Köln vs. BVB Alles wieder (o)kay?
Der gestrige Spieltag fand mal wieder unter dem Motto „zu Gast bei Freunden statt.“ Sie schenkten uns sogar drei Punkte und den ein oder anderen Moment, der nachdenklich macht. Unser Spielbericht:
Zum zweiten Mal in diesem Jahr durfte das Dreigestirn Nuri-Edin-Manni seine Narrenschar auf dem Platz dirigieren. Diese Namenskonstellation erinnerte mich zwar eher an das dicke Mammut und seine Freunde aus dem Film „Ice Age“, aber beim BVB ist bekanntlich nichts unmöglich. Hauptsache, romantisch isses. Und so legte ich all meine Hoffnung in Nuri, der mir von „damals“ noch allzu gut in Erinnerung geblieben war. Ich hatte 2013 ein Plakat für einen türkischen Kumpel gemalt und Nuri gebeten, als Geburtstagsgruß damit ein Foto zu machen. Und das tat er, in einer solchen Herzlichkeit, die mir gegenüber sonstiger Fließband-Autogrammstunden noch lange im Gedächtnis blieb.
Aber zurück zum eigentlichen Geschehen - der Mission, dass jetzt endlich wieder alles gut wird. So wie immer. Ja, Darmstadt hatte man haushoch verputzt. Aber wäre es nicht auch schön, wenn man diese 90 Minuten Fußball mit Vergnügen anschaut und es nicht ständig mit einem Kreisligakick verbindet? Lassen wir uns überraschen.
Das Spiel startete wieder einmal so trostlos wie die Stimmung auf den Tribünen. Es glich einem Trainingskick, bei dem halt mehrere zehntausende Menschen zuschauten. Was diese Friedhofstimmung mit dem Stadion und dem Reiz des Fußball an sich macht, sollte auch dem letzten Ja-Sager langsam klar sein.
Kurz bevor der Stimmungsboykott endete, erwachte der BVB überraschend aus seinem Winterschlaf.
Malen, über dessen Abgang man schon länger diskutierte, demonstrierte kurzerhand, warum man um ihn kämpfen sollte - nach Vorlage von Brandt und (eine Sensation!) nach einer Ecke! In Standards waren wir bisher so gefährlich wie ein Labrador, sollte sich das mit dem neuen Dreiergespann etwa ändern? Übten sie im Training nun wirklich endlich Ecken?
Auch wenn ich meine Kölsche Fründe wirklich gern hatte, aber sie gaben vor allem in der Abwehr ein Bild des Jammers ab. Ich hoffe, ihr kriegt die Kurve noch rechtzeitig. Nicht, dass ihr bald gegen GE spielt.
Während aus Heim- und Gästeblock leckere goldene Schokotaler flogen, kommentierte der Stadionsprecher „Die Message ist angekommen, nun lasst uns aber die Mannschaft wieder supporten!“ Ein bisschen optimistisch, denn es wäre wirklich schön, wenn die Message endlich angekommen ist. Da das leider nicht der Fall ist, ist es leider auch noch nicht zu Ende, Leute.
Nach wenig ergiebigen Versuchen auf beiden Seiten schlurfte die Uhr in Richtung Halbzeitpfiff. Zeit durchzuschnaufen. Einer schnaufte ganz besonders und blieb wegen Rückenproblemen in der Kabine. Für Süle kam Hendry Blank (19, vonne Amateure).
Kölle schien etwas motivierter aus der Pause zurückzukehren. Ein besonders motivierter, Carstensen, verursachte zu unseren Gunsten in der 55. Minute einen Elfmeter. Sancho ließ sich geschickt fallen und das 2:0 war in hörbarer Reichweite.
Einer, auf den in letzter Zeit immer Verlass war, verfrachtete dem Ball zum dritten Mal im Kölner Tor: Dony Malen nach Vorlage von Neuzugang Maatsen mutterseelenallein; den hätte wohl auch ich versenkt.
Köln reagierte, Dortmund ebenfalls und so bestanden die nächsten zwanzig Minuten gefühlt nur aus Auswechslungen und einem Marco Reus, der vermutlich schon wieder innerlich brodelte, befürchtete er schon, das ganze Spiel auf der Bank zu verbringen.
Ich war schon auf Abflug eingestellt, packte meine Sachen zusammen, als ich sah, dass sich alles an Dortmunder Junggemüse noch einmal in Richtung Kölner Tor aufmachte. Am Ende war Moukoko der glückliche Gewinner, der in der Nachspielzeit zum 0:3+1 einnetzte. Wir sind nun also wieder punktgleich mit dem Tabellenvierten Leipzig, haben einen Punkt Rückstand auf Stuttgart und Bayern hat gegen Bremen verloren. Ein schöner Spieltag!
Schön war übrigens auch die Aktion der Kölner, die ein „Ultras Dortmund - auch in schweren Zeiten stehen wir euch bei“ Banner zeigten und so ihre Anteilnahme nach dem schweren Verlust von Marcel ausdrückten. Es gibt doch noch Hoffnung, dass das Gute im Menschen wirklich existiert. Dass ich diese Hoffnung in der Kurve wieder finden würde, wundert mich absolut nicht. Beide Fanlager gedachten auch dem kürzlich verstorbenen Herthaner Kay, für den es zeitgleich einen großen Trauermarsch diverser Fanlager in Berlin gab.
Tot ist nur, wer vergessen wird. Ihr zwei werdet also ewig leben! Persönlich kannte ich Kay nicht, aber er schuf meiner Meinung nach dem Ultradasein ein neues, wertschätzenderes Ansehen beim Rest der Fußballblase. Dass die Chaoten wohl doch keine sind, drei Sätze geradeaus sprechen und einen ganzen Verein wieder geraderücken können. Die Welt ist nun um zwei großartige Menschen ärmer. Ihr fehlt!