor Kobel jedoch in überragender Manier aus dem Winkel fischen und damit einen frühen Rückstand verhindern. Die folgenden Minuten waren relativ ereignisarm. Der BVB hatte zwar mehr Ballbesitz, konnte aber keine Chancen kreieren. Auch Juventus Turin strotzte nicht vor Ideen und wirkte teilweise planlos. Entsprechend hatte die erste Hälfte keine Nachspielzeit verdient. Das 0:0-Unentschieden fühlte sich gerecht an. Die in den ersten 45 Minuten fehlende Energie sollte im zweiten Teil der Partie in ein Spektakel umgesetzt werden.
Das kroatische Trainergespann Igor Tudor und Niko Kovac sah in der 51. Minute die erste Chance für den BVB, doch Maximilian Beier scheiterte am Außenpfosten. Die Borussen machten jetzt deutlich mehr Druck und wurden bereits eine Minute später mit dem Tor von Karim Adeyemi belohnt. Vier Minuten später hatte Serhou Guirassy die Riesenchance, das Ergebnis auf 2:0 zu erhöhen, scheiterte jedoch an Di Gregorio. Für den BVB sollte sich die Einwechslung von Dusan Vlahovic in der 59. Minute als schicksalhaft erweisen.
In den folgenden fünfzehn Minuten überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst glich Kenan Yildiz, der in dieser Situation zu viel Platz hatte, in der 63. Minute mit einem für ihn typischen Schlenzer aus. Die Antwort von Felix Nmecha folgte 85 Sekunden später. Erneut ging der BVB in Führung. Nun begann der Auftritt von Vlahovic, den Yildiz geschickt hatte und der zum 2:2 traf. Von nun an ging es hin und her. Couto brachte den BVB in der 74. Minute zum dritten Mal in Führung. In der 80. Minute galt es, die Luft anzuhalten, doch der Abschluss von Yildiz ging nur an den Pfosten. Dafür erhöhte Bensebaini in der 86. Minute per Elfmeter zum 4:2 Vor der Ausführung des Strafstoßes war eine lange gestikulierende Diskussion zwischen Kovac, Bensebaini und Guirassy vorausgegangen. Anscheinend gab es im Vorfeld die Entscheidung, dass Bensebaini als Elfmeterschütze gesetzt war. Guirassy wollte dies anscheinend nicht akzeptieren, zog seinen Einspruch aber schließlich zurück. Eine Diskussion, die man zu diesem Zeitpunkt sicher nicht braucht. Gut, dass sich Bensebaini davon nicht beeindrucken ließ.
Das Spiel schien gelaufen, doch die sechsminütige Nachspielzeit sollte das Unglaubliche noch möglich machen. Erneut war es Vlahović, der in der dritten Minute der Nachspielzeit den Anschlusstreffer markierte. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Kurz vor dem Abpfiff glich Kelly per Kopf zum 4:4 aus. Der Flankengeber war, wie sollte es anders sein, Dusan Vlahović. Am Ende führten zwei individuelle Fehler dazu, dass zwei Punkte verschenkt wurden. Hoffentlich rächt sich dies nicht in der Endabrechnung.

Im B-Trieb herrschte Schockstarre. Zwar wäre man vor dem Spiel mit einem Unentschieden zufrieden gewesen, aufgrund des Spielverlaufs fühlte es sich jedoch wie eine Niederlage an. Karl versuchte, optimistisch zu bleiben. Er konnte mit dem Abend insgesamt nicht zufrieden sein. Es waren deutlich weniger Gäste als gewohnt da. Das war mir schon auf dem Weg zum B-Trieb aufgefallen: In den Kneipen war deutlich weniger los. Das ist für die Wirte ein großes Problem. Sie versuchen, die Bierpreise für ihre Kunden konstant zu halten, sehen aber gleichzeitig, dass die Anbieter DAZN, Sky und Amazon immer teurer werden. Hinzu kommen Steuer- und GEMA-Gebühren, fügt Karl nachdenklich hinzu. Die Umsätze reichen zur Gegenfinanzierung dann nicht mehr aus. Wenn das so weitergeht, kann ich vielleicht bald keine Spielberichte mehr aus der Kneipe schreiben. Deswegen mein Appell an euch: „Unterstützt die Kneipe an der Ecke! Oft merkt man erst zu spät, wie schön das war!“
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