DFB Pokal BVB vs. RB Leipzig Dunkeldortmund
Ein Abend zum Vergessen. Das Pokalspiel gestern Abend in Leipzig war an Freudlosigkeit und nicht vorhandenem Willen kaum zu überbieten. Der Versuch, das ganze Elend in Worte zu fassen:
Warum ich den Pokal so liebe und hasse zugleich, dafür gibt es tausend Beispiele. Wegen Spielen wie Freiburg vorgestern gegen die Bayern liebe ich ihn, wegen Spielen wie unserem gestern gegen Leipzig hasse ich ihn.
Zu Beginn des Spiels war ich eigentlich ganz gut gelaunt und zuversichtlich, das Spiel in München vorerst ausgeblendet. Doch Pokal ist Pokal und der hat nun mal seine eigenen Gesetze. So auch beim gestrigen Spiel. Wobei, das war kein Pokal-Gesetz, das war das Gesetz der Kreisligamannschaften. Zu müde und eigentlich noch ein paar Promille intus, aber scheiße, wir müssen halt ran.
Zu müde war auch Jude, der auf eigenen Wunsch vorerst auf der Bank Platz nahm. Man kann es ihm nicht verübeln, auch ein Bellingham ist zwar eine Maschine, aber immer noch kein Roboter. Zeitgleich hoffe ich aber auch, dass er seine Kräfte nicht schon für einen potentiellen neuen Arbeitgeber sparen will. Nach einer Mannschaftsleistung wie heute würde ich mir einen Verbleib allerdings auch zwei Mal überlegen und anschließend noch sieben Nächte drüber schlafen.
Ein Blick in den Gästeblock ließ zugleich auf wenig Unterstützung hoffen, nicht ein bekanntes Gesicht hatte sich auf den Weg in den Osten gemacht, nicht eine Schwenkfahne verschönerte das trostlose Bild. Für die Kommentatorin des ZDF konnte es hingegen keinen stimmungsvolleren und herzerwärmenderen Hexenkessel geben, in dem sie kaum ihr eigenes Wort versteht. Ich lach mich kaputt. Was immer sie sich eingeflößt hat, das brauche ich nach diesem Spiel auch. Vielleicht finde ich unsere Leistung dann auch herzerwärmend und nicht Würgereiz erregend. Vielleicht, aber auch nur vielleicht. Immerhin hat man vor dem Fernseher die Option, abzuschalten, ohne Geld, Zeit und Nerven investiert zu haben.
Denn was wir da gestern in diesen unerträglich langen und traurigen 98 Minuten zu sehen bekommen haben, nimmt mir jede Fantasie, ernsthaft um irgendwelche Titel spielen zu wollen. Schon nach acht Minuten vermeldete Leipzig Chance Nummer acht - Nummer sieben ohne jegliche Form von Gegenwehr unsererseits. Schon wieder schien man Angst vor körperlicher Nähe zu haben und trabte wie ein müdes Schulpferd planlos kreuz und quer durch die Bahn. Ich ahnte, dass ich den Pokal an diesem Tag mal wieder hassen werde. Immerhin betrat man nach genau 09 Minuten dann auch mal die gegnerische Hälfte. Wenn auch nur kurz. Aber es sind die kleinen Dinge im Leben (eines Titelanwärters?).
Für alle Dortmunder Fans und Sympathisanten eine erste halbe Stunde, die auch ohne Red Bull für eine ungesund rasende Herzfrequenz sorgt. Wie kann man so von der Rolle sein? Nach einem Torschüsschen durch Ryerson an die äußerste Seite vom äußersten Außennetz, konterte Werner sofort. Und dann war der Ball für Leipzig nach 22 Minuten endlich drin und ich wunderte mich kurz, warum das erst das 1:0 und nicht das 16:0 war. Aufwachen, Leute! Am besten gestern!
Zehn Minuten vor der Halbzeit vermeldete die Statistik 12:1 Torschüsse. Super, dass der Außennetzstreifschuss doch als Torschuss gewertet wurde. Ein Licht am Ende des Tunnels. Wie beeindruckend schlecht kann sich ein Titelanwärter nur präsentieren ? Dortmund: Ja! Kobel verzog währenddessen schmerzerfüllt das Gesicht. Na das fehlte auch noch. Aber er machte weiter, wenigstens einer, der da unten Einsatz zeigte. Wenige Minuten später mit Hummels dann der nächste Dortmunder am Boden. Ganz ehrlich, Kopfverletzungen sind für mich immer ein rotes Tuch. Aber auch er wollte weiter spielen, um dieses 0:1 sicher und unaufgeregt nach Hause zu bringen.
Gott sei Dank hatte man die Zeit bis zur Halbzeit mittlerweile über die Bühne gebracht. Oder auch: überlebt. Zeit für eine Gehirnwäsche. Bitte, Edin. Tob dich aus. Dass die erste Halbzeit komplett ohne Foul ausgekommen war, zeugte nicht von großartiger Fairness beider Teams, sondern dass wir Leipzig nicht einmal im Ansatz zu nah gekommen sind. Nicht mal aus Versehen.
Und so ließ auch der Beginn der zweiten Halbzeit nichts Gutes verhoffen. Erst Bellingham versuchte es nach seiner Einwechslung mit ein wenig Lebendigkeit und pushte den stummen Gästeblock mit wild fuchtelnden Armen. Schnell wurde das einzige Lied des Abends angestimmt. Wobei, „kämpfen und siegen“ hätte schon was gehabt. Die Mannschaft erreichte diese neue Energie hingegen nicht. Jude versuchte sich in einer Vorlage, der ersten seit… gefühlt…Jahren. Wie erfolgreich das war, lasse ich erneut unkommentiert. Am Samstag dachte ich, dass es schlechter nicht mehr geht. Jetzt zeigt ihr: doch, es geht! Wahnsinn.
In der 75. Minute wurde es dann plötzlich dunkel im Stadion. Nicht mal das Fluchtlicht wollte dieses Elend noch länger beleuchten. Willkommen in Dunkeldeutschland.
Wir wechselten währenddessen irgendwen aus, irgendwen ein. Spielte sowieso keine Rolle, eine Auswechselung hätte an diesem Abend immer den richtigen verdient getroffen. Und so spielten wir auch zehn Minuten vor Schluss, als hätten wir das 3:0 sicher in der Tasche. Von links nach rechts, nach links. Ich hasse Pokal. Da hilft nur noch Alkohol. Viel.
Die anschließende Schlägerei - wegen was eigentlich? - zwischen allen und Mats Hummels auf der Bank erforderte dann fast Schwerverletzte. So viel Elan und Emotionen während des Spiels wären cool gewesen. Nur einmal musste sich Leipzigs Torwart dann noch strecken. Ich hoffe, er hat sich durch die viele Steherei keine Erkältung zugezogen. Eine bodenlose Frechheit war diese Leistung. Ein Armutszeugnis sondergleichen! Wacht auf und das ganz zügig!
Und an alle, die jetzt wieder meckern, dass nur gemeckert wird. Seid froh, dass ich nur vor mich hin maule und nicht mein ganzes Potenzial an Schimpfwörtern raushole, sie nicht ganz persönlich am Trainingsgelände in Empfang nehme und in Stücke reiße. Und jetzt kommt mir nicht mit „wir sind doch Zweiter!“ Ja, noch und das auch nur, weil alle anderen traurigerweise noch schlechter sind.