Ein Wiedersehen macht (k)eine Freude!
Zwei Seelen wohnen, ach! In meiner Brust, die eine will sich von den Blauen für immer trennen, die andere hebt sich von der Derbylust zu den Gefilden hoher Ahnen. Ach, wie war es schön- ein ganzes Jahr ohne Derbyfrust, ohne Töne von „ihr-wisst-schon-wo“. Doch jetzt, das Blut fängt an zu kochen, die Lust auf Fußball, auf Emotionen…- Die Temperatur steigt an: Derbyfieber!
Da sind sie wieder. Die Blauen aus Herne-West. Vermisst habe ich sie nicht, ganz im Gegenteil. Es war ruhig. Keine hämischen Postings oder blöde Kommentare in den sozialen Netzwerken nach Dortmunder Niederlagen, keine emotionalen Vorbereitungen auf das Derby, keine Nachbereitung - mit den Jahren und zahlreichen negativen Derbyerlebnissen, weiß man die Ruhe mehr und mehr zu schätzen. Doch gerade nach Spielen wie gegen die Marketing-Spezialisten aus Leipzig, bei denen sämtliche Emotionen auf einer ganz anderen Ebene kalt, geradezu widerwärtig in einem hochkriechen und einem die Freude am Fußball rauben, ist ein Derby gegen die Aufsteiger fast schon eine Wohltat. Es ist nicht mal die Frage nach Pest oder Cholera, vielmehr verhält es sich wie die Wahl zwischen Corona oder eine Woche ohne Schokolade. Angesichts des sich international immer weiter ausbreitenden fanfreien Finanz-Fußballs erübrigt es sich wohl zu erklären, wer hier das Virus und wer die Schokolade ist. Und überhaupt: Erst freut man sich auf die Tafel Schokolade, dann wird sie „vernichtet“. Wenn es gut läuft, stellt sich ein wohliges Sättigungsgefühl ein, läuft es schlecht, gibt es Sodbrennen und Übelkeit. Aber das Gute ist, Sodbrennen und Übelkeit verschwinden irgendwann wieder - Corona hingegen hält sich hartnäckig.
Sie sind wieder da. Kaum haben sie den ersten Sieg der Saison eingefahren, träumen sie schon von ihrem Derbysieg im Westfalenstadion. Ein Jahr Zweitklassigkeit hat ihrem Schlaf- bzw. Traumverhalten keinen Schaden zugefügt. Es sei ihnen gegönnt, zumal man einiges in einen Überraschungssieg des Außenseiters hineininterpretieren kann:
- Der BVB kehrt müde, erschöpft und frustriert aus Manchester zurück.
- Der Aufsteiger hat zwei Spiele in Folge nicht verloren und zuletzt mit 3:1 gegen den grauen Elefanten aus Bochum gewonnen und strotzt förmlich vor Selbstbewusstsein.
- Der Sturm des Aufsteigers ist genauso gut – oder schlecht? - wie der des BVB (acht Tore).
- Beim BVB ist diese Saison anscheinend nichts unmöglich. Drei Gegentore in sechs Minuten gegen einen anderen Aufsteiger sprechen für sich.
- Zweitligatorschützenkönig Terrode kann eigentlich nicht „Bundesliga“, was ihn gemäß Murphy’s law wiederum prädestiniert gegen den BVB zu treffen.
- Es ist ein Derby – zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
Wir sind uns der Verantwortung bewusst. Wir wissen, welche Bedeutung das Spiel für unsere Fans und die Region hat. Wir wissen, dass wir dieses Spiel gewinnen müssen. Wir wollen das Spiel aber auch für uns gewinnen.
Alle sind wieder da. Die Zahl derer, die aufgrund von Verletzungen beim BVB ausfallen, ist in den letzten Tagen wieder übersichtlicher geworden. Gerade der Offensive würde eine „Frischzellenkur“ guttun. Ein Stürmer der Tore schießt zum Beispiel. Immerhin bekamen Malen und Adeyemi unter der Woche gegen Manchester City etwas Spielpraxis, um sich für das wichtigste Spiel der Hinrunde einzuspielen. Überhaupt gibt es einige Lichtblicke im Bezug auf das Derby:
- Durch die 1:2 Niederlage gegen City besteht nicht die Gefahr, die „Aufsteiger“ aufgrund von Überheblichkeit zu unterschätzen, welche im Falle eines Überraschungserfolges in Manchester vermutlich eingesetzt hätte.
- Außerdem hat sich der ein oder andere BVB-Spieler in den letzten Minuten gegen Manchester bewusst geschont und nicht zum letzten wichtigen Sprint angezogen, um für das Derby fit zu sein.
- Auch sollte die gegen City gezeigte Konzentrationsfähigkeit (ca. 70 Minuten) gegen den Aufsteiger ausreichen, um das Derby erfolgreich zu gestalten.
- Alle negativen Erfahrungen in einem Derby wurden bereits gemacht und brauchen nicht mehr wiederholt werden. Egal, ob ein 4:4 nach einer 4:0 Führung oder eine 0:4 Packung - nichts kann uns mehr schocken.
- Auf der Trainerbank sitzt ein Dortmunder Junge, der weiß, wie wichtig das Derby für uns Fans ist.
- Aber das Wichtigste: Alle sind wieder dabei. Endlich! Nach dem letzten Derby im Westfalenstadion, das vor nur 10.000 Zuschauern ausgetragen wurde, nachdem das Derby zuvor ganz ohne Fans stattgefunden hatte, wird es sich seit langem mal wieder „richtig“ anfühlen. 81.000 Fußballfans.. Derby!.....und vielleicht, für lange Zeit das letzte gegen den zukünftigen Absteiger aus Herne West im Westfalenstadion.
Es ist jetzt noch dieses eine Spiel. Es ist ein ganz besonderes Spiel – unser Derby! Wir werden alle Kräfte mobilisieren, die wir haben. Wir sind uns sicher, dass weder der Gegner noch die Zuschauer Rücksicht darauf nehmen, ob wir müde sind oder nicht. Dementsprechend ist das bei uns gar kein Thema. Wir werden alles raushauen, was wir haben, um dieses Spiel morgen zu gewinnen.
So könnten sie spielen
- Dortmund: A. Meyer – Meunier, Süle, Hummels, Guerreiro – Bellingham, Özcan – Brandt, Reus, T. Hazard – Modeste
- Es fehlen: Bynoe-Gittens, Dahoud, Haller, Kobel, Morey
- Absteiger: Schwolow – Matriciani, van den Berg, Yoshida, T. Mohr – Krauß, Flick – Drexler, Bülter – Terodde, Polter
- Es fehlen: Brunner, Kaminski