Am Sonntag gegen Bielefeld gibt es keinen Sonntags-Braten, sondern ein Überraschungsmenü. Vielleicht wird es sogar noch ein Fastentag? Falls nicht, brauchen wir jedenfalls alle ausreichend Salz und Pfeffer.
Man kocht zu selten. Eigentlich sollte die Pandemie das geändert haben, so liest man, aber das glaube ich nicht: Das ist versandet wie Yoga und eine neue Sprache lernen. Die meisten nehmen weiterhin TakeAway, Lieferservice, Hello Fresh oder den Thermomix. Dabei ist es gar nicht so unwichtig, auch mal aus Resten und dem was noch im Schrank ist, mit den Töpfen und Pfannen, die man hat, ohne Rezept, selbst etwas zu kreieren, das nicht nur satt macht, sondern auch schmeckt. Bis das klappt, hat man einige (widerliche) Fehler gemacht, aber man lernt und wird kreativer. Man bekommt ein Gefühl dafür was zusammen passt und wodurch manche Zutaten ersetzt werden können. Hat man den erforderlichen Mut aufgebracht und nach ein paar Fehlschlägen diesen Punkt erreicht, macht das sogar richtig Bock.
Nein, ich habe mich nicht mit "Hobbyköche Dortmund" vertan, es geht mir schon um Fußball, aber ich brauche eine Analogie. Ich habe das Gefühl, dass wir dadurch, dass theoretisch Zutaten für das Drei-Gänge-Sterne-Menü besorgt wurden, in dem Rezept feststecken und uns davon auf keiner Ebene lösen können. Zwei Gänge mussten wir mittlerweile unter ständigem Rühren in den Ausguss schütten. Nicht auszuschließen, dass es auch daran lag, dass man kaum wirklich Zeit für eine Bestandsaufnahme hatte: Was haben wir wirklich da und was können wir daraus machen! Sondern immer weiter gefragt wurde: Was könnte bald aufgetaut sein? Was sollte demnächst wieder reinkommen? Was würden wir gerne servieren? Worauf haben wir eigentlich Hunger? Das können wir uns nicht mehr erlauben.
Diese Woche schaut also bitte jeder mal in den Kühlschrank und den Vorratsschrank! Gründliche Bestandsaufnahme, jeder ist ehrlich, auch zu sich selbst. Es ist total lobenswert, wenn die Tomaten die Pfirsiche ersetzen wollen, aber dann gibt es halt keine Obsttorte mehr. Das wäre sonst maximal unfair, gerade den Tomaten gegenüber.
Wir haben reichlich Ausfälle, durch Verletzungspech oder Corona und manches funktioniert überhaupt nicht wie man es sich vorgestellt hatte. Trotzdem haben wir immer noch Spieler, die sich gegen viele andere durchgesetzt haben, um Bundesliga-Profis zu werden und die von Bundesliga-Trainern trainiert werden. Das sind an sich großartige „Zutaten“, die wir da zur Verfügung haben. Deshalb halten wir uns doch bitte dieses Mal daran, wer sicher da sein wird (nicht wer eventuell, mit viel Glück zurückkommen könnte), werden ein bisschen kreativ und zaubern etwas daraus.
Mit Janni Serra, Gonzalo Castro (möglicherweise COVID-positiv) und Amos Pieper stehen gleich drei ehemalige Dortmunder bei Arminia Bielefeld unter Vertrag. Unser Gegner hatte oder hat mit Corona-bedingten Ausfällen im Trainer- und Betreuerstab zu kämpfen, hinzu kommen vier Verdachtsfälle bei Spielern: Die Pressekonferenz wurde bereits auf Samstag verlegt. Eine Absage des Spiels ist noch nicht komplett vom Tisch! Allerdings als Aufsteiger im zweiten Jahr ist die Arminia in Improvisation mit den Basics um einiges geübter als wir. Die Nähe zum Relegationsplatz wird die Motivation der Bielefelder nicht verringern.
Auch wir Fans sollten uns klarmachen: Wir bestellen am Sonntag ein Überraschungsmenü im Westfalenstadion. Das bedeutet, wir können uns auf nichts einstellen und manches wird vermutlich nicht jedem schmecken. Wir können nur offenbleiben, viel Appetit mitbringen und uns darauf einlassen. Das Positive dabei ist, wir haben es immer noch selbst in der Hand, einen faden Gang mit Salz und Pfeffer zu würzen oder das zähe Zeug mit einem Getränk herunter zu spülen.
Machen wir das Beste daraus! Heja, BVB!
Verfügbare Zutaten – Stand 12.03.2022:
4/4 Tor: Kobel, Hitz, Unbehaun, Bürki
3/9 Abwehr: Passlack, Pongracic, Schulz
7/10 Defensives/offensives Mittelfeld: Bellingham, Brandt, Can, Dahoud, Reinier, Witsel, Wolf
Liefertermin unklar: Reyna
2/5 Stürmer: Hazard, Malen
– noch nicht ganz aufgetaut: Haaland
