BVB gegen Union Berlin Hochemotionales Heimspiel endet mit vierten Bundesligasieg in Folge
Eine Achterbahn der Gefühle erwartete alle 81.000, die es am Samstagnachmittag ins Westfalenstadion zog. Eine abwechslungsreiche Partie endet mit einem verdienten Heimsieg für den BVB. Unser Spielbericht.
Abseits des Platzes
Vielen Fans wird es bereits in vergangenen Spielen aufgefallen sein: immer wieder tauchen Banner mit dem Spruch "Marcel niemals aufgeben" oder "Marcel kämpfen und siegen" auf. Marcel ist Mitglied von der Ultragruppe "The Unity" und leidet inzwischen zum dritten Mal an einem Hirntumor, der nun nicht mehr zu heilen ist. Um Marcel, der inzwischen auch Vater geworden ist, etwas mehr Zeit geben zu können, ist eine extrem teure Behandlung notwendig, die nicht von der Krankenkasse übernommen wird. Deshalb hat "The Unity" auf der Website des Bündnisses "Südtribüne Dortmund" zu Spenden aufgerufen. Dort erfahrt ihr noch mehr zu Marcel, seiner nötigen Behandlung und wie ihr spenden könnt.
Vor und nach dem Spiel gab es deshalb den Gesang "Auf geht's Marcel, kämpfen und siegen", die Spieler des BVB rollten vor dem Aufwärmen ein Banner für Marcel aus und zogen nach Abpfiff Solidaritäts-Shirts an. Das waren Momente, die dem Einen oder der Anderen sicher Tränen in die Augen gebracht haben dürfte. Hier zeigt sich, was mit Borussia Dortmund und den Spielern eben doch noch möglich ist. Dafür kann man die Mannschaft auf jeden Fall loben!
Sportliche Ausgangslage
Der BVB hatte am Mittwoch ein intensives Champions League-Spiel gegen den AC Milan hinter sich gebacht, welches 0:0 endete. Besonders defensiv zeigte man sich dort sehr abgeklärt, was mir Hoffnungen machte, dass die Hintermannschaft auch in der Bundesliga diese Souveränität fortsetzte. Terzic rotierte auf drei Positionen: Wolf für Bensebaini (gelb-rot-gesperrt), Nmecha für den, in den letzten Spielen, starken Özcan und Bynoe-Gittens für Brandt. Union verlor unter Woche sein erstes ChampionsLeague-Heimspiel gegen Sporting Braga mit 2:3 unglücklich und hatte vorher in der Bundesliga vier Niederlagen in Folge kassiert. Verunsicherung war dort also vorhanden.
Erste Halbzeit: Da wird man ja VARnsinnig
Der BVB starte vielerversprechend und erzielte in der 7. Minute durch Füllkrug das 1:0 nach einer Ecke. Die sowieso schon gute Stimmung auf den Rängen wurde noch besser, doch während ich mich noch witzelnd darüber ärgerte, dass bei so frühen Toren die Bierduschen auf der Süd immer besonders groß ausfallen, traf Union in Person von Gosens ebenfalls nach einer Ecke zum 1:1 Ausgleich. Der Ball hatte eine komische Flugkurve, da Gosens' Kopfball unglücklich von Füllkrug abgefälscht wurde und so zu einer ekligen Bogenlampe verkam, die für Kobel unhaltbar unten rechts im Tor landete.
Und dann kam es zu der Phase des Spiels, die den Stadionbesuch wirklich nicht attraktiver gemacht hat: Der VAR wurde benötigt. Nach einem Freistoß traf der Ex-Blaue Kral per Kopf zum vermeintlichen Führungstreffer für Union. Der VAR schaltete sich ein und prüfte auf Abseits. Das dauerte verdammte DREI MINUTEN, die einem im Stadion wie 10 vorkommen. Im Nachhinein erfuhr ich, dass das System mit der kalibrierten Linie wohl abgestürzt war, doch im Stadion erfuhr man davon nix. Die klassischen "Ihr macht unsern Sport kaputt"- und "Fick Dich DFB"-Gesänge wurden angestimmt. Passend dazu gab es sowohl im Union-Block, als auch auf der Süd ein "VAR abschaffen"-Banner und heftige Pfiffe. Die Banner hätten sie nach der VAR-Entscheidung, die dann endlich kam, auch gleich draußen lassen können, denn es sollte nicht die Letzte gewesen sein. Die VAR-Entscheidung war: Abseits. Karma fürs Jubeln vor der Süd würde ich sagen.
Kurz darauf traf Füllkrug zum vermeintlichen 2:1 für Dortmund, doch die Fahne des Assistenten ging hoch. Wieder prüfte der VAR und es dauerte wieder recht lange. Auch da war die Entscheidung: Abseits.
Zwei Minuten später kommt es zu einem Zweikampf zwischen Hummels und Becker, bei dem Hummels den Unioner Stürmer im Sechszehner des BVB legte. Das Spiel lief weiter, doch der VAR meldete sich. Ittrich entschied nach persönlicher Ansicht der Szene auf Elfmeter, den Bonucci verwandelte.
Mit 1:2 Rückstand ging es in die Halbzeitpause. Die Schiris holten sich beim Gang in die Kabine einige Pfiffe ab.
Zweite Halbzeit: Bärenstark
Mit einer kleinen Pyroshow auf der Süd, die Ultras hatten offenbar noch was von Mittwoch über, starte die zweite Halbzeit. Brandt kam für Bynoe-Gittens und brachte direkt eine neue Dynamik mit. Wie angefacht von der Feuershow auf der Süd legte der BVB los: Schlotterbeck machte in der 50. Minute ein Traumtor und brachte damit das Westfalenstadion zum zweiten Mal zum Jubeln. Nur vier Minuten später explodierte die Stimmung als Brandt nach einer klasse Konterkombination die 3:2-Führung für den BVB erzielte. Bierdusche Nummer zwei an diesem Nachmittag für mich.
Im Anschluss daran versuchte Union nochmal ein Aufbäumen, aber die Kreativität und Durchschlagskraft fehlte den Berlinern sichtlich. Stattdessen erhöhte Ex-Berliner Ryerson in der 71. Minute aus der zweiten Reihe mit Hilfe von Gosens. Ryersons eher harmloser Schuss wurde dabei von Gosens unhaltbar für Rönnow abgefälscht.
Der BVB verließ sich danach auf's Verteidigen und Kontern, doch beide Seite blieben das restliche Spiel vor dem Tor erfolglos. Mit Ausnahme vom eingewechselten Haller, der den Ball allerdings mit der Hand in den Kasten brachte. So blieb es beim 4:2.
Stimmung
Union hatte den gewohnt starken Auswärtssupport mitgebracht und heizte dem Westfalenstadion zwischendurch ordentlich ein. Vor allem die ersten 15 Minuten legten die Eisernen eine absolut respektable Lautstärke hin. Die Süd und das Westfalenstadion zogen aber schnell wieder lautstärketechnisch vorbei und übernahmen, mit Ausnahme der Gegentore, das Kommando in den eigenen vier Wänden. Besonders nach dem 3:2 gab es auch von den Sitzern eine hohe Mitmachquote, was das volle Potential dieses Stadions verdeutlichte. Die VAR-Unterbrechungen waren dagegen ein absoluter Stimmungkiller. Sie bringen den Takt der Kurve durcheinander, frustrieren und störten den, bis dahin, gut laufenden Support erheblich. Auch nach den Entscheidungen sind die Leute eher mit dem Aufregen und Diskustieren über den Videobeweis beschäftigt, als den Support wieder aufzunehmen. VAR abschaffen!
Fazit
Dieser Spieltag hat uns als BVB-Familie mal wieder gezeigt, dass wir am stärksten sind, wenn wir zusammenhalten. Nervige Rückschläge und grausame Schicksalsschläge lassen sich besser ertragen, wenn man Freund*innen an der Seite weiß. Dann geht es immer weiter und Aufgeben wird keine Option.
Geschlossen, Hand in Hand!