Zum Abschied von Jakub Błaszczykowski Einmal Borusse, immer Borusse
Ein Dortmunder Held verlässt die große Bühne. Danke, Kuba!
Länderspiele tangieren mich abseits von großen Turnieren äußerst peripher – erst recht, wenn es um die goldene Ananas geht. Doch als ich heute auf Twitter las, dass Jakub „Kuba“ Błaszczykowski sein Abschiedsspiel für die polnische Nationalmannschaft gegen Deutschland geben würde, entschied ich mich ausnahmsweise kurzerhand doch dazu, das Spiel zu schauen. Zumindest die ersten 16 Minuten bis zu seiner emotionalen Auswechslung begleitet von Sprechchören und stehenden Ovationen.
Der Vergleich mit Figo ehrt mich, aber ich bin lieber Kuba. Es ist besser, wenn du ein Original bist als eine Kopie.
In Zeiten von Ich-AGs im modernen Fußball blickt man sehnsüchtig auf Spieler wie Kuba zurück. Identifikationsfiguren wie die ehemalige Nr. 16 beim BVB sind akute Mangelware geworden. Während vermehrt „Spieler kommen und gehen, Borussia bleibt bestehen“ bei Spielertransfers durch das Stadion hallt, und der eine oder andere seinen Abschied in den sozialen Netzwerken alibimäßig mit dem vielbeschworenen „Einmal Borusse, immer Borusse“ schmückt, stimmt dieser Satz bei Kuba tatsächlich.
Über acht Jahre in Schwarz-Gelb hat er sich in die Herzen der Fans gespielt: 253 Spiele, 32 Tore und 48 Vorlagen. Zwei Deutsche Meisterschaften, ein DFB-Pokal und bis ins Finale der Champions League. Kuba hat zweifellos eine der erfolgreichsten Zeiten der Vereinsgeschichte maßgeblich mitgeprägt. Umso schmerzhafter dann der Abschied 2015: Als Jürgen Klopp damals sagte, „Borussia Dortmund braucht Veränderung, wenn meine Position verändert wird, können viele Dinge gleich bleiben“, dachte man wohl kaum, dass zu den Veränderungen ausgerechnet auch Fanliebling Błaszczykowski gehören würde. Man kann davon ausgehen, dass auch Kuba die Trennung von Borussia Dortmund nicht leicht fiel. Er brauchte dafür nicht viele Worte: Ein einfaches „Danke“ mit Blick aus dem Flugzeug auf das Westfalenstadion auf seinen Social-Media-Kanälen reichte vollkommen aus. Dortmund war seine Heimat geworden.
Ich glaube, dass es im Leben generell sehr wichtig ist, vor seinen Mitmenschen Respekt zu haben. Du brauchst Demut.
Und während man sich oft über überbezahlte Fußballer beschwert, die lustlos vor sich hinkicken und die Kämpfermentalität vermissen lassen, konnte man sich immer sicher sein, dass sich Jakub Błaszczykowski für den BVB zerreißen würde.
Tore und Trophäen? Manchmal sind es die kleinen Dinge, die sich ins Gedächtnis brennen: Kuba, der gefoult wird, hinfällt und statt sich fünf Mal über den Rasen zu rollen und beim Schiedsrichter den Elfmeter zu fordern, den Ball einfach im Liegen zum Mitspieler bringt, der daraufhin für den BVB einnetzt.
Aber klar, auch das eine oder andere Tor bleibt für immer in Erinnerung: Das Traumtor inklusive Außenrist gegen die Bayern 2008. Das 1:1 in der Nachspielzeit inklusive Jubelverletzung von Jürgen Klopp gegen den HSV 2011. Das 1:3 inklusive legendärem Jubelfoto beim Auswärtssieg auf Schalke 2013.
Ab und zu ist es so, dass nicht alles super läuft und du auch schwere Momente erleben wirst, aber das ist das, was dich noch stärker macht.
Stark ist Kuba zweifellos – sowohl auf als auch neben dem Platz. Zum Abschied verneigte sich der Pole vor den Tribünen des Warschauer Stadions. Doch es ist an uns, uns zu verneigen: Vor einem großartigen Spieler mit Kämpferherz und vor einem noch viel größeren Menschen, der es in seinem Leben alles andere als leicht hatte und trotzdem das Beste daraus gemacht hat. Danke, Jakub „Kuba“ Błaszczykowski! Einmal Borusse, immer Borusse.