FCB vs. BVB Der Stern des Südens ist untergegangen
Wahnsinn! Waaaahnsinn! Noch immer reiße ich euphorisch den Arm in die Höhe, wenn mir jemand im schwarzgelben Outfit begegnet. What a day! 10 Jahre hat es gedauert und dass es ausgerechnet gestern passiert, damit hatte ich doch nicht gerechnet. Unser Spielbericht:
Das Erklimmen der Treppen zum Gästeblock hat Mal für Mal was vom Aufstieg zum Mount Everest. Schnaufend erreichten wir den Gäste-Käfig, in dem menschliche Bedürfnisse wie essen und trinken noch immer nicht gestattet waren. Um das durchzusetzen, wackelten im Minutentakt Ordner für Ordner in die vorderen Reihen, um erfolglos von dannen zu ziehen und gleich darauf den nächsten zu schicken. Ein Trauerspiel der Gastfreundlichkeit. Teil zwei dieses Trauerspiels folgte parallel am Eingang des Gästeblocks, wo man den Gruppierungen den Zutritt wegen zu vieler Schwenkfahnen verwehrte. Aus Brandschutzgründen, na klar. Ein Armutszeugnis - keine Ultras, keine Fahnen, kein organisierter Support, nachdem man sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatte, um durch halb Deutschland her zu gurken. Willkür as its best. Ich war enttäuscht, sehr. So ein Spiel, bei dem die Unterstützung das wichtigste überhaupt ist und dann kommt von Gästeseite nichts? Am liebsten wäre ich wieder gefahren, der Geizhals in mir verhinderte es gerade noch rechtzeitig. Zum Glück.
Schon nach wenigen Minuten fragte ich mich: „Wer sind diese Gelben und wo sind die Dortmunder Spieler hin?“ Wer waren diese mutigen Wesen, die Musiala & Co. austanzten und ausbremsten? Ich putzte meine imaginäre Brille. Was sahen meine müden Augen da? Nach der befürchteten Klatsche sah das nicht aus, ganz im Gegenteil. Hummels, Hummels und nochmals Hummels erstickte jede vergebene Mühe des großen FC Bayern im Keim, Adeyemi tanzte vor der Südkurve. Spaß machte das Zuschauen und das merkte auch der Gästeblock, der recht erfolgreich versuchte, das Beste aus der Situation zu machen. Schon in der 10. Minute belohnte Dortmund sich dann auch mit dem verdienten Führungstreffer durch Adeyemi.
Bayern versuchte zu kontern, scheiterte aber an Meyer und Hummels. Der Reklamierarm der Roten vermeldete in der 35. Minute dann einen Elfmeter wegen Handspiels. Der Kölner Keller aber war anderer Meinung und so ging Schwarzgelb ungeplant euphorisch in die Kabine. Konnte hier heute echt was gehen? Ich fürchtete mich etwas vor der Halbzeitansprache, die die Leistung der 1. Halbzeit in letzter Zeit oft zum Negativen veränderte.
Tuchel reagierte, wechselte munter durch und nahm einige derjenigen, die Tore schießen konnten, raus. Um genau zu sein die gesamte Dreierkette hinter Kane. Ob es was brachte? Leider nein. Und so nutzte Dortmund in der 83. Minute die Chance, um durch Haller und Ryerson auf 2:0 zu erhöhen. 2:0! Der BVB, der manches Mal nicht weiß, wofür man einen Ball benutzt, spielte den Rekordmeister an die Wand. Was ging hier ab? Rotweiß hatte sich auf den Rängen mehr oder weniger mit seinem Schicksal abgefunden, pöbelte erstaunlich wenig für das sonst so erfolgsverwöhnte Volk. Vielleicht kam diese Gehirnwäsche gerade recht. Kane gab als einziger noch nicht auf, traf in der 89. Minute dann endlich. Anschlusstreffer? Die packende Wende? Nein. Der Kölner Keller legte erneut ein Veto ein - Abseits. Und Schluss. 10 Jahre ist das letzte Mal her und nun - so ungeahnt und plötzlich - gewinnen wir in München durch starke Leistung.
Thomas Tuchel sah das nach Spielende etwas anders. Man habe sich dem spielerischen Niveau des Gegners angepasst. Dieser Kommentar ist so erbärmlich, dass ich dieses Mal zum Glück darüber lachen kann. Dass man bei diesem Gegner aber auch mal seine Brötchen verdient hat und im Moment den Ball flacher als flach halten sollte, müsste aber auch jemandem wie ihm klar sein. Aber schlechte Verlierer waren sie allesamt schon immer. Wir haben verdient gewonnen, gekämpft und nie nachgelassen. Darauf können wir aufbauen.
Die Parkhausparty im Anschluss hatte es in sich. Selbst der Tesla war in Partystimmung, leuchtete in bunten Farben und tanzte im Rahmen seiner Möglichkeiten zur Musik. Das Hupkonzert war noch weit auf der Autobahn zu hören und wiederholte sich auch Stunden später noch mehrfach, sobald sich gelbe Trikots in ihren Autos erspähten. Sowas hat man lange nicht gesehn, so schön, SO SCHÖN!
Bis nächsten Samstag zu 50 Jahren Westfalenstadion!