Wenig zu meckern
Nachdem in den letzten Tagen und Wochen zurecht viel über BVB gemeckert wurde, macht der BVB in Leverkusen ein ausgesprochen gutes Auswärtsspiel und gewinnt verdient mit 0:2. Was gut war und wo man doch noch ein bisschen meckern kann, lest ihr in unserem Spielbericht.
Die Aufstellung
Trainer Edin Terzic hat sich für dieses Spiel eine interessante erste Elf ausgedacht. Sebastién Haller erlebte sein Startelf-Debüt, was einfach so schon eine tolle Geschichte ist. Zudem setzte der BVB auf eine Fünferkette mit Can in der Mitte und Wolf Rechtsaußen. Bellingham kam nach abgesessener Gelbsperre wieder zurück. Insgesamt eine devensiv ausgerichtete Mannschaft gegen Leverkusener, die vor dem Spiel einen ziemlichen Lauf hatten.
Die 1. Halbzeit
Es begann zunächst, wie von allen BVB-Fans befürchtet: Leverkusen nahm das Spiel direkt an und holten über ihre super schnellen Außen einige Chancen heraus, die allerdings entweder kollektiv verteidigt oder von Kobel entschäft wurden. Rund 20 Minuten war wenig zu sehen vom BVB. Einzelne "Nadelstiche" nach vorne, die durch Konter entstanden, waren das Höchste der Gefühle. Leverkusen drückte und presste hoch. Aber nur 20 Minuten. Danach zog sich Leverkusen minimal zurück und das Zeichen erkannten unsere Jungs sofort. Der erste Sturm war überstanden.
Jetzt wurde der BVB aggressiver in den Zweikämpfen und spielte sich einige gute Chancen heraus. Hier muss Karim Adeyemi hervorgehoben werden, der in letzten Wochen ziemlich underperformte und zurecht einiges an Lack abbekommen hatte. Gegen Leverkusen war eine Entwicklung zu erkennen. Er war bissig und klarer in seinem Spiel. Belohnt wurde er mit dem Tor zum 0:1 in der 33. Minute. Eine starke Co-Produktion von Wolf, Bellingham und Brandt führte zu einer scharfen Hereingabe von rechts, die Haller brutal stark zu Adeyemi durchlies. Adeyemi, der halblinks frei vor Hradecky stand, lies sich nicht bitten und knallte den Ball zu seinem ersten Saisontor in die Maschen. Verdient! Dass er aber echt noch ne Menge lernen muss, zeigt er kurz nach Wiederanpfiff, als er völlig übermotiviert an der eigenen Grundlinie einen Leverkusener umsäbelte, was Gelb zur Folge hatte.
Den Rest der 1. Hälfte lies der BVB nichts mehr zu, sodass es mit dem 0:1 im Rücken in die Kabine ging.
Die 2. Halbzeit
Leverkusen hatte sich zur 2. Halbzeit noch nicht aufgegeben und kam mit viel Wucht aus der Kabine. Einige Bälle mussten von der Abwehr oder Kobel notdürftig geklärt werden. In dieser Sturm und Drang-Phase von Bayer schaffte es Wolf bei einer Befreiung mit Ball Richtung Grundlinie zu gelangen und den Ball vor den Kasten zu legen. Dort wartete Haller, aber Leverkusens Tapsoba war schneller: Eigentor. Das 0:2 war nicht mehr so verdient wie das 0:1, aber entstand zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt, mitten in Leverkusens Angriffsphase hinein. Der BVB lies in der zweiten Halbzeit insgesamt nicht viel zu, lauerte immer wieder auf Konter und spielte diese auch konsequent aus, jedoch leider ohne Erfolg, sodass es ab der 80. Minute nochmal unruhig rund um Kobels Kasten wurde. Leverkusen scheiterte aber oft an der BVB-Abwehr, an Kobel oder sich selber. Letztlich stand am Ende ein 0:2 für den BVB auf der Anzeigetafel. Marco Reus feierte ind er Schlussphase noch sein Comeback. Willkommen zurück, Capitano!
Die Leistung
Die Leistung der Mannschaft muss man absolut positiv bewerten. Alle Mannschaftsteile haben sinnvoll ineinander gegriffen. Terzic's Plan, durch die Fünferkette mit den körperlichen Ryerson und Wolf Bremsklötze auf den Außen zu installieren, ging voll auf. Leverkusen fiel dagegen nichts ein. Hervorzuheben ist neben Wolf, der auch nach vorne eine echte Bereicherung war, Emre Can, der viele Bälle antizipierte und diese als berühmter "Staubsauger" im Halbfeld sicherte. Kobel hat wieder einmal dadurch einen Sieg möglich gemacht, dass er alles von der Linie kratzte, was ging. Vorne blieb der BVB über das gesamte Spiel giftig, nur in den letzten zehn Minuten drohte mit einem Gegentor nochmal das Zittern zu beginnen. Dazu kam es jedoch nicht.
"Der BVB ist wieder da!" (?)
Mit diesem tollen Auswärtsspiel bin ich fast schon wieder geneigt etwas optimistisch auf die kommenden Aufgaben zu gucken. Die mitgereisten BVB-Fans, die das Spiel über sehr starken Support ablieferten, sangen zum Ende hin jedenfalls: "Der BVB, der BVB ist wieder da!". Ob ich so weit gehen würde, weiß ich noch nicht. Konstanz in die eigene Leistung zu bringen war uns oft genug nicht möglich. Auf gute Spiele folgten häufig extrem schwache Spiele. Daher sage ich: Abwarten, was zuhause gegen Freiburg geht. Wir wären doch kein Fanzine, wenn nicht doch immer ein bisschen gemeckert würde.