Das Spiel ist aus - Eine Buchrezension True Crime im Stadion - Von Tätern und Opfern im Fußball

Aber es gibt auch kleine Fische in diesem Haifischbecken. Dabei steht Dummheit neben Intelligenz und kleine Delikte werden von Mordfällen und Drogenschmuggel verdrängt, Wettskandale nicht zu vergessen. Bei dem Titel „Das Spiel ist aus“ dachte ich zunächst an eine Lektüre im Französisch-Unterricht während meiner Schulzeit. Jean-Paul Sartre beschreibt in seinem Buch den Tod des Revolutionärs Pierre und den von Eve, einer Dame der Gesellschaft. Beide sterben in der gleichen Stunde durch Gewalt und treffen sich in einer Schattenwelt wieder. Vielleicht wurde Andreas Bock durch Sartre motiviert, den Titel seines Buches so zu wählen. Der Autor beschäftigt sich allerdings mit Kriminalfällen der Fußballgeschichte und auch hier bewegen wir uns in einer Schattenwelt.

Dabei geht es um Mörder, Drogenschmuggler, Betrüger, Krokodile, Zuhälter, Geldfälscher, Hinterzimmmerzocker, Nazis, Pornohändler, Folterknechte, Schlägertypen und vieles mehr. Wenn wir an die Sonnenkönige denken, bringen wir dies mit einem Fanclub des BVB in Verbindung, der seit 30 Jahren besteht. Der Autor des Buches erinnert in einem Kapitel allerdings an drei legendäre Patriarchen und Präsidenten. Jesús Gil, Bernhard Tapie und Jorge Hank Rhon brachten ihre Clubs Atlético Madrid, Olympique Marseille und ClubTijuana durch krumme Geschäfte in die Schlagzeilen. Bernhard Tapie, einer der drei Millionäre, wurde dafür auch zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Auch ein ehemaliger Borusse wird in Kapitel 18 gewürdigt:

Im Sommer 1990 beschuldigte man Erwin Kostedde, die Spielhalle „Joy“ im Münsterland überfallen zu haben. Unter den Zeugen befand sich ein Kioskbesitzer und Fan der Blauen. Die fehlerhafte Arbeit der Polizei führte zu einer Untersuchungshaft von sechs Monaten. Kostedde hatte bis dahin viel Scheiße gebaut und war häufig ein Opfer von Rassismus geworden. Dies bestätigte auch das unfaire Verfahren gegen ihn. Schließlich fand man den wahren Täter. Die Entschädigung von 3000 Mark konnte allerdings nicht vermeiden, dass man ihn später noch gerne als „Knacki“ bezeichnete.

Das Buch „Das Spiel ist aus“ liest sich wie das „who is who“ einer sportlichen Sondersendung von Aktenzeichen XY. Auch hier gibt es ungeklärte Mordfälle und Verbrechen. Wurde der Kolumbianer Andrés Escobar nach seinem Eigentor beim Spiel gegen die USA bei der WM 1994 ein Opfer der Drogenmafia, oder spielten verlorene Wettgelder eine Rolle? Warum musste Lutz Eigendorf sterben? Mit vielen anderen ungeklärten Verbrechen könnte man die Liste fortführen.

11 FREUNDE-Redakteur Andreas Bock beschäftigt sich auf den 287 Seiten des Buches „Das Spiel ist aus“ mit den dunklen Seiten des Fußballs. Dabei hat er ihn 44 Kapiteln Geschichten erzählt und entsprechende Recherchen berücksichtigt. Vieles ist ungeklärt und oft durch DNA-Analysen nicht zu klären, vieles regt auch zum Schmunzeln an. Interessant fand ich auch den Hinweis den Namen eines Topfußballers mit dem ergänzenden Suchbegriff „Gefängnis“ oder „Strafe“ zu googeln. Dies führt zu überraschenden Ergebnissen.

Für mich war es spannend, „Das Spiel ist aus“ zu lesen und mehr zu erfahren über die Entführung von Barcelonas Topstürmer Quini und das „Mordkommando Bum-kun Cha“. Das Buch ist im Verlag DIE WERKSTATT erschienen und eignet sich zur Urlaubslektüre, als Geschenk und insbesondere für Fußballfans mit einem Faible für True Crime. Es ist als Paperback zum Preis von 22,00 € über den Buchhandel, den Verlag und amazon.de* zu beziehen.