Club Brügge vs. Borussia Dortmund Die beste Champions League aller Zeiten oder nicht?
Stars und Sternchen schwärmten von ihr, dieser neuen, einzigartigen und besten Champions League aller Zeiten. Konnten wir als Vizesieger der vergangenen Saison diesem Ruf gerecht werden? Unser Bericht zum Auftakt in Brügge:
Endlich wieder Europapokal! Oder wie die Arschkriecherfreunde der UEFA sagen würden: „Willkommen zur besten Champions League aller Zeiten!“ Nunja, das werden wir sehen, aber die Größte (Geldgier) ist es allemal. So erwarten uns gleich zu Beginn acht nicht unbedingt attraktive Gegner, dafür aber Ziele, die man sonst wohl nur in der Euroleague bestaunen könnte. Heiße Pflaster gemischt mit alten Bekannten machen hier schon Lust auf mehr.
Auch Brügge ist kein Unbekannter: 2018 waren wir schon einmal hier, um drei Punkte mit nach Hause zu nehmen. Damals standen geliebte Namen wie Piszczek und Sahin noch als Spieler auf dem Rasen, wobei Nuri kurz zuvor nach Bremen gewechselt war. In diesem Spiel stand er nun als Cheftrainer strahlend vor den TV-Kameras - sein verschmitztes Lächeln verriet den Stolz in seiner Brust, während er klarstellte: „Die Champions League darf niemals selbstverständlich werden.“ Ich weiß noch, als ich damals für meinen türkischen Kumpel ein Gratulations-Plakat von ihm unterschreiben ließ. Wie er poste und in die Kamera strahlte, als ich ihm das Plakat übergab. Schon wieder einer, dem ich allen Erfolg und alles Glück dieser Welt wünschte. Gemeinsam feiern und gemeinsam leiden möchte ich mit genau solchen Leuten wie Edin es war und wie Nuri es sein wird. Aber ich drifte schon wieder viel zu sehr in die Romantikschiene ab, sorry.
Gänzlich unromantisch finde ich Belgien. Wobei Brügge darin tatsächlich ein kleines Schmuckstückchen darstellt und hier und da ein paar Kopenhagenvibes entblößt. Die Sonne strahlte vom Himmel, der Bierpegel war on point und sogar die Reise zum Stadion verlief unerwartet unaufgeregt. Pünktlich rollten die Shuttle-Busse in Richtung Stadion und auch die Kontrollen waren maximal entspannter als bei so manch folgendem Gegner dieser ersten Phase (Grüße gehen raus nach Madrid.) Das Stadion hingegen glich noch immer einer viereckigen Version des Dortmunder Hauptbahnhofes. Es roch übel nach Urin und die Klos würde ich nur nach anschließender Desinfektionsdusche nutzen. Geld würden sie an mir also heute in Form von Getränken nicht verdienen. Der Gästeblock befand sich eingepfercht in der Ecke, die Fläche darunter aus Angst vor PyroBierPipi-Gemischen für uns komplett freigehalten. Doch seid unbesorgt, meine Freunde! Keine Pyro, keine Bierduschen, nur ein Haufen Schwatzgelber in Feierlaune. Vom gegenüberliegenden Heimblock konnte man das hingegen nicht behaupten. Ob es aufgrund der kurz zuvor verbotenen Choreografie war oder andere Gründe hatte, kann ich euch nichtmal sagen. Ohne den gut gelaunten Gästeblock hätte die beste Champions League aller Zeiten allerdings im Rahmen eines Geisterspiels stattgefunden. Zu allem Übel schien der DJ die neueste Version der CL-Hymne noch nicht heruntergeladen zu haben und so schallte die altbekannte Version durchs Stadion:“ Dieee Besteeeen, the Chaaaampiooons!“ Na, da bin ich mal gespannt.
Geplant hatte ich für die nächsten 90 Minuten, dass wir in der ersten Halbzeit schon lockerflockig 3:0 führen, der Rest des Spiels nach mir die Sinnflut dahin plätscherte und wir uns voll und ganz wildem Gehüpfe und Geträllere widmen konnten. Nur scheinbar hatte das den Jungs in den potthässlichen Trikots keiner mitgeteilt. Papierstau muss beim Erstellen der Vorlage für diese grauenhaften Dinger von Trikots der Ursprung allen Übels gewesen sein.
Zudem musste es das Königsblau der Belgier sein, dass die Dortmunder so verunsicherte. Die vorherige Fanumfrage bei DAZN, dass 80% uns eher im erweiterten Kreis der Favoriten sehen würden, hatte Recht. Wie weit entfernt dieser Kreis sein sollte, wurde an dieser Stelle ja zum Glück nicht weiter definiert. Eigentlich ließ sich die Darbietung beider Seiten mit einem einfachen GIF beschreiben und beenden: ein bäuchiger Mann mit einer Bierflasche in der Hand, der schnarchend auf dem Sessel einschläft und anschließend mit diesem umkippt. Zum Glück weckten mich die Vorsänger regelmäßig, sodass ich mich von Not gegen Elend gedanklich kurzzeitig entfernen konnte.
Und auch die beiden Feuerwehrmänner unten vorm Gästeblock hatten nichts zu löschen. Kein Feuer im Gästeblock und keines auf dem Rasen.
Ein einziger Moment amüsiert mich bis heute, als Postbote Guirassy im Zuge seiner Einwechslung Julian Brandt einen Liebesbrief von Nuri zukommen ließ und ein Blauer ihm spitzbübisch über die Schulter schaute. Hoffentlich stands auf deutsch drauf, sonst wäre dieser move damit fürn Arsch gewesen. Doch auch die neuen Gesichter zeigten wenig Wirkung, es war weiter nix davor und nix dahinter. Glücklicherweise traf auch Brügge kein Scheunentor und erst Jamie Gittens wurde zum Erlöser in diesem Spiel. Wie einst CR7 tanzte er drei blaue Spieler aus und versenkte die Kugel nach 76 Minuten endlich im Netz. Diese Ballkunst beeindruckte mich doch sehr. Das war sie also, die beste Champions League seit schon immer. Doch Jamie hatte erst jetzt Blut geleckt und knüpfte genau 10 Minuten später an seine vorherige Leistung an. Brügge 0 - Dortmund 2. Fußball ist so komisch. So so komisch.
Das Sahnehäubchen setzte Ex-Schwabe Guirassy mittels Foulelfmeter, der eigentlich keiner war. Fußball ist komisch. So so komisch. Zur Mittellinie ließ der Schiedsrichter noch einmal beide Mannschaften aufmarschieren, dann pfiff er nach 95 Minuten endlich ab. Drei Tore in einer viertel Stunde - ich will das Wort unverdient nicht in den Mund nehmen, aber drei Punkte sind drei Punkte, auch wenn wir ebenfalls 9 hätten schießen müssen in dieser besten Champions League aller Zeiten.