Spielbericht Profis

BVB dreht 0:2 gegen Mönchengladbach Dortmunder Teilzeitarbeiter

26.11.2023, 18:10 Uhr von:  Michael
Dortmunder Teilzeitarbeiter

Mit viel Moral und etwas Glück hat der BVB gegen Mönchengladbach die dritte Bundesliganiederlage in Folge abgewendet und zeigt sich dabei einmal mehr unglaublich unkonstant.

Das Wichtigste vorweg (gesellschaftlich)

Alle vier Minuten erlebt eine Frau in Deutschland Gewalt durch ihren Partner oder Ex-Partner. Der BVB und Borussia Mönchengladbach nahmen den Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zum Anlass, um mit verschiedenen Aktionen rund um den Spieltag und Hinweisen während des Spiels, auf diese erschreckenden Zahlen hinzuweisen.

Auch das Westfalenstadion ist leider kein Ort, an dem Frauen ohne dumme Sprüche, Belästigungen oder Übergriffe Fußball schauen können. Es liegt an jedem von uns, einzugreifen oder die Ordnungskräfte zu informieren, wenn er etwas entsprechendes beobachtet!

Noch was Wichtiges vorweg (fußballpolitisch)

Der Protest auf der Südtribüne geht weiter

Die unselige Investorensuche der DFL geht schneller als erwartet in die nächste Runde. Was davon zu halten ist, kommentierten sowohl der Gästeblock als auch die Südtribüne sehr deutlich. Es zeigt, dass es aus Fansicht leider weiterhin sehr nötig ist, ein waches Auge auf die Entwicklungen zu haben.

Fußball

Der BVB wollte eine Reaktion auf die schwachen Auftritte gegen Bayern und Stuttgart zeigen. Und diese zeigte er. Nur halt irgendwie anders als erwartet. Von Beginn an war man den Gladbachern komplett unterlegen, zeigte defensiv wie offensiv große Schwächen und lag folgerichtig nach 28 Minuten mit 0:2 hinten. Und dies auch nur, weil die Kniescheibe von Plea bei einem weiteren Tor sich im Abseits befand, sonst wären die Blauen an diesem Samstag nicht die einzige Mannschaft aus dem Ruhrgebiet gewesen, die gegen irgendwelche Rheinländer nach einer halben Stunde 0:3 hinten liegen.

Marcel Sabitzer sorgte für den wichtigen Anschlusstreffer zum 1:2

Das Spiel schien gelaufen, ein komplettes Debakel für eine mausetote schwarzgelbe Mannschaft schien deutlich wahrscheinlicher, als dass der Haufen irgendetwas Zählbares im eigenen Stadion behalten könnte.

Aber unverhofft kommt oft und diesmal in Person von Marco Reus. Dieser eroberte mit einem rustikalen Zweikampfverhalten gegen Koné den Ball und schickte Brandt auf die Reise, der sich schlussendlich im Gladbacher Strafraum stark behauptete und Sabitzer nur anderthalb Minuten nach dem 0:2 den Anschlusstreffer auflegte.

Ein Tor aus dem sprichwörtlichen Nichts, dem wiederum nur 2 Minuten später direkt das nächste folgte: Bensebaini schickte Bynoe-Gittens überragend in die Tiefe, dieser legte noch überragender per Kopf direkt auf Füllkrug ab und der bogenlampte den Ball am überragendsten mit Hilfe des Innenpfostens ins lange Eck.

Niclas Füllkrug bejubelt den Ausgleichstreffer mit Jamie Bynoe-Gittens

Beim BVB sorgte der Ausgleich für die nötige Sicherheit, bei den Ponys lief plötzlich nur noch wenig zusammen. Reus hätte nach starkem Hummelspass schon für die Führung sorgen können, ihm misslang frei vor Nicolas jedoch die Annahme. Also sorgte der Youngster Bynoe-Gittens in der Nachspielzeit dafür. Nach einem Fehlpass desselbigen eroberte Reus erneut gegen Koné stark den Ball zurück, gab den Ball erneut auf Bynoe-Gittens, der trocken zum 3:2 vollendete. Das Reus‘ Abseits dabei als passiv bewertet wurde, ist nach Ansicht der Bilder zumindest als glücklich zu bewerten…

Der BVB ging also mit einer Führung in die Kabine und kam ohne Sabitzer wieder heraus, dieser wurde durch Reyna ersetzt.

Die zweite Halbzeit begann mit einer Schrecksekunde. Plea übersah den heranrauschenden Can, der zwar regelkonform den Ball eroberte, dabei aber mit voller Wucht gegen den ahnungslosen Gladbacher prallte. Dieser sackte sofort zusammen und blieb regungslos liegen. Was im Football als klassischer Blindside Hit gefeiert worden wäre, sorgte für einige Momente für ein stilles Westfalenstadion und erleichterten Applaus, als der Franzose wieder auf eigenen Beinen stand.

Jamie Bynoe-Gittens bejubelt den wichtigen Führungsteffer zum 3:2

Der BVB übernahm in der Folge das Heft des Handelns. Immer wieder stach besonders Bynoe-Gittens heraus, der Angriff um Angriff initiierte. Nur an seiner Entscheidungsfindung muss der 19-jährige noch arbeiten, dies sei ihm aber absolut zugestanden.

Apropos Entscheidung: Diese suchte der BVB nun, fand sie aber nicht. Füllkrug scheiterte per Kopf nach Ryerson-Flanke am stark reagierenden Nicolas, Reus‘ Freistoß aus 17 Metern landete an der Latte und auch Bynoe-Gittens scheiterte mit diversen Schüssen an Nicolas.

Ryerson und Hummels gemeinsam gegen Kone

In der Folge verflachte das Spiel etwas. Gladbach verlagerte das Spiel mehr in die Dortmunder Hälfte, ohne dabei wirklich gefährlich zu werden. Dies sollte sich erst in der Nachspielzeit ändern.

In der 82. Minute hatte Christoph Kramer den Platz seines schönsten Tores betreten, in der 96. Minute fiel ihm 11 Meter vor dem Tor der Ball vor die Füße und Kramer haute ihn ziemlich knapp am rechten Torwinkel vorbei. Das Ding aus 45 Metern damals war definitiv schwieriger…

Eine letzte Chance auf den Ausgleich bot sich den Ostholländern dann in der 97. Minute, als eine letzte Ecke in den Dortmunder Strafraum segelte. Diese wurde zunächst geklärt, den folgenden Schussversuch blockte Malen so, dass er anschließend Fahrt aufs verwaiste Gladbacher Tor aufnehmen konnte. Nachdem er an der Mittellinie den letzten Gladbacher abgeschüttelt hatte, rosickyte er sich bis zum Tor und versenkte den Ball zur Entscheidung. Der Rest war ein erleichtertes Döp Döp Döp Dödödöpdöpdöp.

Und nun?

Marco Reus scheitert hier an Moritz Nicolas

Natürlich zeugt es von einer beeindruckenden Moral, nach den ersten 30 Minuten so zurückzukommen. Sollten sich Mannschaft und Trainerteam darauf ausruhen, wird es jedoch ein böses Erwachen geben. Es bleibt unerklärlich, wie eine Mannschaft, die nach zwei Niederlagen in der Pflicht steht, eine halbe Stunde lang so leblos auftreten kann. Kann gegen Gladbach eine solche Teilzeitarbeit noch mit Geschick und Glück umgebogen werden, wird in den folgenden Aufgaben gegen Mailand und Leverkusen böse in die Hose gehen.

Stimmung

Der Gästeblock startete zunächst in lila-grünen Rauch gehüllt und feierte damit die Fanfreundschaft mit ASU Politehnica Timișoara. Im Anschluss ging es dann, auch unterstützt durch den anfänglichen Spielverlauf, durchaus lautstark weiter. Die Dortmunder Tore zogen dann jedoch etwas den Stecker.

Auf schwarzgelber Seite war die Stimmung eher durchwachsen Dem verständlichen Ärger über die ersten 30 Minuten wich ungläubiges Staunen über die 3 Tore bis zur ersten Halbzeit. Auch in der zweiten Halbzeit wurde es nur selten richtig laut, von Malens Sololauf mal abgesehen. Abzüge zudem dafür, dass nicht bereits während des Sololaufs ein herzhaftes Döp Döp Döp… angestimmt wurde.

Jubel der Mannschaft nach Schlusspfiff vor der Südtribüne

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