BVB in der Krise Von Geduld und Erwartungsmanagament
Es sind 13 Pflichtspiele in der Saison 2024/25 gespielt und für viele BVB-Fans ist die Saison schon gelaufen. Sportlich ist die Achterbahn noch steiler geworden als letzte Saison und nun bleibt die Frage: wie gehen wir jetzt damit um?
Bei der Saisoneröffnung hat der neue Trainer Nuri Sahin die BVB-Fans um "Geduld" gebeten. Geduld? Kaum eine Ressource ist so rar im Profifußball wie eben jene. Und auch für Fußballfans ist das ein Gefühl, was normalerweise überhaupt nicht ins Stadion passt. Sicherlich einige BVB-Fans werden daher diese Aussage von Sahin "überhört" haben.
Die Saison lief ja recht passabel an und so dürfte das "Geduld bewahren" wieder zügig in das Hinterstübchen der übrigen Borussinnen und Borussen gewandert sein. Im weiteren Saisonverlauf wächst fanseitig jedoch zunehmend der Unmut über die Leistung des BVB, der noch kein Auswärtsspiel in der Liga gewinnen konnte und mit 1:5 in Stuttgart und 2:5 Madrid schon zwei dicke Abreibungen bekommen hat. Nach dem wiederum enttäuschenden Ergebnissen in Augsburg und Wolfsburg sitzt wohl bei allen, die es mit Borussia halten, der Frust tief und der typische Reflex des Fußballgeschäfts sprudelt von tausenden Accounts in die sozialen Netzwerke: "Sahin raus!"
Wir sind verdammt toxisch geworden.
Auf der Suche nach einem Umgang
Der BVB dagegen spricht Sahin vollstes Vertrauen aus. Wie viel solche Bekundungen wert sind zeigen regelmäßige Beispiele in erster und zweiter Bundesliga, aber ich glaube tatsächlich, dass das Vertrauen in Sahin alternativlos ist. Wer soll denn als Trainer kommen? Was genau soll sich kurzfristig verbessern? Ich glaube, dass wir zwar aktuell nicht in der typischen "Ketchup-Flaschen-Situation" sind, wo lange nix kommt und plötzlich alles auf einmal. Dafür zeigen sich in unserem Spiel zu klare Schwächen in den Abläufen und teilweise in der Einstellung. Da würde uns auch ein neuer Trainer nicht von heute auf morgen wieder zu einem Meisterschaftsanwärter machen. Es gilt der süßen Versuchung "Trainerwechsel" endlich mal zu entsagen und alle Spieler, Trainer und vor allem auch mal die Verantwortlichen in die Pflicht zu nehmen!
Ein neuer Trainer ist also ausgeschlossen. Was bleibt uns als Fans dann über?
Geduld bewahren und nicht in Panik verfallen. Das Minimalziel ist das Erreichen der Champions League und das ist noch lange nicht gefährdet oder gar verfehlt. Die Meisterschaft stand ja nie wirklich zur Debatte, auch wenn die Meisten (ich auch) wie jedes Jahr insgeheim doch irgendwie darauf gehofft haben dürften. Stattdessen besteht jetzt die Möglichkeit Sahin und Kader gemeinsam wachsen zu lassen und zwar in Ruhe. Wir sollten als Fans unsere Erwartungen reduzieren und wirklich mal einen "Umbruch" geschehen lassen. Bei einem Umbruch spielst Du eben nicht um Titel. Sicher darfst Du auch nicht um den Abstieg spielen, aber soweit würde man es in Dortmund auch nicht kommen lassen. Wenn wir alle gemeinsam unser Erwartungsmanagement darauf ausrichten, dass wir dieses Jahr die Champions League erreichen müssen und dabei das Team und den Trainer die Zeit für Entwicklung geben, dann entspannt sich auch der Frust in uns.
Es ist Luft nach oben
"Es ist nicht alles schlecht!" Diese etwas abgedroschene Plattitüde passt zu unserer Situation. In einigen Spielen hatten wir mehr eine Ergebnis- als eine Spielkrise. Es läuft einfach aktuell nicht. Passiert!
Aber was man im Moment auch immer wieder sieht sind die Veranlagungen, die der Kader hat. Es greifen manche Zahnräder (noch) nicht ineinander und manche Trainerentscheidung war auch daneben. Trotzdem kann die Truppe Fußball spielen und mit der individuelle Qualität jeden Gegner an einem guten Tag schlagen. Und da müssen wir mit Ruhe und Geduld hinkommen. Es muss wieder ein Flow reinkommen und vor allem Auswärts müssen die Leistungen gesteigert werden.
Wenn auch zum Winter hin keine Entwicklung merkbar ist, dann sprechen wir weiter. Aber jetzt? Weitermachen!