Zwischen Paella und Currywurst Borussia verbindet – Ein Katalane über seine Liebe zum BVB
Am Mittwochabend empfängt der BVB den ruhmreichen FC Barcelona im Westfalenstadion. Im Vorfeld des Spiels haben wir mit dem Vorsitzenden des größten, spanischen BVB-Fanclubs gesprochen: Barnadivision, gegründet in Barcelona.
Der FC Barcelona befindet sich nach dem Abschied von Lionel Messi noch immer im Umbruch. Die jungen Wilden um Cheftrainer Hansi Flick und Co-Trainer Heiko Westermann haben aber in der Liga und auch in der Champions League schon mehrfach ihre Klasse unter Beweis gestellt. Um einen besonderen Blick auf das Spiel zu werfen, haben wir unseren guten Freund Jordi aus Barcelona interviewt. Er ist ein leidenschaftlicher BVB-Fan und leitet als Gründer und Präsident den BVB-Fanclub Barnadivision. Mitten im Herzen der katalanischen Fußballhochburg verkörpert Jordi die schwarz-gelbe Leidenschaft – eine spannende Perspektive, die wir euch nicht vorenthalten möchten.
schwatzgelb.de: Jordi, vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns nimmst. Die Frage, die wohl so ziemlich jedem von uns als erstes in den Sinn kommt: Wie wird man BVB-Fan, wenn man in einer Stadt mit einem der größten und erfolgreichsten Fußballvereine, gespickt mit Weltstars, aufwächst?
Jordi: Hallo, vielen Dank für eure Einladung. Das ist eine Frage, die ich sehr oft höre. Der BVB ist ein Verein mit großer Tradition und sozialem Engagement in der Stadt, der zu seinen Prinzipien steht und die Stadt vereint. Der größte Unterschied zwischen Barcelona und dem BVB ist, dass Fußball in Spanien wie ein Geschäft gesehen wird und die Fans oft eine nebensächliche Rolle spielen.
schwatzgelb.de: Was bedeutet der BVB für dich persönlich?
Jordi: Es ist die Liebe meines Lebens. Es ist der Verein, der perfekt zu mir passt. Der BVB ist eine große Familie und in Dortmund fühle ich mich zu Hause. Egal woher man kommt, in Dortmund wird man ein Teil des Vereins und der Stadt.
schwatzgelb.de: Du hast den ersten spanischen BVB-Fanclub gegründet und bist weiterhin als Präsident aktiv. Wie ist diese Idee entstanden?
Jordi: Im Jahr 2016 habe ich einige BVB-Fans aus Barcelona über Facebook kennengelernt. Dann haben wir uns entschieden, einen Fanclub zu gründen, um den Verein gemeinsam aus Spanien zu unterstützen. Mittlerweile haben wir auch viele deutsche Mitglieder, die in Barcelona oder woanders in Spanien wohnen, studieren und arbeiten.
schwatzgelb.de: Wie war die Resonanz damals zur Gründung deines Fanclubs, wie viele Mitglieder hat dein Fanclub aktuell und wie organisiert ihr euch, um Spiele zum Beispiel gemeinsam anzuschauen?
Jordi: Von Anfang an haben wir uns von anderen (vor allem internationalen) FanClubs gut aufgenommen gefühlt. Jetzt sind wir ungefähr 40 Borussen und Borussinnen. Wir haben einen Raum, wo wir die Spiele zusammen anschauen. Aufgrund des guten Wetters meistens mit einem Barbecue und Bier.
schwatzgelb.de: Du reist sehr oft nach Dortmund, um Spiele im Westfalenstadion zu sehen. Was macht die Atmosphäre im Stadion für dich so besonders?
Jordi: Die Stimmung im Westfalenstadion ist unfassbar. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut, wenn ich im Stadion bin. Die Fans, die Gesänge, die Unterstützung während des ganzen Spiels… Es berührt mich wirklich sehr.
schwatzgelb.de: Gibt es ein Spiel im Westfalenstadion, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Jordi: Ich habe viele besondere Spiele in Dortmund gesehen, aber es gibt eines, das einen größeren Stellenwert für mich hat: der Abschied von meinem Lieblingsspieler Marco Reus im Mai 2024. Dazu sein Tor und der Jubel direkt vor unserem Block.
schwatzgelb.de: Wie viele Spiele im Jahr kannst du live im Stadion in Dortmund (oder auch auswärts) verfolgen?
Jordi: Wir versuchen jede Saison um die 10 Spiele live zu sehen, egal ob Heim oder auswärts. Das Spiel gegen Barcelona ist mein sechstes Spiel in dieser Hinrunde.
schwatzgelb.de: Im Januar 2024 hast du das Trainingslager des BVB in Marbella besucht. Dabei hattest du die Gelegenheit, mit deiner beeindruckenden Trikotsammlung auf deinen Lieblingsspieler Marco Reus zu treffen. Woher stammt deine Leidenschaft für das Sammeln von Trikots und wie war es, dein Idol persönlich zu treffen?
Jordi: Als ich ein Kind war, habe ich keine Trikots geschenkt bekommen. Im Jahr 2014 hat meine Mutter mir mein erstes BVB Trikot von Marco Reus geschenkt. Ein Jahr später war ich zum ersten Mal in Dortmund und habe noch ein Trikot bekommen. Seitdem habe ich verschiedene Legenden- und Matchworn-Trikots (Reus, Kuba und Großkreutz) gekauft. Marco bedeutet für mich viel und ich wollte alle seine Trikots und vor allem spezielle Trikots haben. Ein Highlight ist das graue Champions League Trikot der Saison 2012/2013, in dem der BVB nie offiziell gespielt hat. Ihn persönlich kennenzulernen, war ein Traum für mich. Am Abend zuvor konnten wir nicht schlafen und auf dem Weg war ich sehr nervös. Die Gelegenheit zu haben, ihm persönlich für all die Jahre in Dortmund zu danken, war sehr besonders für mich.
schwatzgelb.de: Lass uns einen Blick auf das bevorstehende Spiel werfen. Als Katalane und Barcelona-Bewohner: Wie fühlt es sich für dich an, wenn dein Heimatverein gegen deinen Lieblingsverein spielt?
Jordi: Ich freue mich, weil ich gegen meine katalanischen Freunde gewinnen möchte. Ich durfte mir viele Sprüche anhören, aber ich bin mir sicher, dass BVB dieses Spiel gewinnt.
schwatzgelb.de: Was denkst du, wer die besseren Chancen hat und welche Aspekte könnten entscheidend sein?
Jordi: Der BVB hat gute Karten, da es ein Heimspiel und die Atmosphäre vor allem in der Champions League großartig ist. Barça ist zurzeit nicht gut in Form und auf jeden Fall schlagbar.
schwatzgelb.de: Wie würdest du die Unterschiede zwischen der deutschen und der spanischen Fußball-Kultur beschreiben?
Jordi: Die deutsche Kultur zeigt, wie die Vereine eine Stadt unterstützen und sich nicht auf das Geld fokussieren. In Deutschland kümmert sich der Verein um die Fans: die Fans können Autogramme bekommen, das Training besuchen, usw. In Spanien ist es das Gegenteil. Es ist normal, dass die Spieler keine Fotos mit den Fans machen. Auch die Stimmung ist eine ganz andere. Während des Spiels wird kaum gesungen, außer es handelt sich um wichtige oder spannende Spiele.
schwatzgelb.de: Gibt es etwas, was die spanische Kultur im Allgemeinen (nicht nur im Fußball) von der deutschen lernen könnte oder die deutsche von der spanischen?
Jordi: In Dortmund freundet man sich mit anderen BVB Fans vor und während des Spiels an, die Menschen sind allgemein offener. In Spanien gibt es kein Bier im Stadion, das sollte sich mal ändern. Die Deutschen könnten sich ein bisschen von der spanischen Gelassenheit abschauen.
schwatzgelb.de: Welche Botschaft möchtest du anderen internationalen Fans des BVB mit auf den Weg geben?
Jordi: Ich möchte ihnen sagen, dass der BVB der beste Verein der Welt ist. Wir alle haben die gleiche Leidenschaft, deshalb gehören wir alle zu der gleichen Familie. Auch wenn wir nicht in der Stadt wohnen und nicht jedes Spiel im Stadion sehen können.
Borussia verbindet Generationen, Männer und Frauen, alle Nationen.