Borussia Dortmund verschickt Post zur Dauerkarte Von Wertschätzung und Dankbarkeit
Alle Jahre wieder kommt es: das Schreiben zur Dauerkartenverlängerung. An die regelmäßigen Preiserhöhungen gewöhnt man sich, aber die Formulierung dazu sagt viel aus über das Selbstverständnis am Rheinlanddamm.
Dank der Möglichkeit der Post, vorab über das Eintreffen eines Briefes informiert zu werden, wusste ich schon frühzeitig, worauf ich mich beim samstäglichen Blick in den Briefkasten „freuen“ konnte. Nach Saisonende kann eine Sendung mit dem Absender „Borussia Dortmund“ nur eins bedeuten: Das neue Dauerkartenschreiben ist da. Post der teuren Art. Das war insgesamt so wenig Überraschung wie auch der Inhalt an sich – eine weitere Preiserhöhung über 3%. Wie üblich. Trotzdem müssen wir da mal reden, Borussia. Über Kommunikation, über Anstand und Fairness.
Grundsätzlich ist es ärgerlich, dass Ihr die Preise mittlerweile routinemäßig erhöht. Ja, man muss es fast schon als Erfolg ansehen, wenn die Preise „nur“ pauschal erhöht werden und Ihr nicht wieder auf die Idee kommt, eine angeblich ungerechte Preisstruktur in der Art auszugleichen, dass gleich ganze Blöcke in eine teurere Kategorie hochgestuft werden. Über diese Art von Gerechtigkeit freut sich am Ende nur eine Seite.
Es ist allerdings auch wirtschaftlich möglich, die Preise mal eine Saison lang stabil zu halten. Andere Vereine haben es in der Vergangenheit bereits vorgemacht. Erst recht in einer Saison, in der man zum Ende hin per ad hoc Meldung mehrmals die Gewinnprognose erhöht. Nein, wer aus dem Spielbetrieb 40 bis 50 Millionen mehr Gewinn als ursprünglich erwartet erhält, der kann die Preise vielleicht erhöhen – er muss es aber nicht.
Zweifelhafte Inflationsargumentation
Ihr tut es einfach, weil ihr wisst, dass Ihr es könnt. Die Zeiten, in denen sich die immer wieder angeführten „sozial Schwachen“ noch eine Dauerkarte leisten konnten, sind doch schon längst vorbei. Die Fans, die jetzt noch regelmäßig ins Stadion gehen, haben in der Regel ihr gesichertes Einkommen und werden es nicht an 20 € mehr für eine Sitzplatzdauerkarte scheitern lassen. Ihr seid die Dealer, Ihr habt den Stoff, den alle wollen. Und wenn sich dann doch einmal jemand zum kalten Entzug überwinden sollte: Wen interessiert es? Die Karte übernimmt dann eben ein anderer. Fans sind austauschbar. Da könnt Ihr noch so viel emotionalen Social Media Content produzieren, in denen Ihr die Einzigartigkeit der Fans und ihre besondere Emotionalität ausschlachtet – am Ende ist es euch ziemlich egal, welche Kontoverbindung auf der Einzugsermächtigung steht. Das ist kaufmännisch gedacht sogar nachvollziehbar.
Dann habt aber bitte doch wenigstens den Anstand, die Fans nicht noch zu verhöhnen. Das Argument mit der Inflationsrate, die man dankenswerterweise ja nur knapp zur Hälfte aufgeschlagen habe, ist ja eh schon wie gewohnt flach und albern. Für Euch werden vor allem zwei Kostenfaktoren maßgeblich sein: Energie- und ganz besonders Personalkosten. Die Energiekosten sind im abgelaufenen Geschäftsjahr wieder deutlich rückläufig geworden und die Personalkosten werden hauptsächlich über den Profikader bestimmt – und die habt Ihr selbst in der Hand. Wenn da auf der Ersatzbank Spieler wie Moukoko, Süle oder Nmecha aus unterschiedlichen Gründen sportlich keine wirkliche Rolle spielen, aber ihr Herumlungern auf der Ersatzbank mit enorm hohen Millionengehältern entlohnt bekommen, dann ist die Menge der vorhandenen Finanzmittel nicht das Problem, sondern ihre Verwendung. Was soll da der Verweis auf die Preissteigerung eines Warenkorbs, der Euch überhaupt nicht betrifft? Dass höhere Einkaufspreise für Kaffeebohnen für die Mitarbeiterküche und dreilagiges Klopapier eine Erhöhung der Ticketpreise unausweichlich machen, ist eher nicht zu vermuten.
Wertschätzung und Dankbarkeit
Aber mittlerweile ist man ja abgestumpft genug, um auch diese übliche und plumpe Ausrede achselzuckend zu schlucken. Wenn dann aber noch in einem Folgesatz die Preiserhöhung als Zeichen der „Wertschätzung“ und „Dankbarkeit“ den Fans gegenüber deklariert wird, dann schwillt meine Halsschlagader auf Ausmaße, bei denen Piszczek neidisch werden würde. Ihr nehmt mehr Geld, weil es Euch einfach möglich ist, verschleiert das mit albernen Argumenten – und deklariert das als Dankbarkeit. Irgendwann reicht es auch. Ja, ich zahle ja schon mehr. Aber muss ich mich dafür auch noch verhöhnen und veralbern lassen? Sagt mir einfach offen, ehrlich und knapp, dass Ihr mehr Geld wollt und wenn ich das nicht zahlen will, gehen soll. Das wäre zwar hart und deutlich – aber wenigstens eine offene und faire Kommunikation. Aber verlangt nicht von mir, dass mich auch noch darüber freuen soll, weil das die Wertschätzung ist, die mir mein Verein entgegenbringt.
Oder aber ist das wirklich Eure Vorstellung von Wertschätzung und Dankbarkeit? In diesem Falle würden mir einige Dinge einfallen, die ihr damit machen könnt – aber keine einzige wäre zur Veröffentlichung geeignet.