Spielbericht Profis

Vom Bankwärmer zum Matchwinner

06.11.2024, 09:00 Uhr von:  Tim K
Nmecha umarmt Malen nach dem Spiel

Nach dem überzeugenden Sieg am vergangenen Samstag hat der BVB gegen Sturm Graz große Probleme, gewinnt am Ende jedoch dank eines überraschenden Matchwinners. Unser Spielbericht zum Heimspiel gegen die Schwoazen.

Ganz nach dem Motto: “Never change a winning team!” blieb Nuri Sahin gegen den SK Sturm bei der Elf, die das tolle Projekt Red Bull (bitte hier ein Clowns-/Klopp-Emoji einfügen) überraschend wie überzeugend am vergangenen Samstag mit 2:1 nach Hause schickte. Auch der heutige Gast dürfte sich mit der vielleicht größten Plage im kommerzialisierten Fußball bestens auskennen, schließlich dominierte der Ableger aus Salzburg in den vergangenen Jahren die österreichische Liga nach Belieben - bis in der vergangenen Saison die Grazer diese Serie brachen und sich das österreichische Double schnappten. Auch in dieser Saison sieht es nicht schlecht aus, dass der Meistertitel nicht nach Fuschl am See geht: Der Getränkekonzern liegt derzeit nur auf Platz 4 der Tabelle, während die Grazer an der Spitze thronen. In der Champions League sah es dafür bislang recht mau aus, ohne Punktgewinn nach vier Spielen fanden sich die heutigen Gäste nach der Partie am Tabellenende wieder, während der Ballspielverein nun wieder unter den Top 8 anzutreffen ist. Doch das sollte ein hartes Stück Arbeit werden.

Bild von der Südtribüne vor dem Spiel
Immerhin vor dem Spiel ist der Fanschal noch in Gebrauch

Machen wir es aber mal chronologisch: Während von Dortmunder Seite wie üblich die Hymne der reformierten Champions League aus bekannten Gründen ausgepfiffen wurde, lieferten die 4.000 mitgereisten Österreicher ein ansprechendes Intro ab, welches in der ersten Halbzeit lange eines der wenigen Highlights bleiben sollte. Zwar kontrollierte der Ballspielverein mit rund ⅔ Ballbesitz über die gesamte Partie hinweg das Spielgeschehen, die Chancen von Sabitzer (Kopfball, 6.), Beier (Nachschusschance, 15.) sowie Guirassy (Abschluss aus 17 Metern, 28.) ließen den Gästestrafraum allerdings in der ersten halben Stunde nicht so brennen wie es zuvor der zugehörige Block tat. Doch das änderte sich in der 42. Minute schlagartig: Erst verhinderte (so muss man es wohl sagen) Beier den Führungstreffer für die Borussia, als er nach Bensebainis Kopfball im Weg stand, nur 30 Sekunden später stand er dann erneut im Mittelpunkt: Nach einem tollen Solo scheiterte er am auf der Linie stehenden Grazer Innenverteidiger. Mit einem 0:0 und der Gewissheit, dass man das Spiel in Durchgang 2 ziehen muss, ging es in die Pause.

Emre Can köpft den Ball
Mika Biereth gegen Emre Can

Überraschend unverändert ging es für den BVB in den zweiten Durchgang, obwohl mit Malen durchaus ein adäquater Ersatz für den im ersten Durchgang komplett überspielt wirkenden Gittens auf der Bank gewesen wäre. Anders sah es bei den Gästen aus, dort gab es mit Zvonarek für Jatta einen positionsgetreuen Wechsel. An der Spieldynamik änderte dies jedoch wenig. Richtig gefährlich wurde es vor dem Sturm-Kasten das erste Mal 10 Minuten nach der Pause, als Guirassy vor Keeper Scherpen auftauchte, den Ball jedoch in letzter Sekunde vertändelte. Der nachsetzende Sabitzer behauptete zwar den Ball, dessen Abschluss wurde aber (vielleicht entscheidend) abgefälscht und fand seinen Weg nicht ins Tor der Schwoazen (56.). In den Folgeminuten erhöhte der BVB zwar mal ein wenig die Schlagzahl der Chancen, doch nach etwa 10 Minuten ebbten die Angriffsbemühungen wieder ab und nicht nur Sahin sah die Notwendigkeit für frische Beine: Für den bei den Sturm-Fans offenkundig nicht sonderlich beliebten Sabitzer kam mit Malen ein weiterer Offensivmann. Änderte dies etwas? Nunja. Zunächst nicht. Nach 76 Minuten wurde Gittens durch den Tausch mit Campbell endlich erlöst, doch insgesamt schien die Luft raus. Borussia wirkte nicht nur, sondern war vermutlich auch platt. In Anbetracht der langen Verletztenliste und dem zu dünnen Kader allerdings auch keine neue Erkenntnis, dass es bei einem dauerhaften 3-Tages-Rhytmus die Luft häufig nicht für die nötigen 90 oder gar 120 Minuten reicht. Und doch kam es dank des zuletzt zum Bankwärmer degradierten Malen doch noch zu einem Happy-End. Der Niederländer störte die ebenfalls müde werdenden Grazer im Spielaufbau und eroberte so selbst den Ball, bevor er von Guirassy per Doppelpass in Szene gesetzt wurde. Nach zuletzt wirklich schwachen Auftritten in den vergangenen Wochen erlöste er alle BVB-Fans und netzte humorlos zum Siegtreffer ein. Endlich! Der späte Siegtreffer markierte mal wieder eines dieser Heimspiele, die am Ende glanzlos, aber letztlich doch verdient gewonnen werden.

Nun heißt es: Irgendwie das Spiel in Mainz über die Bühne bringen und hoffen, dass nach der Länderspielpause wieder mehr Spieler zur Verfügung stehen. Viel mehr lässt sich in der aktuellen Situation wohl nicht machen.

Malen schießt auf das Tor und trifft
Die Entscheidung: Donny Malen trifft zum Sieg

Statistik

BVB: Meyer - Bensebaini, Schlotterbeck, Can, Groß - Nmecha, Brandt, Sabitzer (67. Malen) - Gittens (77. Campbell), Guirassy, Beier (89. Azhil)

SK Sturm: Scherpen - Gazibegovic, Lavalee, Aiwu, Johnston (60. Geyrhofer) - Chukwuani, Kitheisvili (90. Horvat), Yalcoulé, Böving - Jatta (46. Zvonarek), Biereth (75. Yardimci)

Tore: 1:0 Malen (86.)

BVB-Spieler stehen vor der Süd und machen "die Welle"
Die Welle nach Abpfiff vor der Südtribüne

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