Spielbericht Profis

BVB vs. Augsburg Achterbahn

17.12.2023, 18:50 Uhr von:  Michi
Niklas Süle mit genervtem Gesichtsausdruck und erhobenen Händen.
Nicht nur er verzweifelte an Augsburg Willen: Niclas Füllkrug.

Zwölf Minuten Protestschweigen, an denen so manche Spieler über das gesamte Spiel hinweg teilzunehmen schienen. Es reichte in der Augsburger Puppenkiste nur für einen Punkt - zu wenig, wenn wir noch etwas von der Torte abbekommen wollen.


Hey ihr, ich bin Dony Malen! Ich bin gestern mit meinen Kumpels nach Augsburg gefahren - eigentlich um drei Punkte einzufahren.

Doch auch dieser Spieltag verlief mal wieder nicht so ganz nach Plan. Es fing damit an, dass das Stadion die ersten zwölf Minuten aus Protest gegen den Investoreneinstieg schwieg. Das war schon ein merkwürdiges Gefühl und auch nach dem Spiel bekam ich viele Nachrichten, wie komisch sich diese Trainingsplatzatmosphäre im Fernsehen angehört hat. 30.000 können brutal laut sein, aber auch beeindruckend laut schweigen. Ich kenne mich mit der ganzen Materie nicht so aus, weil wir gerade andere Problemchen zu bewältigen haben. Aber dieser Protest zeigte allemal, worauf wir nicht verzichten können - und das sind nicht die Investoren. Ab der 12. Minute vernahm ich dann von beiden Fanlagern lautstark und abwechselnd, wie anti-gut sie die DFL und ihre Entscheidung fanden.

Wir auf dem Rasen hatten aber auch mal wieder alle Hände voll zu tun. Zumindest konnte uns in diesem Spiel niemand vorwerfen, dass es nichts zu sehen gab. Und auch jede Apple Watch wäre begeistert über die gelaufenen Kilometer auf beiden Seiten. Demirovic weckte dann auch den letzten unter uns, indem er in der 23. Minute den Ball für Augsburg ins Tor brachte. Tolle Wurst. Dank des VAR konnte ich noch kurz Wäsche waschen, mir neue Schuhe kaufen und die Analyse für das kommende Spiel betrachten, denn es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis man sich auch in Köln wirklich ganz ganz sicher war.

Einige meiner Jungs schrien wutentbrannt über den Platz. Zum Glück verstand ich nichts, die Fans waren wieder da. Auf mir sitzen lassen wollte ich diesen Treffer aber trotzdem nicht. Komm, Lücke! Wenn die anderen nicht wollen, gehen wir. Oh! Der kommt gut! Jaaaa, super Vorarbeit, mein Freund. Anschlusstreffer für uns zehn Minuten vor der Halbzeit. Ich freue mich schon jetzt auf alle Meckerheinis in der Kabine, die ihre Wut an allen anderen auslassen, nur niemals an sich selbst. Schadeschokolade, dass wir keine Einheit sind. Vielleicht würde es sonst auch was mit der Feinabstimmung werden.

Vorsängerpodest des Gästeblocks im leeren Stadion.
Die Ruhe vor dem Sturm.


Ich war gedanklich noch bei meinem Tor, da startete Augsburg mit Beginn der zweiten Halbzeit schon wieder durch. Meins Jungs aus der Abwehr waren mit ihren Gedanken mal wieder somewhere over the rainbow. Mit mehr Glück als Verstand hielten wir das Ergebnis. Schon nach 60 Minuten wurde Marco ausgewechselt und ich fragte mich schon wieder, wieso. War er nicht fit, dass er nie 90 Minuten durch spielen darf? Dass er jedes Spiel ausgewechselt wird? Trainer, sorry, aber dat kapier‘ ich nich‘.

Da meine Anspielpersonen schwanden, versuchte ich erneut selbst mein Glück. Ich scheiterte nur knapp, das gibt’s doch nicht! Doch die Augsburger konterten prompt und so war es mal wieder Niklas Süle, der den Ball auf der Linie rettete. Nach seinem bühnenreifen Auftritt gegen Mbappé sollte er vielleicht über eine Umschulung zum Torwart nachdenken, da muss man sich auch nicht so viel bewegen.

Gelbe Schwenkfahne mit Lenz-Kopf.
So ließ sich das Spiel ertragen: wie Sie sehen, sehen Sie nichts.

Kurz darauf wurde Junggemüse gegen noch jüngeres Gemüse eingewechselt und kam mit Bamba auch direkt per Kopfball zum Abschluss. Schade, dass nix draus geworden ist.

Auf der Heimtribüne vernahm ich währenddessen ein Plakat:“ Niemals aufgeben, Marcel!“ Mensch, den kenne ich doch! Das ist doch mal ne feine Geste, tolle Stimmung zwischen und von beiden Seiten.

Zehn Minuten vor Schluss ließ uns dann ein Freistoß neue Hoffnung schöpfen. Komm Jule, auf geht’s! Jule? Wo bisse? Ah, da. Guter Schuss, aber leider kam Füllkrug Schlotti zuvor. Letzterer stand nämlich deutlich besser. Das entlockte Bensebaini einen kurzen, intensiven Motzanfall. Nunja. Etwas nicht ganz richtig machen ist immer noch besser als gar nichts machen, findste nicht?

Die nächsten zehn Minuten war’s nämlich auch wieder ich ganz alleine, der versuchte, das Ding noch irgendwie einzunetzen. Ich weiß, zehn Minuten vor Spielende aufzuwachen, ist ein bisschen spät. Das hatte ja letzte Woche schon nicht geklappt. Aber wie heißt‘s doch so schön? Besser spät als nie.

Während ich diese Zeilen hier schreibe, schaue ich mir in meinen Massageschuhen gerade das Vorgeplänkel Bayern gegen Stuttgart an. Stuttgart. Ich meine, wer sind die und wo kommen die her? Vielleicht sollte ich da hin wechseln, da macht das Zuschauen ja wenigstens Spaß. Bei uns kann ich es mittlerweile verstehen, dass man sich im Fanblock freiwillig hinter großen Schwenkfahnen versteckt. Ich könnte mir das auch nicht 90 Minuten reinziehen, wenn ich ehrlich bin. Auch wenn der Ansatz heute vielversprechender war, gereicht hatte es am Ende trotzdem nur für einen Punkt. Viel zu wenig und mittlerweile fünf Punkte auf den Tabellenvierten, keinen Geringeren als die Stuttgarter. Sie könnten es gleich bei einem Sieg sogar noch ausbauen. Die Luft wird dünner - für den Trainer und auch den ein oder anderen von uns. Am Dienstag gehts weiter, möge Mainz nicht wieder unser Unglücksrabe sein.

In diesem Sinne: frohe Weihnachten Simon!

Spruchband im Augsburg Block mit Aufschrift „frohe Weihnachten, Simon.“
Wer auch immer du bist, frohe Weihnachten auch von mir!

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