Spielbericht Profis

BVB schlägt Newcastle Das war ein Heimspiel

08.11.2023, 20:31 Uhr von:  Nina T.
Das war ein Heimspiel

Unsere Autorin meckert kurz, lobt ausführlich und wird zum Schluss noch philosophisch… Unser Spielbericht zum Heimsieg:

Erstmal meckern

Frühe Spiele in der Champions League sind sozusagen Sinnbild für Fluch und Segen. Ja, falls man keine außerordentlich weite Reise zum Westfalenstadion hat, kommt man zu einer annehmbaren Zeit nach Hause oder auch um die Übernachtung herum. Aber die Anreise im Feierabendverkehr des Ruhrgebiets… Nervenaufreibend. Gestresst auf der Tribüne ankommen? Garantiert.

Klare Ansage der Südtribüne zur zweiten Halbzeit

Und wer setzt die Spiele so an? Richtig, die UEFA. Die gleiche Truppe, die sich eine Champions League-Reform überlegt hat, die jeden normalen Fan dazu bringt, dem geliebten Verein die Conference League zu wünschen. Muss man auch mal wirken lassen, was aus diesem eigentlich tollen Pokal in vergleichsweise kurzer Zeit aus Gier geworden ist. Die aktuelle Form verzerrt schon den Wettbewerb, aber die Reform hat kein anderes Ziel mehr als die Verzerrung in Stahlbeton zu gießen. Sie ruiniert den Sport.

Bitte informiert euch hier www.nein-zur-cl-reform.de und vor allem unterstützt die Proteste! Denn selbst, wenn euch das Wie nicht passt, das Warum sollte Grund genug sein. Wir haben keine laute Stimme, aber wir sind nicht völlig machtlos, es sei denn wir machen uns dazu. Holen wir uns das Spiel zurück!

Lobende Botschaft aus dem Gästeblock

Außerdem darf uns gerne der leiseste Gästeblock dieser Größe der Geschichte eine Warnung sein, nicht ausschließlich den Fokus auf die Kohle zu legen. Zwei Tapeten wurden noch vor Anpfiff gezeigt „Change for 20 £ – Thank you BVB“ und „Twenty is plenty“. Es bleibt grausam, welche Fußballkultur, welche Fan-Familien und auch welche Kreativität da in Schutt und Asche gelegt wurden – für die internationale Vermarktung.

Leider komme ich nicht ganz darum herum, einen Vergleich zum Samstag zu ziehen: Das gestrige Spiel zeigt deutlich, was Tribünen und Rasen so drauf haben, wenn sie gemeinsam an einem Strang ziehen. Am Samstag war offensichtlich von größerer Wichtigkeit, wer denn nun zuerst ziehen muss und am Ende haben alle verloren. Also scheiß drauf, zieht einfach. Immer!

Dann loben

Erste Hälfte

Niklas Füllkrug gegen Fabian Schär

Wir waren da. Von Beginn an! Auf dem Rasen wie auch auf dem Beton und dann fühlt sich ein scheiß-schweres Spiel einfach viel besser an. Jede Balleroberung wurde gefeiert, es war – auch wenn es mittlerweile extrem abgedroschen ist – Lust aufs Gewinnen zu spüren, keine Angst vorm Verlieren. Ein wahrer Klassiker. Natürlich hat es geholfen, dass der Tabellensechste der Premier League (mit sieben Punkten Abstand zum Tabellenführer) nicht vor der 22. Spielminute die erste Chance zur Führung hatte, aber das hatten wir uns alle auch verdient.

Unser Spielzug zwei Minuten später zum 1:0 durch Niclas Füllkrug bildete im Rückblick unser erste Halbzeit in wenigen Sekunden ab: Wir waren drangeblieben. Obwohl es auf dem Weg zwei Ballverluste gab, ließen sich unsere Jungs davon nicht abschrecken. Es war als würden sie sich sagen: „Augenblick, wenn ich den Ball verlieren kann, dann du wohl auch.“ Richtig geile Einstellung. Am Ende stand Niclas‘ erstes Tor in der Champions League, sein erstes Tor vor der Südtribüne. Und der Jubel des Stadions war das finale „Herzlich Willkommen in Dortmund, Niclas“.

Der Dosenöffner

Newcastles nächste gute Chance – also an die ich mich erinnere – war eine Ecke in der 45. Spielminute, die am Ende sicher in Gregor Kobels Händen landete.

Eine Halbzeit, ein Tor und nur zwei Chancen für den Gegner? Geiles Gefühl und dementsprechend war auch die Stimmung mit der unsere Jungs in die Kabine verabschiedet wurden.

Zweite Hälfte

Nach der Pause war es dann Zeit für Protest (s.o.). Es fühlt sich ein bisschen eigenartig an, diese Formulierung zu wählen, aber: Die Ausführung war beeindruckend. Der Schriftzug über die gesamte Breite der Tribüne, dazu die Funktionäre Al-Khelaifi von PSG, Infantino von der FIFA und Agnelli von Juventus Turin und die Webseite. Auf das Wesentliche fokussiert und aussagekräftig. Aber weil ja zu vermuten war, dass Medien, die glauben von der Reform zu profitieren, das imposante Bild ignorieren könnten, wurde zusätzlich mit Konfetti-Kanonen, Goldbarren und Tennisbällen sichergestellt, dass es diese Möglichkeit nicht gab. Der spanische Schiedsrichter unterbrach die Partie und Gregor Kobel machte sich an die Aufräumarbeiten. Entschuldige, Greg, es war für eine wirklich wichtige Sache.

Felix Nmecha und Julian Brandt bejubeln den Treffer zum 2:0

Newcastle hatte zweifach gewechselt und sich wohl etwas vorgenommen, sodass die ersten Minuten geprägt waren von Strafraum-Szenen. Allerdings folgenlosen Strafraum-Szenen und der Gegner begriff, dass er ins offene Messer laufen könnte. Das Spiel wurde wieder etwas kontrollierter, aber unsere Tribünen blieben glänzend aufgelegt. Es lief einfach und jede Klärung-Konter-Situation gab nochmal ein bisschen mehr Wasser auf die Mühlen auf Rasen und Rängen.

Und die Krönung war dann die Umschaltsituation nach ein Freistoß für Newcastle – wieder irgendwie Sinnbild für die Halbzeit: Niclas Füllkrug war zur Stelle und nahm Karim Adeyemi mit, währenddessen startete bereits Julian Brandt, sodass er den perfekten Heber von Karim mit richtig Tempo mitnehmen konnte und in der 79. Spielminute cool zum 2:0 im Tor von Pope unterbrachte. Ein Tor mit Ansage! Bereit machen zum Jubeln. Und so passte dann auch die dreifache Ansage des Torschützen vollkommen in den Moment.

Karim Adeyemi gegen Kieran Trippier

Ich weiß ja nicht, wer von euch kocht, aber manchmal weiß man auch da schon im Prozess „Das wird gut.“ und entspannt sich. Genau so standen wir da gestern Abend im Westfalenstadion „Hier brennt heute nix mehr an.“ Ja, Newcastle kam noch zu Chancen für einen Anschlusstreffer, aber keine davon brachte uns ernsthaft aus der Ruhe. So war eine konzentrierte, vollbesetzte, ordentlich laute Schlussphase möglich, in der wir auch selbst noch zu Chancen kamen.

Der Abpfiff nach drei Minuten Nachspielzeit sorgte nicht für Erleichterung, sondern war das Startsignal für die gebührende Siegesfeier – nach zwei Siegen in Folge in dieser „Todesgruppe“!

Ja, ja, wir sind längst nicht durch. Aber wenn man Siege nicht feiert, wofür gewinnt man dann?

Philosophisch

Nach Regen kommt Sonnenschein. Nörgler könnten es inkonstant nennen. Aber ohne Regen blüht auch nix im Sonnenschein. Ich würde mir wünschen, dass wir beides "genießen" können… Eine Niederlage bedeutet nicht, dass alle unfähig sind und wir absteigen und zwei Siege in Folge bedeuten nicht den Henkelpott.

Es sind Regen UND Sonnenschein, die Fußball so besonders, so emotional und so verbindend machen. Versucht man den Regen abzuschalten, stirbt alles, weil der Sonnenschein dann alles austrocknet. Das Unvorhergesehene, die Rückschläge, die mangelnde Planbarkeit und selbst die größten Fehler in der Matrix sind Teil des Ganzen.

Die Konstante sind wir selbst.

Bis an das Ende der Welt, werden wir den Weg gemeinsam gehen… Die Liebe wird nie vergehen!

Geschlossenheit auch beim Jubeln nach Abpfiff

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