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BVB scheidet gegen Leverkusen aus dem DFB-Pokal aus Kann ich das noch umtauschen?

03.12.2025, 11:22 Uhr von:  Gastautor*in  
Kann ich das noch umtauschen?

In der Liga gewonnen, im Pokal verloren: Der BVB muss sich Bayer Leverkusen im heimischen Westfalenstadion geschlagen geben. Nach Auswärtssieg und Pokalaus stellt sich die Frage: Was machen wir nun damit?

Wenn es um den BVB geht, ist auf mein Bauchgefühl einfach kein Verlass. Samstagabend, BayArena, im Gedränge am Bierstand unter dem Gästeblock: „Spielerisch kommen wir heute nicht mit“, bin ich mir sicher. „Ich habe echt kein gutes Gefühl.“ Zwei Stunden später brülle ich der Mannschaft „Auswärtssieg, Auswärtssieg, Auswärtssieg!“ entgegen. Geil!

Zuerst gab es 12 Minuten Schweigen für den gute Zweck...

Dienstagabend, anderthalb Stunden vor Anpfiff, Block 12: ein Alles-oder-nichts-Spiel im Westfalenstadion, dann noch mit einem Sieg gegen das bis dahin so formstarke Leverkusen am im Rücken. „Heute geht was!“, meine ich. Pustekuchen. Knapp vier Stunden später quetsche ich mich mit bedröppelter Miene durchs Gedränge am Südost-Ausgang. Was eine Scheiße!

Borussia Dortmund verliert gegen Bayer Leverkusen und scheidet aus dem DFB-Pokal aus. Zwei Mal Leverkusen innerhalb von etwas mehr als 72 Stunden und alle wissen mal wieder, wie wunderschön und brutal zugleich Fußball doch sein kann.

Aber der Reihe nach. Der Blick auf das Handy sorgt eine knappe Stunde vor Spielbeginn für große Augen: Nico Kovac tut es tatsächlich! Statt des formschwachen Serhou Guirassy steht Fabio Silva in der Startelf – wer hätte das gedacht? Anders als noch am Samstag dürfen auch Emre Can, Jobe Bellingham und Carney Chukwuemeka von Beginn an ran. Drei Änderungen auf Leverkusener Seite: Quansah, Terrier und Kofane in der ersten Elf.

1. Halbzeit

...und im Anschluss eine nette Wurfrollen-Choreografie

Leverkusen macht sich bei den Heimfans noch unbeliebter als ohnehin schon und tauscht nach der Platzwahl die Seiten. Nach dem ersten Pfeifkonzert des Abends kehrt im Westfalenstadion schnell Ruhe ein, die wie in den Spielen zuvor zwölf Minuten andauert. Die Südtribüne bzw. der „Expertenrat für Stadionsicherheit“ meldet sich per übergroßem Schreiben beim NRW-Innenministerium und macht einmal mehr klipp und klar deutlich, dass die „populistischen Forderungen“ der Ministerinnen und Minister „jedwede Sachgrundlage“ vermissen lassen.

Als auf der Anzeigentafel „12:00“ erscheint, gibt es nicht nur etwas für die Augen, sondern auch für die Ohren: Unter einem schwarz-gelben Konfettiregen schreien die Fans die ersten Gesänge Richtung Spielfeld. Gerade in der ersten Hälfte geschieht das mit beachtlicher Lautstärke. Oh BVB, die Liebe wird nie vergehen!

Dortmund kommt gut rein. Fabio Silva und Karim Adeyemi wuseln durch den gegnerischen Strafraum, vorne läuft der BVB Leverkusen früh und entschlossen an – das Pressing stimmt. Nur die richtig dicken Torchancen sind erst mal nicht dabei. Einmal fällt Chukwuemeka im Sechzehner, einmal der Leverkusener Terrier. Weiterspielen, meint Tobias Stieler in beiden Fällen. Ab der 20. Minute erhöht der BVB spürbar den Druck, spielt phasenweise schnellen, attraktiven Fußball. Erst Silva aus 25 Metern drüber, dann Nmecha aus etwa 20 Metern vorbei. „Hier geht wirklich was“, denke ich.

Der Anfang vom Ende

Doch dann fällt – klar, wie sollte es auch anders sein – das 0:1. Die bis dahin ungefährlicheren Leverkusener kombinieren sich in der 34. Minute (leider ziemlich schön) aus der eigenen Hälfte heraus. Grimaldo auf Maza, Kuddelmuddel im Dortmunder Strafraum, Waldemar Anton und Kollegen können den Schuss von Maza nicht verhindern, Tor. Das gibt‘s doch nicht!

Und hört, hört: Die Gästefans haben es auch nach Dortmund geschafft. Bis zum Treffer waren sie akustisch überhaupt kaum zu vernehmen und machten nur mit ihrem Pyro-Intro nach zwölf Minuten auf sich aufmerksam.

Der BVB geht einigermaßen souverän mit dem Rückstand um. Kurz schütteln, weiter! Karim Adeyemi, der Siegtorschütze vom Samstag, kommt gleich drei Mail in guter Position zum Abschluss. Bei seiner dicksten Chance (40. Minute) rettet Robert Andrich im Fallen seinen geschlagenen Torhüter Mark Flekken.

Halbzeit. Und auch wenn es schon wie am Samstag nicht das torreiche Offensivspektakel ist, das die Begegnung in den Jahren zuvor häufig versprach, so ist der BVB die bessere Mannschaft, die zeitweise wirklich gut aufspielt. Nur so richtig gefährlich wird es leider kaum.

2. Halbzeit

90 Minuten auf dem Platz aber kaum gelungene Szenen: Jobe Bellingham

Zweite Hälfte, ähnliches Bild: Wieder kommen die Schwarzgelben gut ins Spiel und vors Tor. Jedoch ohne so richtig Gefahr oder Kreativität auszustrahlen. Mal ein überraschender Ball hinter die Leverkusener Kette, mal eine entschlossene Einzelaktion – das bräuchte es jetzt.

In der 59. Minute trifft Martin Terrier für Leverkusen – allerdings nach Abseitssituation. Zählt nicht. Puh! Einige Minuten später bringt Niko Kovac Serhou Guirassy für Fabio Silva, der in der ersten Halbzeit mit einigen schnellen Pässen auffiel, Leverkusen früh und motiviert anlief. Mit zunehmender Spielzeit verblasste der Portugiese offensiv jedoch zusehends. Auch Brandt und Beier kommen auf den Platz. 

Der BVB rennt an, erhöht den Druck. Und auch auf den Rängen wird es in dieser Drangphase wieder spürbar lauter.  Spieler und Fans geben Gas. Ecke um Ecke, Flanke um Flanke fliegt in den Strafraum vor der Nordtribüne. Aber es hilft nichts. Der BVB hat in der zweiten Hälfte mehr vom Spiel, natürlich. VIEL mehr. Aber gegen ein kompaktes Leverkusen fällt der Mannschaft vorne zu wenig ein. Für so viel Einsatz, für so viel Dominanz ist der BVB zu ungefährlich.

Von Leverkusen kommt übrigens kaum etwas. Nur Alejandro Grimaldo macht auf sich aufmerksam. Dem Spanier scheint der Rasen des Westfalenstadions so gut zu gefallen, dass er es sich mehrere Mal darauf für eine Behandlung bequem macht. Sicherlich mit höllischen Schmerzen …

Am Ende stehen für den BVB 20:6 Torschüsse, 33:2 Flanken,11:0 Ecken zu Buche – und ein Pokalaus noch dazu. Die Effizienz, mit der Borussia Dortmund noch am Samstag das Auswärtsspiel für sich entscheiden konnte, verhilft heute Bayer Leverkusen zum Sieg. 

Und nun? Samstag gewonnen, Dienstag verloren, wie fällt da das Fazit aus? Ein Fan neben mir bringt es in bester Ruhrgebietsmanier auf den Punkt: „Boah ey, da hätte ich lieber am Samstag ne richtige Packung gekriegt und heute dreckig gewonnen – wat ne Kacke.“ Ja, der Auswärtssieg am Samstag war immens wichtig. Ja, es war der erste Ligadreier gegen einen „großen“ Gegner. Und ja, nach vielen späten Gegentoren und liegengelassenen Punkten auch ein wichtiges Signal, was in der Mannschaft steckt. Und doch nicke ich dem Fan zustimmend zu. Weil ich nach dem Elfmeterschießen in Frankfurt wirklich überzeugt war, dass in diesem Jahr etwas geht im Pokal. Tja, mein Bauchgefühl eben …

Unsere Fotostrecken zum Spiel findet Ihr wie immer auf unserer BVB-Fotoseite bei Instagram.

Gastautor Dominik

Versteinerte Mienen nach Abpfiff vor der Südtribüne

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