Warmlaufen

Vorbericht zum Heimspiel des BVB gegen Union Berlin Eisen rostet und das Bier schmeckt schal

06.10.2023, 20:24 Uhr von:  Christoph
Ein Blick von der Nordtribüne auf die Südtribüne. Zu sehen: Eine Choreographie zu Ehren des Westfalnestadions

Samstag treffen zwei Mannschaften im Westfalenstadion aufeinander, die eine Sache eint: In der Champions League lief es bislang alles andere als berauschend. Das war es dann auch schon, was beide gemeinsam haben. Nach sechs Niederlagen in Folge, davon vier in der Bundesliga, befindet sich Union gerade im absoluten Krisenmodus. Der BVB hingegen konnte zwar in der bisherigen Saison kaum überzeugen, ist aber nach zwei wichtigen Auswärtssiegen zumindest in der Bundesliga, was die Punkteausbeute angeht, voll im Soll.

Viele haben es vor der Saison schon kommen sehen: Die Köpenicker sind der Doppelbelastung von Bundesliga, Pokal und Champions League (noch) nicht gewachsen. Mit den vielen, teilweise überraschenden Transfers (Robin Gosens, Diego Leite, Kevin Volland, Lucas Tousart, Mikkel Kaufmann, Bendedict Hollerbach, Alex Kral, David Datro Fofano, Leonardo Schwolow und Brenden Aaronson) wollte man dem Kader neben internationaler Erfahrung auch mehr Qualität zukommen lassen. Bislang läuft man den Ansprüchen allerdings weit hinterher. Die Mannschaft ist in der Findungsphase.

Eisen rostet

Mit sechs Zählern rangieren die Eisernen auf dem elften Rang. In der Champions League steht man mit null Punkten auf dem letzten Platz der Gruppe C. Auch wenn man in Madrid sehr nah an einem Punktgewinn war und auch gegen Braga eigentlich als Sieger hätte vom Platz gehen müssen (man führte 2:0 und kassierte in den letzten Sekunden des Spiels das 2:3), ist es bezeichnend für die aktuelle Situation der Berliner, dass in beiden Fällen die Punkte beim Gegner landeten. Aktuell nagt der Rost an der Fußballrüstung, ein Prozess, der, wenn er einmal im Gang ist, schnell zu einem Problem werden kann, das sich nicht einfach wegpolieren lässt. Das schwindende Selbstvertrauen, die fehlende Überzeugung, ein Spiel gewinnen zu können, wirken wie ein Rostbeschleuniger. Möchte man in Dortmund den „Zerfall“ stoppen, muss die Mannschaft die letzten Nackenschläge schleunigst vergessen bzw. ignorieren. Doch vielleicht ist ein Besuch im Westfalenstadion genau das Richtige für eine angeschlagene, mit dem Rücken zur Wand stehende, rostende Mannschaft.

Das Bier schmeckt schal

Auf dem Bild sieht man den Gästeblock mit Fans von Union. Im Hintergrund sieht man die Anzeigentafel mit dem BVB-Embleme
6.000 Berliner werden ihre Mannschaft im Westfalenstadion unterstützen

Während bei den Eisernen der Rost bald an die Substanz gehen könnte, haben die Freunde der Borussia zunehmend mit einem schalen Geschmack zu kämpfen. Anders als bei den Eisernen, kämpft Dortmund gerade mit ähnlichen Problemen, nur auf einem anderen Niveau. Das Spiel der geliebten Borussia wirkt wie ein Bier, das eine Halbzeit lang in der Hand gehalten wurde, ohne je einen Schluck daraus getrunken zu haben. Lauwarm und schal. Es ist immer noch ein Bier, doch wirklich zufriedenstellend ist es nicht mehr. Genauso fühlt sich die aktuelle Situation beim BVB an. Die Punkteausbeute in der Bundesliga täuscht über einige Defizite hinweg. Neben der spielerischen Qualität fehlt es an einer Spielidee. Ein Luxusproblem? Wohl eher nicht! Zwar wirkte die Mannschaft gegen den AC Mailand in ihrer Struktur gefestigter als in den Spielen zuvor, doch vermochte sie es nicht, wirkliche Torchancen zu erspielen oder gar den Gegner in Bedrängnis zu bringen.

Am Schluss musst du trotzdem eine positive Haltung haben, um in Dortmund etwas zu holen. Ansonsten wird es doppelt schwer


Urs Fischer

Bierbecherwurf ist keine Alternative

Insgesamt hat sich in Dortmund in den letzten Monaten eine äußerst ungünstige Gemengelage gebildet. Die Abgänge von Guerreiro und Bellingham konnten, was das spielerische Potential angeht, nicht ersetzt werden. Finanziell wurde man zu dem einen oder anderen Verkauf aus wirtschaftlicher Sicht gezwungen, ohne aber dabei passenden Ersatz gefunden zu haben. Die Liste der „Sünden“ bezüglich der Fehleinkäufe ist in den letzten Jahren um einige Namen erweitert worden. Hinzukommt die stetige Unruhe, auch wenn sie „nur“ von außen hineingetragen wird, sei es um die Kapitänswahl oder die Verpflichtung eines Spielers, dessen Werte sich nicht mit denen von Borussia decken. Auch ein Trainer, der das BVB-Gen tief in sich trägt, ist nur ein Trainer, der an seinen Taten und Erfolgen gemessen wird. Der geplante Umbau ist ins Stocken geraten. Kaum ist die Mentalitätsdebatte abgeebbt, erhält die Frage nach der Qualität des Kaders, dem System, den Ein- und Auswechslungen des Trainers und der Physis der Spieler eine größere Bedeutung. Trotz der Treueschwüre des Patriarchen Watzke wackelt der Stuhl des Trainers und des Sportdirektors Kehl mehr oder minder. Überhaupt scheint es zwischen den beiden zu kriseln, wenn man den Fach-Zeitungen Vertrauen schenken darf.

Jetzt noch eine Stimmungsdebatte?!

Ein weiterer wichtiger, fehlender Faktor ist der Funke, der nicht mehr vom Stadion auf die Mannschaft überspringt. Zum einen liegt es sicherlich an der Spielweise der Mannschaft, zum anderen aber auch an der Stimmung grundsätzlich. Positiv, es wird weniger während des Spiels gepfiffen, aber das war es eigentlich auch schon. Von der Nordtribüne aus wirkte die Süd beim Spiel gegen Mailand wie eine „0815 Tribüne“, bei der die Ultras ihr Ding machen und der Rest gelegentlich mit einstimmt. Braucht die Süd eine Mentalitätsdebatte?

Das Bier schmeckt aktuell nicht mehr. Aber ist das Wegwerfen des Bechers mit dem schalen Bier eine Alternative? Manchmal muss man einfach das Bier trinken, auch wenn es schal ist. Zum einen verfliegt der Alkohol nicht und behält seine Wirkung, zum anderen kann man sich nach dem Bier ein neues, frisches holen und die Welt sieht schon wieder ganz anders aus. Auch wenn es nur die Wirkung des Alkohols ist, die einige Dinge lockerer sehen lässt.

Wir bekommen gerade von allen Seiten auf die Fresse


Edin Terzic

Vorbild Union?

Ein gutes Beispiel dafür ist aktuell der Gast aus Berlin. Absolut euphorisiert ging man in die aktuelle Saison. Champions League! Wahnsinn. Zeitgleich spielt die große Konkurrenz aus Berlin in der zweiten Liga. Der Trainer sitzt fest im Sattel, wohlwissend, dass neue Spieler- und davon gibt es bei Union einige- erst einmal ihre Zeit brauchen, bis sie „richtig“ funktionieren. Noch einmal: Mit Union ist eine Mannschaft zu Gast, die sechs (6) Spiele in Folge verloren hat. Bei welchem Verein, der letzte Saison unter den Top vieren gestanden hat, würde jetzt nicht längst der Trainer in Frage gestellt werden? Im Bewusstsein, dass der Verein im Sommer einen gewaltigen Umbruch erlebt hat, bleibt man in Köpenick ruhig und vertraut dem Trainer und der Mannschaft. Wo, wenn nicht gerade in Dortmund vor 81.365 Zuschauern, sollte Union seinen negativen Lauf beenden? Und wenn es nicht in Dortmund gelingt, dann halt beim nächsten Heimspiel gegen den VFB Stuttgart.

Auf dem Bild sieht man Gregor Kobel wie er einen Ball festhält
Den Vertrag langfristig verlängert. Gregor Kobel bleibt der Borussia bis 2028 erhalten

Think positiv

Aus Borussen Sicht wäre es ratsam, etwas mehr die positiven Dinge zu betonen. Seit 15 Spielen ist der BVB in der Bundesliga nicht mehr besiegt worden. Den absolute Willen Spiele zu gewinnen, kann man der Mannschaft nicht mehr abstreiten. Der BVB gewinnt inzwischen auch die dreckigen Spiele, mit einem Mann in Unterzahl, präsentiert sich als Einheit, die selbstkritisch und reflektiert mit ihren Leistungen umgeht. In Dortmund wird wieder Fußball gearbeitet, dass sieht nicht immer attraktiv aus, ist aber in der aktuellen Situation angebracht und zielorientiert. Ein Sieg gegen Union ist bei weitem kein Selbstläufer, wäre aber ein weiterer wichtiger Schritt in die richtige Richtung – und dann schmeckt das Bier auch wieder.

Was wirklich zählt

Auf dem Bild sieht man einen Doppelhalter mit der Aufschrift: Kämpfen Marcel in mitten der Südtribüne
Es gibt wichtigere Dinge im Leben als Fußball! Kämpfen Marcel!

Seit Beginn diesen Jahres taucht immer wieder der Doppelhalter mit dem Spruch: Kämpfen Marcel! auf. Im März bekam Marcel die Diagnose, dass sich zum dritten Mal ein Tumor in seinem Kopf gebildet hat, was ihn seither dazu zwingt, sich abermals dem Kampf gegen diese Krankheit zu stellen. Der Kampf begann bereits im Jahr 2017. Es ist ein Kampf, der ihm, seiner Familie alles abverlangt. Es ist ein Kampf, dem sich Marcel trotz aller Rückschläge mit beeindruckender Stärke auch ein drittes Mal gestellt hat. Es ist aber auch ein Kampf, in dem der Gegner (Krebs) mit unfairen Mitteln kämpft und mittlerweile besteht leider die traurige Gewissheit, dass Marcel diesen Kampf nicht gewinnen wird.

Marcel wird aktuell in einem Dortmunder Krankenhaus behandelt und ist von dem Kampf der letzten Monate gezeichnet. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen, kann nicht mehr sprechen und seinen rechten Arm nicht mehr bewegen. Nicht annähernd kann man sich vorstellen, was seine Familie, seine Frau und seine kleine Tochter, gerade durchmachen. Und natürlich Marcel selbst, der für seinen Kampfgeist nicht belohnt wird. Er befindet sich in einer Phase, in der jeder gemeinsame Tag und jeder gemeinsame Moment zählt. Nach intensivem Austausch mit den behandelnden Ärzten hat sich die Avastin-Therapie als eine Möglichkeit herausgestellt, Marcel zumindest etwas mehr Lebenszeit und idealerweise auch etwas mehr Lebensqualität zu verschaffen. Es ist der letzte Strohhalm für Marcel und seine Familie und sie haben sich gemeinsam entschieden, dass sie nach diesem greifen möchten, solange es eben geht. Da dieses Medikament nach aktuellem Stand von den Krankenkassen nicht übernommen wird, möchten wir hier unseren Beitrag leisten und die Familie finanziell unterstützen. Es ist in der Situation der Machtlosigkeit leider das Einzige, was wir tun können. Die Kosten sind immens und schlagen mit 3.000 Euro pro Infusion zu Buche, welche alle zwei Wochen verabreicht werden muss. Um dabei einen möglichst großen Anteil leisten zu können, möchten wir Spenden für die Therapie sammeln.

Jeder Euro zählt

Die Möglichkeit zu spenden wird es beim kommenden Heimspiel gegen Union Berlin am Büdchen von THE UNITY, beim Dortmunder Fanprojekt sowie am Westfalenstadion-Stand geben, wo jeweils Spendenboxen aufgestellt werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, per Paypal oder Banküberweisung zu spenden:

Bankverbindung:
THE UNITY – Supporters Dortmund e.V.
DE32 4405 0199 0911 0114 25

Paypal:
spende@suedtribuene-dortmund.de

Der Verwendungszweck sollte jeweils „Spende Marcel“ lauten.

Das Ausstellen einer Spendenquittung ist uns leider nicht möglich.
Sollte die Krankenkasse doch noch ihre Auffassung ändern und die anfallenden Kosten übernehmen oder sollten die Spenden die Kosten der Therapie übersteigen, werden wir das (übrige) Geld für die Unterstützung von Marcels Familie verwenden.

Weitere Informationen findet ihr hier:

https://suedtribuene-dortmund

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