Unsa Senf

BVB im Frustrationsmodus Jetzt erst recht (nicht)!

02.09.2023, 18:00 Uhr von:  Caroline
Can liegt enttäuscht am Boden

Ich wollte die Enttäuschung der letzten Saison in Energie umwandeln. Stattdessen überwiegt einmal mehr der Frust über die sportliche Nicht-Leistung.

Nachdem der BVB in der vergangenen Saison die Deutsche Meisterschaft auf dem Silbertablett serviert bekam, nur um sie anschließend denkbar knapp, aber dafür umso brutaler zu verspielen, setzte bei mir recht schnell eine Trotzhaltung ein. Mit Wut über die verpasste Chance im Bauch sagte ich mir, "JETZT ERST RECHT!" Die Enttäuschung in Energie umwandeln. Viele wollten nach dem letzten Spieltag verständlicherweise erst mal nichts von Fußball wissen. Ich hingegen störte mich daran, dass man nun in die Sommerpause gezwungen war und nicht sofort auf den Platz zurückkehren konnte, um das Ganze "geradezubiegen".

Nun am Ende des Sommers ist davon nichts mehr übrig. Bereits mit der Transferperiode ist einiges kaputt gegangen. Während Identifikationsfiguren beim BVB ohnehin akute Mangelware geworden sind (mir fällt es schwer, da überhaupt noch jemanden zu finden), werden nun gar Spieler verpflichtet, die gegen die Werte von Borussia Dortmund und von mir als Fan verstoßen. Wie soll so wieder eine Bindung zwischen Tribüne und Mannschaft entstehen? Man holt sich die Probleme selbst ins Haus.

Eine fragwürdige Vereins-DNA

Drei Spieltage später muss man zudem konsterniert und vor allem frustriert feststellen, dass sportlich gesehen keinerlei Fortschritt zu erkennen ist. Nichts wurde aus den Fehlern der vergangenen Saisons gelernt. Gegen Köln sicherte man sich noch mit mehr Glück als Verstand mit einem Siegtreffer kurz vor Schluss die drei Punkte. Gegen Bochum reichte es dann nur noch zum Unentschieden. Und gegen Aufsteiger Heidenheim verspielte man – mal wieder – eine 2:0-Führung vor eigenem Publikum. Es gab mal Zeiten, da sind Gegner ins Westfalenstadion gekommen und hatten die Buxe voll, weil sie wussten, dass sie hier nichts mitnehmen würden. Heute können sich auch Aufsteiger (no disrespect) Hoffnungen machen, einen oder gar mehrere Punkte mitzunehmen. Jahr um Jahr das Gleiche.

Es ist mittlerweile auch einfach komplett egal, wer da an der Seitenlinie steht und wer da auf dem Platz das Trikot trägt. Es ist zur BVB-DNA geworden. Individuelle Klasse am Arsch, wenn man als Team nicht bereit ist, gemeinsam über 90 Minuten Vollgas zu geben, um keinen Zweifel daran zu lassen, wer hier als Sieger vom Platz geht.

Wenn Fans und Mannschaft 90 Minuten für die gleiche Sache kämpfen, haben wir in der letzten Saison gezeigt, was möglich ist.


Terzic vor dem Heidenheim-Spiel

Ich ertrage diese Zitate aus der #EchteLiebe-Fabrik auch einfach nicht mehr. Was möglich war? Deutscher Meister zu werden. Was sind wir nicht? Deutscher Meister geworden.

Ich bin ja auch dafür, dass Fans und Mannschaft gemeinsam alles für den Sieg geben. Aber es wäre schön, wenn sich die Verantwortlichen beim BVB mal darauf konzentrieren könnten, dass die Mannschaft ihren Teil erfüllt. Da geht es vor allem um das "Wie", nicht was am Ende dabei rumkommt. Das "Wie" konnte unabhängig von Ergebnissen in keinem der drei bisherigen Bundesliga-Spiele überzeugen – und das gegen mindestens zwei Mannschaften, für die es in erster Linie um den Klassenerhalt geht.

Mit solchen Zitaten versucht man, die Fans mitzunehmen, schiebt ihnen aber auch einen Teil der Verantwortung zu. Und ja, auch wir tragen Verantwortung. Wir können eine einzigartige Stimmung im Stadion schaffen und die Mannschaft nach vorne peitschen. Aber die einfachste Möglichkeit, die Fans mitzunehmen, ist immer noch, mit guten Leistungen vorweg zu gehen. Die Fans sind häufig in Vorleistung getreten, nur um anschließend enttäuscht zu werden. Darunter leidet dann wiederum die Stimmung im Stadion. Ein Teufelskreis.

Es wurden viele lobende Worte gefunden über den Umgang der Fans nach der größtmöglichen Niederlage am letzten Spieltag 2022/23. Man ist zusammengerückt und hat versucht die Mannschaft aufzubauen, obwohl man mindestens genauso am Boden zerstört war. Drei Spieltage später hat die Mannschaft wieder jeglichen Kredit verspielt und darf sich nun wirklich nicht über den Unmut und die Enttäuschung der Fans beschweren.

Wichtig is aufm Platz

Ich möchte die Wut, die ich seit dem Mainz-Spiel empfinde, die nach den jüngsten Ergebnissen mit zunehmendem Frust gefüttert wird, auch auf dem Platz sehen. Stattdessen machen sich da Planlosigkeit und Ratlosigkeit gepaart mit Unsicherheit breit. Die Panik und Hilflosigkeit am Spielfeldrand bei Terzic schien greifbar. Wieder einmal ist man nicht in der Lage, gegen eine auf dem Papier komplett unterlegene Mannschaft eine 2:0-Führung souverän nach Hause zu bringen.

Es heißt ja gerne mal, der BVB könne gar nicht Deutscher Meister werden, weil die Bayern finanziell überlegen sind. Grundsätzlich richtig, dass die Lücke riesig ist. Aber der BVB wird in erster Linie aufgrund seines eigenen Unvermögens nicht den Titel holen, weil man konsequent gegen Mannschaften scheitert, die nur über einen Bruchteil der eigenen finanziellen Ressourcen verfügen. Während Underdogs im Westfalenstadion mit breiter Brust auftreten, fangen wir sofort an zu zittern, wenn der Gegner sich ein bisschen Offensivfußball zutraut, und verlieren so jegliche Kontrolle über das Spiel. Davon, wie wir uns Jahr um Jahr auf dem Weg nach München einscheißen, um uns dort eine Packung abzuholen, mal ganz zu schweigen. Was ist das für eine Einstellung?

Es lässt mich alles nur noch fassungslos zurück, weil ich dieses Spiel gefühlt schon 100 Mal gesehen habe und schon dutzende frustrierte Artikel dazu verfasst habe. Langsam glaube ich, es braucht einen Radikalschlag auf allen Ebenen. Einen kompletten Neuanfang ohne Personal, das diese unliebsame BVB-DNA bereits verinnerlicht hat. Oder wie oft soll sich diese Geschichte noch wiederholen?

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