Watzke, Ukraine, Krieg, BVB Watzke trifft falsche Entscheidung
Vor ein paar Wochen gab es in den zahlreichen Medien eine Meldung, dass die UEFA die Nachwuchsteams aus Russland wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen lassen möchte und vor allem, dass Watzke und Rummenigge dafür gestimmt haben.
Vor ein paar Wochen gab es in den zahlreichen Medien eine Meldung, dass die UEFA die Nachwuchsteams aus Russland wieder an internationalen Wettbewerben teilnehmen lassen möchte und vor allem, dass Watzke und Rummenigge dafür gestimmt haben (ein Update erfolgt weiter unten). Warum unser Geschäftsführer und der DFB-Vizepräsident dafür gestimmt hat, ist für mich nicht erklärbar und absolut falsch. Ich bin bei diesem Thema durch einige Freund*innen und Familie, die in der Ukraine und Russland wohnen, etwas betroffen. Als Russland im Februar 2022 die Ukraine überfallen hat, durften die Sportler*innen aus Russland an internationalen Wettbewerben nicht mehr teilnehmen. Das galt natürlich auch für die UEFA und FIFA, die alle Mannschaften (und auch die Nationalelf) von den Spielen ausgeschlossen hat. So durfte weder Spartak Moskau im Europapokal gegen das österreichische Getränk spielen noch die „Sbornaja“ in der WM-Qualifikation gegen Polen antreten. Diese Entscheidung war die einzig richtige.
Jetzt, nach dem der Krieg schon seit mehr 1,5 Jahren andauert, dürfen russische Vereine weiterhin nicht international spielen. Im russischen Verband wird (schon länger) darüber nachgedacht, zum asiatischen Fußballverband zu wechseln, wo man sie vermutlich aufnehmen würde. Wie ernst diese Meldungen waren lässt sich allerdings schlecht einschätzen. Es gab auch in Russland unterschiedliche Meinungen dazu.
Nun haben die Herren Ceferin, Watzke und Co. dem russischen Verband diese Entscheidung praktisch abgenommen, in dem man die Jugendmannschaften wieder zulassen möchte.
Warum eigentlich?
Ist der Krieg zu Ende? Hat Russland aufgehört die Menschen in der Ukraine zu verletzen/töten? Die Zivilbevölkerung leidet schon seit dem 24. Februar 2022. Russland unterscheidet nicht zwischen Frauen und Männern, zwischen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Die Menschen, die die Zulassung befürworten, argumentieren vor allem damit, dass die Kinder nichts dafür können. Nur mit diesem Argument kann ich nichts anfangen. Mein Redaktionskollege Sascha hat es im Forum schön zusammengefasst, indem er schrieb: „Niemand hat den armen, russischen Kindern das Fußballspielen verboten. Das Verbot zur Teilnahme an internationalen Wettbewerben der UEFA betrifft eine kleine Elite. Für den allergrößten Teil der fußballbegeisterten Kids in Russland, hat das Verbot überhaupt keine Auswirkungen.“
Ich habe auch mit zwei BVB Fans aus Russland und der Ukraine gesprochen und habe die nach ihrer Meinung gefragt.
„Die Argumentation von Watzke und Rummenigge ist klar. Die Kinder sollen für die Taten der Erwachsenen und der Eltern nicht verantwortlich gemacht werden. Aber es gibt keine anderen Argumente für die Zulassung der russischen Sportler*innen. Die Argumente dagegen sind viel mehr eindeutige und größer. Wie sollen die ukrainische Fußballer*innen gegen die Leute spielen, deren Eltern grade evtl. in der Ukraine mit den Waffen stehen? Außerdem ist es vielen bekannt, dass der Sport im Kreml zur Propagandazwecken genutzt wird. Die Zulassung russischer Sportler*innen kann dazu führen, dass die Verbrechen, die durch den russischen Machtapparat durchgeführt werden, nur kurz kritisiert („ihr bösen Menschen aus Russland!!“) und danach vergessen werden. Dass russische Sportler*innen nicht an den Wettbewerben teilnehmen durften, ist nicht die Schuld der Mitarbeitenden der europäischen Sportverbände. Schuld haben diejenigen, die diesen Krieg ausgelöst haben. Weder Watzke noch Rummenigge sollten versuchen eine Mitte zu finden, wenn es keine Mitte gibt. Es gibt einen Aggressor, den es zu sanktionieren gilt und mit der Ukraine eine Seite, die sich verteidigt und deren Jugendteams man mit Duellen gegen russische Teams schikaniert."
Was sich unser Fan aus Russland ebenfalls fragt: Warum wurde der russische Funktionär Alexander Dyukov, ein Top-Manager und Geschäftsführer von „Gazprom Neft“, eigentlich nicht gesperrt? Damit spricht der Fan wichtige Themen an. Dazu muss man sich anschauen, was die meisten Jugendlichen über den Krieg (den man in Russland so nicht mal nennen darf) in der Ukraine denken. Viele junge Menschen ziehen gerne die Armeekleidung an, in den Schulen werden den Schüler*innen aber auch viele Lügen über „die spezielle Operation“ und die Menschen in der Ukraine erzählt. Solange die Indoktrination stattfindet, sollten russische Mannschaften nicht an den Fußballspielen teilnehmen.
Der BVB Fan aus der Ukraine sagte mir folgendes: “Die Aussage/Entscheidung von Watzke ist unmöglich. Russland muss für die Verbrechen, die in der Ukraine begangen wurden, bestraft werden. Jugendliche in Russland unterstützen zum größten Teil diesen Krieg. Erst gestern fand in Russland ein Konzert statt, wo die Annexion der ukrainischen Gebiete gefeiert wurde und viele junge Menschen dort gefeiert haben. Das kann man in den sozialen Medien seht gut beobachten. Und was ist mit den ukrainischen Kindern und Jugendlichen? Viele sind schon in diesem Krieg umgekommen und die russische Armee hat die Schuld dafür“ – auch sonst ähneln seine Aussagen denen unseres BVB-Fans aus Russland.
Hat Herr Watzke mit den Betroffenen (also den Jugendlichen) aus der Ukraine überhaupt gesprochen? Weiß er, was diese Entscheidung für sie bedeutet?
Für mich ist klar, dass Aki nie diese Entscheidung befürworten durfte. Es braucht aber auch eine eindeutige Aussage seitens des BVB (und DFB), dass man gegen die Mannschaften aus Russland nicht antreten würde und den Krieg weiter verurteilt. Erst wenn der Krieg vorbei ist und Russland sich aus der Ukraine komplett zurückgezogen hat, kann man darüber diskutieren, ob die Fußballmannschaften wieder an den Wettbewerben teilnehmen dürfen. Alles andere ist ein fatales Signal. Und um die Argumentation nochmal heranzuziehen, dass russische Jugendliche nicht für die Taten Russlands bestraft werden sollten: Mit dieser Entscheidung bestraft man die ukrainischen Kinder und Jugendliche, die nun gezwungen sind, in internationalen Wettbewerben gegen russische Teams anzutreten.
Update: Als der Text geschrieben wurde, war es nicht klar, dass die UEFA ihre Entscheidung tatsächlich ändert. Aber da zwölf Länder einen Boykott angekündigt haben, wurde die Zulassung der russischen Mannschaften wieder zurück genommen. Das war die einzig richtige Entscheidung.