Der Vorbericht zu BVB gegen Brausezombies Der BVB-Halloween-Spaziergang
Der amerikanische Brauch des Halloween wird auch in Deutschland immer beliebter und auch der BVB bietet jetzt ein gruseliges Vergnügen an. Zusätzlich zum normalen Spielbetrieb.
Das amerikanische Halloween wird auch in Deutschland immer beliebter und so war es nur eine Frage der Zeit, bis der BVB auch auf diesen Zug aufspringen würde. Zum Heimspiel gegen den FC St. Pauli war es dann so weit: zum ersten Mal flimmerte Werbung für den BVB-Halloween-Spaziergang über die LED-Leinwände. Eigentlich habe ich für Halloween ja nichts übrig, andererseits: warum nicht? Der 01.11. ist Feiertag und am Tag darauf Heimspiel gegen den Brauseclub. Sprach also eigentlich nichts dagegen, sich für diesen Kick ordentlich einzugruseln.
So traf sich dann eine Truppe nach Einbruch der Dämmerung um 19.09 Uhr am Stadion und war gespannt, was Borussia uns bieten würde, damit das Blut ordentlich gefriert. Kurz mit den anderen ins Quatschen gekommen und direkt war klar: Die Aufgabe für den Tourguide wird keine einfache. Alle waren schonmal auswärts in München dabei. Hartgesottene Fans also, die schreckliche Bilder gewohnt sind.
Pünktlich kam dann auch der Guide mit einem Assistenten um die Ecke und begrüßte uns mit „Heja, ich bin Torben und das ist der Sören.“ Ein echter Fachmann also, der bereits mit wenigen Worten und ohne literweise Kunstblut für den ersten gruseligen Schauer sorgen konnte. Der Start ließ sich also schon mal gut an. Während wir durch die dunklen Stadiongänge liefen, fragte Torben uns, wie es um unser Nervenkostüm bestellt sei, weil wir gleich die erste Station erreichen und es dort ordentlich zur Sache gehen würde. „Nichts für Weicheier, wir packen gleich die Blutgrätsche aus“, legte er die Messlatte gleich unfassbar hoch. Plötzlich ging das Licht aus und man hörte Nobby aus den Lautsprechern rufen: „Mit der Nummer 23, unser Kapitän….. Emre….“
Wir schauten uns verdutzt an und auf einigen Gesichtern konnte man bereits den ersten Anflug von Panik sehen – und dann kam er um die Ecke. Tatsächlich, Emre Can stand vor uns und begrüßte jeden freundlich mit Handschlag. Wir dachten schon, dass wir ja doch glimpflich davon kommen würden, da hörten wir Nobby wieder, diesmal mit einer erdigen Stimme direkt aus dem Grab: „Los, Emre….. Aufbauspiel“. Emre holte einen Ball hinterm Rücken hervor und legte los. Die nächsten Minuten hörte man aus unserer Gruppe erstickte Schreie wie „Nein, Emre….. nein…. Nicht passen….. Neeeeeein“ und an anderer Stelle „Aufpassen, Emre. Direkt hinter dir. Los, lauf…“ Zehn Minuten später ging das Licht wieder an und man reichte uns Handtücher, um den Angstschweiß aus den Gesichtern zu wischen. Währenddessen schaute Emre zu Torben und murmelte: „Ich weiß immer noch nicht, was das soll. Ich mach doch alles wie sonst auch.“
Sören und Torben warteten, bis auch der letzte von uns wieder Farbe im Gesicht hatte und führten uns dann zu einer kleinen Tür, auf der ein sprungbereites Raubtier abgebildet war. Sören schaute uns etwas sorgenvoll an und fragte uns, ob alle von uns da wirklich rein wollen würden. Es würde heftig werden. Richtig heftig. Aber wer Emres Aufbauspiel überstanden hat, der hat alles gesehen – so dachten wir zumindest. Also gingen wir der Reihe nach in den Raum, bis uns eine Absperrkette stoppte und das Licht anging. Der Anblick, der sich uns bot, ließ uns das Blut in den Adern gefrieren: Männer und Frauen in Zwangsjacken. Die Haare wirr und mit rollenden, blutunterlaufenen Augen. Manche hatten Schaum vor dem Mund, andere kicherten schaurig vor sich hin. Torben musste uns nicht erst sagen, wo wir hier gelandet waren, es war direkt klar: hier war Pumas Designabteilung für unsere Trikots.
„Kommt der Absperrung nicht zu nah, ansonsten können sie eure Shirts bemalen. Und egal was passiert: Schaut nicht auf ihre Monitore! Das ist kein Schauspiel, sondern der Echtbetrieb“, warnte der Guide uns gerade noch rechtzeitig, während die ersten Pumam-Mitarbeiter schon Flipboards mit Designvorschlägen aufstellen wollten. Raus hier, nur raus hier. Gerade eben schafften wir es alle noch aus dem Raum und lehnten schwer atmend an der Wand, als Borussia direkt nachlegte. Was wir für eine normale Wand gehalten haben, war in Wahrheit eine weiterer LED-Bildschirm. Auf dem Bildschirm sah man alte, morsche Stadiontore, schief in den Angeln und mit Blutspritzern übersäht. Die beiden Torflügel waren mit einem Vorhängeschloss abgesichert und auf ihnen war mit blutiger Schrift geschrieben: Don’t open. Schwabenschreck inside.
Die nächsten 15 Minuten gehörten mit zum schlimmsten, was wir in unserem Leben je aushalten mussten. Die Highlights der letzten drei Auswärtsspiele in Stuttgart. Fassungslos starrten wir auf das Gemetzel. Es war schlimm, jeder von uns wollte wegsehen, aber konnte es nicht. Unerträglich. Zwei Mitglieder unserer Gruppe rannten zurück zum Eingang. Für sie war Ende. Für uns Zurückgebliebenen fing der Horror aber erst an. Nachdem wir uns wieder etwas beruhigt hatten, zogen Torben und Sören Spucktüten aus ihren Rucksäcken und verteilten sie unter uns. „Das wird jetzt echt hässlich“, so die eindringliche Warnung. Mittendrin hielten wir inne. War da was zu hören? Etwas leises, aber langsam näher kommendes? Sören grinste: „Was ist eine Horrorshow ohne eine Horde blutleerer, seelenloser Zombies?“ – und damit löschte er das Licht.
In der plötzlichen Dunkelheit waren die Geräusche viel deutlicher wahrzunehmen. „Kohle…“ so flüsterte es leise. „Kooohle“, diesmal lauter. „Kooohoooole“ – untermalt vom Schlurfen vieler Füße, die über den nackten Betonboden kratzten. Und dann bogen sie um die Ecke, angeführt von einem Wesen, dem das künstliche Haar ins Gesicht hing. Die Augen weit aufgerissen und mit schlecht rasierten Drei-Tage-Bart öffnete es seinen Mund und ließ eine Reihe blendenweißer Zähne blitzen. Hinter ihm seine Horde tauringetränkter Untoter. Und dann fing es an zu sprechen:
„Hallo, ich bin der Jürgen. Der Head of Football von dieser Truppe. Möchtet ihr eine Dauerkarte von einem unserer vielen Vereine, oder interessiert Ihr Euch vielleicht für ein windiges Finanzprodukt?“
"Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah …“ Was zu viel war, war zu viel. Jeder Mensch hat seine Grenze und wenn er sie überschreitet, wird seine Reaktion völlig unberechenbar. Torben und Sören rechneten wohl mit einer Gruppe in völliger Schockstarre. Stattdessen holten ein paar Jungs Bengalos raus, während ich flugs aus dem Schuppen des Greenkeepers eine Ladung Mistgabeln organisierte. „Los, geben wir den Zombies Saures“, und schon stürmten wir los.
Torben und sein Assi versuchten noch mit ausgebreiteten Armen erfolglos, uns aufzuhalten. „Haaalt, das sind doch nur verkleidete Stud…“ wollte er noch rufen, aber wir waren nicht mehr aufzuhalten. Dann gings rund. Ich sag mal so: Heimsieg.