BVB vs. TSG Hoffenheim Eins vor, zwei zurück
Wo waren sie gestern, diese Tennisbälle, wenn man sie mal brauchte? Vielleicht hätte ein kleines „Dong“ der Bälle am Hinterkopf den Turbo wieder einschalten lassen? So vielversprechend wie es die letzten Wochen lief, so schwach war insbesondere die gestrige zweite Halbzeit. Unser Spielbericht:
In Anbetracht der Tatsache, dass man gleich als Erfolgsfan gilt oder sich doch einen anderen Verein suchen soll, wenn man das Elend tatsachenbehaftet kommentiert, fällt es mir mal wieder schwer, die richtigen Worte zu finden.
Einer der größten Romantiker in Sachen Edin und auch Nuuuuuuuuuuri bin mit Sicherheit ich. Und so freute ich mich, dass die letzten Spiele nach der Winterpause vielversprechend starteten und meist auch endeten. Vielleicht ließ ich mich aber auch nur durch das Endergebnis und die drei Punkte blenden? Waren die Probleme nicht immer noch die gleichen? Ideenlosigkeit, kaum Zug nach vorne, keiner der sich traute, mal richtig abzuledern?
Zumindest die Süd startete hochmotiviert und lautstark in das Spiel. Doch die Euphorie hielt nicht lange an. Keine drei Minuten waren gespielt, als nach Fehler von Can und Schlotterbeck die Hoppelhasen in Führung gingen. Allgemeines Stöhnen und Augenrollen um mich herum. Die Mannschaft also mal wieder - oder immer noch ? - nicht rechtzeitig erwacht aus ihrem Siebenschläferschlaf. Zeit, am Lautstärkeregler der Stimmbänder zu drehen. Und das schien Wirkung zu zeigen.
Anders als ganz ganz früher nahm man den Rückstand zumindest nicht mehr nur hin, sondern kämpfte dagegen an. Und aha! In der 21. Minute rappelte es im Karton. Auf Donyell Malen war doch noch Verlass. Und auch Nico Schlotterbeck entschuldigte sich vier Minuten später für seinen Patzer zu Spielbeginn und brachte Schwatzgelb in Führung. Jawollo! Frohen Mutes pflanzte ich mich auf die arschkalten steinharten Betontreppen, um selbst kurz durchzuschnaufen. Dieser fast sicher geglaubte Sieg raubte nicht nur den Akteuren auf dem Platz Puste und Nerven.
Vorteil: sie mussten das Elend der darauf folgenden 45 Minuten nicht mit ansehen. Wir schon. Es war wie ein Unfall, weg schauen ging nicht und nach Hause wollten irgendwie alle.
Die Halbzeitansprache schien es in sich gehabt zu haben. Schlottis Beine schienen davon noch immer so sehr zu schlottern, dass er sie so passend hin hielt, dass Alex Meyer Beiers Schuss nicht mehr abwehren konnte. Ausgleich in der 61. Minute. Augenrollen, Stöhnen, Hand vors Gesicht klatschen Teil 9877678. Die Spieler schienen es großen Teilen der Tribüne gleich zu tun und begaben sich schon mal in Richtung Feierabend. Man trabte uneffektiv und mit ohne Motivation auf dem Rasen herum. Die Retourkutsche folgte zügig und wieder war es in der 64. Minute Beier, der Dortmunds Abwehr alt aussehen ließ. Noch älter als sie tatsächlich waren.
Wo waren diese Tennisbälle, wenn man sie brauchte? Mein Schwiegervater stupste mich kurz an, deutete zum Ausgang und weg war er. Und Recht hatte er. Ich hatte Mitleid mit jenen, denen dieses Spiel ein Urlaubstag am Montag wert war oder die nach vielen Stunden Fahrt morgens übermüdet am Arbeitsplatz ankamen.
Es gibt sicher noch unansehnlichere Spiele von noch unattraktiveren Vereinen, aber nur weil es noch schlimmer kommen kann, ist schlecht noch lange nicht gut.