BVB enttäuscht in Heidenheim Ratlos-Auftritt lässt Terzic toben
Das erste Gastspiel für den BVB in Heidenheim fällt ernüchternd aus. Lethargische Dortmunder werden vom Aufsteiger phasenweise vorgeführt. TV-Experte Ballack wird deutlich, Terzic zählt die Reservespieler an. Nur die Fans wissen zu überzeugen.
Für das Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim hätte Borussia Dortmund vermutlich fünf Mal so viele Tickets absetzen können. Der Verein spielt zum ersten Mal in der Bundesliga. Das heißt: Für fast jeden BVB-Fan war der Besuch in der Voith-Arena das erste Mal in diesem Stadion – und die Aussicht auf einen Besuch in einem neuen Stadion lockt immer besonders viele Fans an. Wenn da nicht die unsägliche Spielansetzung an einem Freitagabend gewesen wäre, wodurch das Urlaubskonto schon früh im Jahr angezapft werden musste.
Der Freizeitausgleich zum sonst so stressigen Berufsleben sollte sich lohnen: Auf dem Rasen gab es eine top motivierte, gallige, spielfreudige Mannschaft zu sehen. Räume wurde zugestellt, Spieler früh angelaufen und zu Fehlern gezwungen, große Torchancen kreiert, zur Halbzeit hätte es schon 2:0 stehen müssen. Leider trifft all das jedoch nur auf die Heimmannschaft zu. Der Aufsteiger aus Heidenheim zeigte dem lethargischen BVB seine Grenzen auf und hätte zur Halbzeit mit 2:0, fast 3:0 führen können. Wenig Erholung am freien Tag für Herz und Kreislauf.
Das war schlicht und ergreifend zu wenig
Auch BVB-Trainer Edin Terzic wird an der Seitenlinie einen ähnlich hohen Puls wie ich gehabt haben. Nach dem Spiel wurde er deutlich: “Mit der Leistung, die wir gezeigt haben, haben wir nicht mehr verdient als diesen einen Punkt. Wir hatten zu wenig Torchancen, konnten keine Wucht entwickeln. Wir waren viel zu kompliziert, nicht sauber und standen viel zu passiv in den Positionen. Wir haben den Anspruch, besseren Fußball zu zeigen.”
Diesen besagten besseren Fußball gab es indes wirklich selten von Schwarz-Gelb zu bestaunen. Bis auf einen nicht gegebenen Treffer (Malen, 26., Abseits) und einen Schuss von Füllkrug außerhalb der Box (86.), den der Heidenheimer Schlussmann gut parierte, ist mir nicht wesentlich viel in Erinnerung geblieben.
DAZN-Experte Michael Ballack wurde ebenfalls deutlich am Mikrofon und sprach den Heidenheimern die klareren Chancen zu. “Mit diesen Ansprüchen und der Qualität des Kaders hätte Dortmund die Heidenheimer vor größere Probleme stellen müssen”, befand der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Größere Probleme hatte indes die Defensivabteilung von Schwarz-Gelb. Özcan spielte einen katastrophalen Fehlpass (14.) und hatte Glück, dass Tim Kleindienst die große Chance zur Führung vergab. Immer wieder war das Spiel der Dortmunder von Unsicherheiten und wirklichen Harakiri-Pässen geprägt.
Vier Minuten später war es wieder Kleindienst, der die Führung auf dem Kopf hatte (18.). Nach Flanke vom größtenteils in Dortmund ausgebildeten Jan-Niklas Beste verfehlte Kleindienst das Tor wieder nur knapp. Am Ende blieb es beim 0:0, im Hinspiel trennte man sich im Westfalenstadion 2:2 – in beiden Saisonspielen gegen den FCH gab es nur zwei Punkte. Zu wenig, befand auch Terzic, für den es nach dem Spiel keine Ausreden gab. „Wir hatten eine ordentliche Mannschaft auf dem Platz. Es haben einige Jungs, die zuletzt weniger gespielt haben, ihre Chance bekommen. Sie haben sie nicht genutzt“, wurde der Übungsleiter ungewohnt deutlich und zählte somit zwar keinen Spieler namentlich an, bei dem Blick auf die Aufstellung lässt sicher aber leicht schlussfolgern. Gemeint sein dürften wohl vor allem Jamie Bynoe-Gittens, Youssoufa Moukoko und auch Salih Özcan.
Erneute Fanproteste gegen DFL-Investoreneinstieg
Und so kam es, dass die besten in Schwarz-Gelb an diesem Abend die Fans waren. Zu Spielbeginn gab es eine sehenswerte “IRON CITY”-Choreo, die Stimmung war im ersten Durchgang trotz des miserablen Auftritts der Mannschaft sehr gut. Um die 60. Minute herum gab es im Stadion dann ein bekanntes Bild der letzten Wochen: Die Fanlager skandierten lautstark “Scheiß DFL” im Wechselgesang und warfen Gegenstände auf den Rasen, die zu einer Spielunterbrechung führen sollten. Hatte das Vorhaben beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Köln noch zu einer Spielunterbrechung von fast 8 Minuten geführt, zeigten sich die Akteure auf dem Rasen dieses Mal sichtlich unbeeindruckt von den auf dem Spielfeld liegenden Gegenständen. Das Spiel wurde ohne Unterbrechung fortgesetzt, die Message aber bleibt dieselbe: Gegen Investoren in der DFL!