Warmlaufen

Borussia Dortmund gegen Hertha BSC Zu einfach um leicht zu sein

18.02.2023, 22:04 Uhr von:  Nadja
Die Mannschaft bei der Welle mit der Südtribüne nach dem Sieg gegen Chelsea. Im Hintergrund das sich leerende Stadion.
Es gibt gerade viel Grund zu jubeln in Dortmund

Der BVB, mit 7 Siegen in 7 Spielen im Jahr 2023, hat einen Lauf. Einen richtig guten Lauf. Der FC Bayern, seineszeichens Tabellenführer, hat gerade verloren und zu Besuch ins Westfalenstadion kommt der Tabellenzweitletzte. Die Zeichen stehen auf Sieg, es gibt keinen Zweifel.

Doch gerade das macht mich nervös. Nicht nur ein bisschen, so richtig. Dass mit Harm Osmers der vielleicht schlechteste Schiedsrichter der Welt pfeift, ist auch nicht beruhigend. Ich bin zugegebenermaßen nicht der optimistischste Fußballfan auf diesem Planeten, aber das Gefühl nagt einfach sehr stark an mir: es ist zu schön, um wahr zu sein. Es ist zu einfach, um leicht zu sein.
Doch gerade deswegen, weil diese schönen Momente im Fandasein so flüchtig sind und morgen schon wieder vorbei sein können, auf die Gefahr hin, dass mir meine Worte eher früher als später um die Ohren fliegen werden: eine Lobhudelei auf unsere Mannschaft.

Kobel nach dem Spiel gegen Chelsea vor der Südtribüne. Man sieht ihn in einer „starker Mann“ Pose mit den Armen ausgebreitet und angewinkelt vor dem Rest der Mannschaft stehen, die in einer Reihe steht, bereit für La Ola mit den Fans.
Kobel ist momentan einfach Weltklasse

Im Tor steht unangefochten Gregor Kobel. Ein Weltklasse Torhüter, anders kann man es nicht sagen. Gerade gegen Chelsea, aber auch schon so oft vorher, hat er die unmöglichen gehalten und er strahlt eine Ruhe aus, die mir als BVB-Fan seit Jahren, vielleicht auch länger, unbekannt ist. Ohne ihn stünden wir weitaus schlechter da, viel schöner ist es allerdings, dass man auch einfach mal ruhig bleiben kann, wenn ein riskanter Rückpass zum Torhüter kommt: Gregor macht das schon.

Die neue Innenverteidigung mit Schlotterbeck und Süle ist zwar nicht fehlerfrei, aber unglaublich motiviert und engagiert. Dazu nach vorne auch noch gefährlich. So gefährlich, dass wir mittlerweile sogar wieder Tore nach Ecken schießen, statt welche zu bekommen. Das lässt einen fast vergessen, dass mit Hummels sogar noch ein dritter Innenverteidiger zur Verfügung steht, der jetzt nicht ganz schlecht ist.

Unsere Aussenverteidiger verdienen ein extra Lob. Nicht nur deswegen, weil gute Aussenverteidiger unglaublich ear sind. Marius Wolf zeigt seit Wochen und egal ob gegen Chelsea oder Freiburg, dass er viel dazugelernt hat und vor allem rackert wie ein Pferd. Er sorgt für Gefahr nach vorne, flankt, bereitet Chancen vor und räumt hinten gnadenlos auf. Erstaunlicherweise kann man fast das gleiche über seinen Gegenpart, Raphael Guerreiro, sagen. Dass er ein begnadeter Fußballer ist, ist weitaus und schon lange bekannt. Dass er inzwischen aber sogar Zweikämpfe führt, grätscht und tatsächlich regelmäßig Bälle erobert, ist bemerkenswert und es fällt mir schwer, das nicht Edin Terzic anzurechnen. Und wenn alle Stricke reißen, haben wir seit der Winterpause auch noch Julian Ryerson, der sich mit seiner kämpferischen Art auch nahtlos eingefügt hat und eine Bereicherung für die Mannschaft ist.

Wolf im Zweikampf mit einem Leverkusener
Wolf ist einfach in bestechender Form

Das defensive Mittelfeld mit Emre Can, Mo Dahoud und Salih Özcan steht für Kampf, gerade Can auch mal für ein, zwei Karten, aber eben auch für von der Linie gegrätschte Bälle. Sie stehen für abgeräumte Gegner und für strategische Bälle nach vorne. Für Ruhe im Spiel.

Vorne sind dann die Kollegen Bellingham (es gibt kaum Worte, die dem Talent dieses Jungen gerecht werden!), Reus (endlich ist er wieder da!), Adeyemi (unglaubliche Leistungssteigerung seit er auf links spielt), Reyna (schiesst gerade regelmäßig das letzte Tor des Spiels), Bynoe-Gittens (das unglaubliche Talent ist gut erkennbar, der Weg kann ihn noch weit führen), Malen (immer besser, wenn auch noch nicht am Ziel aller Träume) und der alles überragende Julian Brandt für die Zauberei zuständig. Das offensive Mittelfeld ist zum Zunge schnalzen, trotzdem muss man Brandt hier nochmal speziell herausheben.

Julian Brandt ist momentan vielleicht der beste Bundesliga-Spieler. Nebst seinem begnadeten Talent, das auch in der Vergangenheit immer wieder aufblitzte (man denke an das Traumtor gegen RaBa, in das ich bis heute schwer verliebt bin), hat er gelernt zu kämpfen. Er haut sich rein, er fightet um den Ball, er erobert Bälle in der gegnerischen und in der eigenen Hälfte, er handelt überlegt, motiviert und getrieben. Der langsame Trab ist fast gänzlich aus seinem Repertoire verschwunden, seine genialen Momente hingegen sind häufiger denn je. Traumtore, wichtige Tore, herausgespielte Tore am laufenden Band. Dazu mannschaftsdienlich und mit großem Herzen unterwegs. Der beste Brandt aller Zeiten!

Brandt zieht mit dem Ball an einem überforderten Bremer vorbei.
Brandt ist wohl der beste Bundesliga-Spieler derzeit

Und ganz vorne steht in erster Linie Sébastien Haller. Seine Geschichte ist einzigartig, die Art seines Comebacks überragend, sein Wille unerreicht. Dass es noch nicht immer für die volle Zeit oder die volle Bandbreite reicht, ist ihm einfach verziehen. Dass Moukoko im Moment leider nicht zur Verfügung steht ist schade, denn es war unglaublich beruhigend, immer jemanden in der Hinterhand zu haben, der mal locker leicht ein paar Törchen einstreut. Ob Modeste dies leisten kann, wird sich zeigen.

Zu guter Letzt steht am Spielfeldrand Edin Terzic, BVB-Fan durch und durch, aber auch ein durchaus guter Fußballtrainer. Zumindest lässt sich das vermuten, wenn man die Entwicklung der Mannschaft ansieht. Allen voran die von Brandt und Guerreiro. Dass Terzic in den beiden einen Kampfgeist geweckt hat, von dem die meisten Fans (aber ganz sicher ich) nicht mal geahnt hatten, dass er existiert, ist eine unglaubliche Leistung. Aber auch einfach das Gefühl zu haben, dass einer von uns da an der Seite steht ist überragend und erfüllt mein Fanherz mit größter Freude.

Genießen wir es, solange es geht. Die Reise wird für immer weiter gehn.

Mögliche Aufstellungen

Borussia Dortmund:
Kobel - Ryerson, Süle, N. Schlotterbeck, Guerreiro - Can - Brandt, Reus, Bellingham, Adeyemi - Haller

Hertha BSC:
Christensen - Uremovic, Kempf, M. Dardai - M. Richter, Cigerci, Plattenhardt - Tousart, S. Serdar - Ngankam, Niederlechner

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