schwatzgelb.de trauert um Simon Ballmann Mach’s gut, Simon
Abschiede sind scheiße und grausam. Besonders, wenn man von so einem tollen Menschen wie Simon Abschied nehmen muss.
Nizza, irgendwann abends vor einem Champions-League-Gruppenspiel gegen Monaco: Wir sitzen in einem Restaurant bei einem Glas Wein und einem wackelnden Tisch. Freundlich hast du den Kellner auf den wackelnden Tisch hingewiesen, der den Umstand unverzüglich mit Bierdeckeln behob.
Dann zeigt er auf den Tisch, der nun nicht mehr wackelt und sagt „C’est physique“. Dieser Ausspruch entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einem geflügelten Wort zwischen uns, egal ob passend oder unpassend. „C’est physique“ – immer ein Lacher. Am Tag danach wurdest du vor dem Spiel zusammen mit Fabian für DAZN interviewt. Im Vorgespräch auf der Suche nach einer passenden Interview-Location fragte die Interviewende dich, ob das Spiel überhaupt noch wichtig ist. Deine Antwort: „Natürlich, es geht um den Gruppensieg. Außerdem ist jedes BVB-Spiel wichtig, weil ich da mit Freunden unterwegs bin.“
Das Interview fand vor allem aus einem Grund statt: Ein paar Jahre zuvor, als das Spiel gegen Monaco wegen des Anschlags auf die Mannschaft nicht stattfinden konnte, hattest du mit Fabian die grandiose Idee mit #bedforawayfans dafür zu sorgen, dass gestrandete Auswärtsfans einen Schlafplatz gefunden haben. Eine Idee, die entstand, weil zwei Dinge zusammenkamen: Deine Freude an Auswärtsfahrten mit allen Unwägbarkeiten in Anreise und Unterbringung und vor allem aber dein großes Herz.
Niemand, der dich mal irgendwo getroffen hat, dürfte dein herzliches Lächeln vergessen, mit dem du Menschen begrüßt hast, ganz besonders befreundete, vertraute und geschätzte Menschen. Ich kann mich nicht erinnern, dass du mal irgendwann schlecht gelaunt oder pampig warst. Nicht mal in der Krankheitszeit oder wenn es dir nicht so gut ging. Du warst immer an den Menschen in deinem Umfeld interessiert und vor allem herzlich und ehrlich interessiert. Nicht aus einer Höflichkeit, sondern weil dir an deinen Freunden immer sehr viel lag. Du hast immer eine Positivität ausgestrahlt.
Aber nicht nur Positivität, sondern auch Kreativität zeichnete dich aus. Ob bei SG.de in der „SOKO Buntstift“ oder auch wenn du Fotos von verlassenen Orten oder Graffitis gemacht und auf wunderbare Weise Stimmungen eingefangen hast. Ich erinnere mich noch an einen Abend, wo deine Bilder am Hafen ausgestellt wurden und eine eher unbekannte, aber auch etwas abgedrehte, Band spielte. In netter Atmosphäre deine Kunst zu bestaunen und am Ende beim improvisierten Gassenhauer „Nimm mich mit, Santa Monica“ ausgelassen zu feiern, sind die Momente mit dir, die in Erinnerung bleiben.
Überhaupt war Musik ein ganz zentraler Aspekt in deinem Leben. Zwar haben wir nie zusammen ein Konzert besucht, aber vor und während Auswärtsfahrten mit dem gemeinsamen SG/GO-Bus ganz oft über die optimale Musik für so eine Fahrt gefachsimpelt. Dank dir sind einige Lieder in der Playlist gelandet, die vorher die wenigsten kannten, aber nachher nicht mehr aus dem Kopf bekamen.
In den letzten Jahren bestimmte deine Krankheit mehr und mehr deinen Tagesablauf. Zur Borussia bist du, wann immer möglich, trotzdem gegangen. Bis zuletzt warst du positiv und hast dich über jeden Besuch gefreut. Bis zum Schluss hast du mutig und wie ein Löwe gekämpft!
Wenn unsere Jungs in Wembley so kämpfen wie du es getan hast, dann gewinnen wir das Ding. Und am Ende wirst du auf deiner Wolke sagen: „C’est physique“.