Der BVB verliert beim FC Chelsea Dann werden wir eben Deutscher Meister
Nach einem schwachen Auftritt im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League scheitert der BVB verdient aus. Doch das sollte uns Fans nicht daran hindern, euphorisch zu bleiben. Unser Rückblick auf einen gebrauchten Abend in der Königsklasse.
Bei der CL-Auslosung im vergangenen November kam bei BVB-Fans Freude auf. Die Paarung zwischen dem Ballspielverein und dem FC Chelsea gab es noch nie in einem Pflichtspiel - und das, obwohl beide Vereine bereits seit Jahren Stammgäste in der Champions League sind. Ein neuer Ground war mir also schon mal sicher und London lohnt sich sowieso immer. Also auf die Ansetzungen gewartet und den Zug in die britische Metropole gebucht. So ging es dann am Montag mit dem Zug in eben jene. Dabei hatten wir auf der Hinfahrt noch keinerlei Probleme, auf der Rückfahrt durften wir uns dann ab Brüssel mit teilweise abenteuerlichen Zügen zurück nach Dortmund kämpfen. Andere London-Reisende traf es jedoch noch schlimmer und verpassten dank eines Services-Abfuck der Deutschen Bahn gleich den kompletten London-Trip!
Der Abend vor dem Spieltag wurde dann von unserer Seite mit einigen Bieren in den niemals endenden Londoner Pubs gestaltet. Eine Delegation des BVB war da durchaus produktiver und stellte dem House of Lords seine wichtige Arbeit zum Kampf gegen Antisemitismus vor.
Der Spieltag startete mit einem leckeren und nährreichen English Breakfest, bevor das klassische Touri-Programm rund um die Themse abgespult wurde. Bier gab es allerdings erst ab 11 Uhr, wobei einigen Mitreisenden ein nicht-alkoholisches Getränk auch durchaus gut getan hätte. Allerdings lagen die betreffenden Kollegen zu diesem Zeitpunkt noch im Bett und starteten letzlich auch den zweiten Tag des Aufenthalts mit einem alkoholischen Kaltgetränk. Nachdem wir uns im Pub noch ausreichend gestärkt hatten, machten wir uns bereits am späten Nachmittag auf den Weg Richtung Stadion, wir wollten auf jeden Fall früh da sein. Gesagt, getan und stiegen um kurz vor 6 Ortszeit an der U-Bahn-Haltestelle Fulham Broadway aus, die unmittelbar neben dem Stadion liegt. Einziges Problem: Es wusste keiner so recht, wo der Gästeblock ist. Ohnehin wirkte die Orga in etwa so, als würden die dort zum ersten Mal Gästefans empfangen. Beim Blockaufgang wollte mir der Ordner sogar zeigen, wo mein Platz sei. Die spinnen, die Briten! Der Ground wusste hingegen durchaus zu überzeugen. Das Stadion ist über viele Jahrzehnte gewachsen, wurde aber nie komplett neu gebaut, wodurch es sich von den generischen Neubauten national wie international abhebt. Über die Atmosphäre dort kann man hingegen nicht viel positives verlieren. Sicher: Englische Atmosphäre kann ihren Charme haben, vor allem in den unteren Ligen. Was sich aber an der Stamford Bridge bot, war mal wieder ein absolut bitteres Bild eines aufgepumpten Investorenvereins. Egal ob 0:0, 1;0 oder 2:0: Stimmung kam bis auf den Torjubel nie auf. Der Gästeblock auf der anderen Seite lieferte einen ordentlichen Auftritt ab, der allerdings mit zunehmender Einsicht, dass in London Endstation sein würde, in der 2. Halbzeit immer schwächer wurde. Apropos Gästeblock: Aus der Redaktion ereilte mich eine Meinung, die ich an dieser Stelle gerne eine Öffentlichkeit geben möchte. „Netten Gruß an die pöbelnden Rich Kids vom East Stand. Macht euch auf der Straße grade ihr Würstchen.“ Letztlich war das Stadionerlebnis aus Sicht eines Auswärtsfan aber sehr entspannt und auch auf die im europäischen Ausland übliche Blocksperre verzichteten die Engländer wie gewohnt. Andere Sicherheitsvorkehrungen hätte man sich dann aber auch gleich sparen können. Wie sinnvoll eine über 30 Meter Lange Ordnerkette am Stadionausgang ist, die die Heimfans von den Gästefans isoliert, nur damit dahinter alles komplett egal ist, kann sich vermutlich jeder selbst denken.
Zurück zum Sportlichen: Am Ende verlor der BVB nach einer schwachen Leistung und einem falschen VAR-Einsatz (Klassiker…) verdient mit 2:0 und schied somit aus der diesjährigen Champions League aus. Besonders bitter war der frühe Ausfall von Julian Brandt, der das Spiel sicherlich anders hätte gestalten können als Gio Reyna und dem BVB, wie schon Adeyemi, nun wegen eines Muskelfaserisses bis zum Spiel gegen die Bayern fehlen wird.
Zeit für Trauer bleibt allerdings nicht – und ist auch gar nicht angebracht. Denn auch wenn die Königsklasse monetär sicherlich der attraktivste Wettbewerb für die Borussia war, so reicht ein Blick auf die Bundesligatabelle, um zu erkennen, was in dieser Saison wirklich wichtig ist. Und das ist Samstag der Derbysieg – und am Ende der Saison die Meisterschaft! Und vielleicht ist ja am Ende ausschlaggebend, dass man zwei Spiele weniger in den Knochen hatte...
Und jedes Mal war es wert, an deiner Seite zu steh’n, die Reise wird für immer weitergeh’n!