BVB dreht kleines Reverderby Serhou guirassiert den VfL
Nach frühen Rückstand dreht der BVB das Spiel gegen den VfL Bochum mit 4:2. Dabei machte Schwarz-Gelb zu Beginn erstmal dort weiter, wo man in der Vorwoche in Stuttgart noch aufhörte. Serhou Guirassy sorgte dafür, dass der schwache Start nicht vollends bestraft wurden.
Im Vergleich zum 1:5-Debakel in Stuttgart (ich war vor Ort, an dieser Stelle nochmal vielen Dank für diesen wundervollen Ausflug am Sonntag) veränderte BVB-Trainer Nuri Sahin das Team auf drei Positionen: Statt Süle und Nmecha (beide Bank) sowie dem verletzten Sabitzer (nicht im Kader) begannen Yan Couto, Can und Gittens. Nach der deutlichen Niederlage – und hier muss man auch das Wort chancenlos hinzufügen – wurde personell reagiert und somit Zeichen gesetzt.
Zu Beginn zeigte die Mannschaft auch eine angemessene Reaktion, nahm das Heft in die Hand und wollte dem kleinen Reviernachbarn früh die Grenzen aufzeigen. Nach anfänglichen Vorteilen lud der BVB die Gäste aber zum Tore schießen ein: In der 16. Minute spielte Bochum mit einem einfachen Doppelpass die komplette Defensive aus, Matus Bero verwandelte per Gewaltschuss eiskalt ins kurze Eck. 1:0.
Kobel patzt, BVB von der Rolle
Nur fünf Minuten später ging es mit der Unkonzentriertheit weiter. Nach einem Rückpass verlor BVB-Torwart Kobel den Ball, am Ende musste Dani de Wit nur noch ins leere Tor einschieben. Am DAZN-Mikrofon beschrieb Kobel die Szene wie folgt: „Das ist relativ einfach. Ich wusste, dass auf der rechten Seite alles frei ist. Ich habe mich dabei zu früh auf eine Sache konzentriert. Ich wollte mich anbieten und verlagern. Ich habe den Ball ein bisschen auf den linken Fuß gespielt bekommen und konnte ihn so nicht direkt abnehmen.“
Ich möchte hier aber auch eine Lanze für Kobel brechen: Ja, er muss den Ball einfach wegspielen – aber der Rückpass von Schlotterbeck war auch wirklich absolut bodenlos. Viel zu feste und viel zu ungenau und das auf dem nassen Rasen.
Dass es auf einmal 0:2 steht, hat sich eigentlich gar nicht zwingend angedeutet. Die Mannschaft war gut im Spiel, hatte selbst Chancen, aber sich dann durch die Patzer in der Defensive fast alles eingerissen. Nach diesem Rückstand war der BVB dann sichtlich angeschlagen und ließ in der Defensive weitere Lücken zu.
"Fällt das dritte Tor, dann haben wir ein Riesenproblem"
In der 33. Minute verpasste Bochum dann zu unserem Glück die Vorentscheidung: Der von der Mittellinie steilgeschickte Boadu tauchte frei vor Kobel auf, vergab jedoch ganz knapp die große Chance zum 3:0. Damit wäre die Messe womöglich schon gelesen gewesen. Aber, wie so oft im Fußball, sollte sich diese vergebene Chance rächen: Der BVB fing sich wieder und kam noch vor der Pause zurück ins Spiel. "Das kann auch schnell in die Hose gehen", bilanzierte Sahin nach dem Spiel. "Fällt das dritte Tor, dann haben wir ein Riesenproblem."
Serhou Guirassy, mustergültig bedient von Julian Brandt, köpfte in der 44. Minute zum 1:2-Anschlusstreffer ein und brachte die Hoffnung und den Glauben an die eigene Qualität zurück. Dieser Treffer war die Initialzündung für das große Comeback. Nach dem Seitenwechsel dominierte der BVB das Geschehen. Bochum verteidigte weiterhin engagiert, konnte dem Tempo der schwarz-gelben Offensive aber nicht mehr viel entgegensetzen, war immer öfter einen Schritt zu spät.
So auch in der 61. Minute, als der ehemalige Dortmunder Felix Passlack Guirassy im Strafraum zu Fall brachte. Emre Can verwandelte sicher zum 2:2. "Es darf nicht nach dem 0:2 anfangen, wir müssen von der ersten Minute da sein", betonte der Torschütze nach dem Spiel. "Das müssen wir lernen, weil es sehr oft passiert ist. Da müssen wir ehrlich sein."
Danach spielte nur noch Schwarz-Gelb. Die Moral der Gäste war gefordert, konnte dem Dauerdruck aber nicht mehr standhalten. In der 75. Minute vollendete Guirassy nach schönen Zuspiel von Adeyemi zur 3:2-Führung, nur sechs Minuten später erzielte Joker Felix Nmecha mit dem 4:2 die Entscheidung. Dieses Mal patzte der Torwart auf der anderen Seite, als Drewes den Ball unter sich durchrutschen ließ.
Am Ende stehen drei Punkte auf der Habenseite und die Fans haben das geboten bekommen, wofür man ins Stadion geht: Emotionen hüben wie drüben, Hoffnung, Glück und Leid, so nah beieinander.