BVB vs. FC Bayern Kein Konfetti
Dass es bei diesem Spiel kein Konfetti geben würde, war irgendwie abzusehen. Und doch tat es weh, Augen und Herz, dieses Spiel mit ansehen zu müssen. Warum ist es überhaupt noch DAS Topspiel der Bundesliga? Unser Spielbericht:
Leider gab es gestern kein Konfetti. Nicht wider Erwarten, sondern wieder erwartet. Der erste Gedanke, den ich gestern Abend hatte, war ein Gefühl von Fremdschämen, dass dieses Spiel wirklich Fußballbegeisterte in über 200 Ländern mit ansehen mussten. Elf mal in Folge hatten die Münchner nicht gegen uns verloren, wie konnte ich so größenwahnsinnig und verrückt sein, mir einzubilden, dass es sicher dieses Mal funktionieren könnte.
Angefangen hatte alles damit, dass Upamecano in der 04. Minute das erste von 0:4 Toren schoss. Schon in dieser Minute ahnte ich, dass das erst der Anfang vom Ende sein würde. Denn Dortmund schien wieder in seiner „Ach du scheiße, hier geht’s um was“ – Blase zu schwimmen und schien kaum fähig, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Das Trauma der Mainzer Karnevalsgesellschaft vor etwa einem halben Jahr schien noch immer tief zu sitzen und jetzt, wo der große FC Bayern in das kleine Dortmund kam, verfiel man verflixt schnell wieder in alte Verhaltensmuster. Wir haben offensichtlich also nicht ein bisschen Saarbrücken in uns. Schadeschokolade. Dass der englische Hurricane nach einem ersten Annäherungsversuch unsererseits den Ball effektiv im falschen Tor unter brachte und das auch noch in der 09. Minute ließ mich entnervt durchschnaufen. Das war, that’s it. Danke für nichts. Danke Marco, für 400 Spiele im schwarzgelben Trikot und dafür, dass du der Einzige zu sein scheinst, der die Hosen nicht voll hat. Neunzehn bayrische Torchancen später konnte sich unsere Torschussstatistik ebenfalls absolut sehen lassen: Null. Nichts. Nicht mal aus Versehen. Selbst Bayern als aktuell äußerst verletzungsgeplagte und in der Findungsphase befindliche Mannschaft schien von so viel Nichtkönnen des Gegners überfordert. Keine Sorge, ist nur Dortmund, nicht Saarbrücken.
Dinkelknäckebrotfreund Tuchel sah kurz vor der Halbzeit dann gelb wegen Meckerns. Was gibt es denn bei diesem Spiel für Knallrote zu meckern? Apropos meckern: als endlich der erlösende Halbzeitpfiff ertönte, vernahm ich Unmut von Dortmunds Sitzplatztribünen. Schön und gut, die Leistung war das Miserabelste, was die Bundesliga zu bieten hatte. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man nur den Mund aufmachen sollte, wenn man ihn vorher auf schon aufgemacht hat. In der Phase, als es darum ging, die Mannschaft zu unterstützen, meine ich.
TU zeigte währenddessen ein Spruchband gegen die Verlegung des Pokalspiels München gegen Saarbrücken auf ein viel späteres Wochenende, damit der wichtige und international angesehene Supercup pünktlich ausgetragen werden konnte. „Scheiß DFB“ hallte es danach im Wechsel zwischen Südtribüne und Gästeblock hin und her. Als der Gästeblock dann noch ein „Niemals aufgeben, Marcel! Viel Kraft Ultras Dortmund!“ Spruchband hochhielt, bedauerte ich beinahe, dass sie ja schon mit Bochum befreundet waren.
Im Laufe der nächsten Spielminuten war ich einfach nur froh, einen Keeper wie Kobel zu besitzen. Ohne ihn wäre das Dingen vermutlich nicht nur 0:4 ausgegangen, sondern 0:9. Reus, Malen und Nmecha versuchten zu Beginn der zweiten Halbzeit, die Dortmunder Ehre zu retten, scheiterten aber kläglich an Bayerns Abwehr und vor allem auch sich selbst.
Dass Musialas 0:3 Abseits sein sollte, ließ Harry Kane dann auch nicht lange auf sich sitzen und versenkte das Leder in der 72. Minute erneut unhaltbar im Tor. „Zeit nach Hause zu gehen“ dachten sich so einige „Borussen“ und traten frühzeitig die Heimreise an. Schade für all jene, die alles dafür gegeben hätten, bei diesem Spiel bis zum bitteren Ende dabei sein zu dürfen.
Beide Mannschaften wechselten nochmal wahllos aus, das Ding war durcher als durch und so tat nur noch Harry Kane etwas für sein Ziel als Torschützenkönig. 0:4 in der 90+3. Minute. Thomas Tuchel ließ es sich am Ende im Interview dann aber doch nicht nehmen, sich von seiner besten Seite zu zeigen und wetterte gegen Moderatoren und Sender. Sympatisch in allen Belangen – Glückwunsch, Trainer und Verein passen super zusammen.
Und wir? Mund abputzen, weiter machen!