Das Finale der Gruppenphase
Inspiriert von Wumms’ Euro Report beleuchten wir unser letztes Champions League Gruppenspiel. Für viele andere ist es das sportliche Entscheidungsspiel, für uns und unseren Gegner Kopenhagen geht es nur noch um die Ehre.
Das langweiligste Spiel
Neutrale Zuschauer:innen werden nicht einschalten. Es geht einfach um nichts mehr. Die Tabelle der Gruppe G ist zementiert:
Manchester City - Tordifferenz +10 - Punkte 11
Borussia Dortmund - Tordifferenz +5 - Punkte 8
FC Sevilla - Tordifferenz -4 - Punkte 5
FC Kopenhagen - Tordifferenz -11 - Punkte 2
Sollte es allerdings doch rund gehen, würde nicht mal das das größte Highlight. Selbst wenn es, in dieser Konstellation, eine Mannschaft hinbekommen würde, eine andere mit der Tordifferenz zu “überholen”, wäre es nutzlos, weil der direkte Vergleich vor dem Torverhältnis zählt. Ob das nun hilfreich für die Spannung ist? Ich hab da meine Zweifel, aber immerhin kann sich die herzgefährdete Fan-Fraktion ausnahmsweise mal zurücklehnen.
Das traurigste Spiel
Es wäre schon mit der geringen sportlichen Herausforderung schwierig gewesen, Fans zur Reise zu motivieren. Die Entscheidung, als Konsequenz aus dem Hinspiel, für personalisierte Tickets nur für Vereinsmitglieder und dem Antrag auf kompletten Ausschluss von Gästefans, der sogar noch über den Start der Ticketverkäufe hinaus wie ein Damokles Schwert über der Auswärtsfahrt hing, dürften die Euphorie ebenfalls deutlich gebremst haben. Reise buchen, Reise stornieren: Solche Aussichten machen ja keinen Spaß.
Unsere Aktiven haben sich bereits für dieses Spiel abgemeldet:
Es ist unsere oberste Priorität, bei jedem Spiel von Borussia Dortmund anwesend zu sein. Deshalb wären wir bei einzelnen der genannten Kritikpunkte auch bereit gewesen, für uns gangbare Kompromisse einzugehen. In Summe sind diese Bedingungen für uns jedoch nicht hinnehmbar. Wir haben uns daher schweren Herzens entschlossen, das Spiel in Kopenhagen nicht zu besuchen.
Hinzu kommt, dass keine der veranschlagten Maßnahmen verhindert, dass die Leute, die im Hinspiel unsere Ost- und Westtribüne mit Leuchtraketen beschossen haben, immer noch am Spielort oder in der Umgebung leben.
Daher auch die nachdrückliche Warnung unseres Vereins in den Faninfos zum Auswärtsspiel:
Bedingt durch die Gefährdungslage spricht Borussia Dortmund im Vorfeld des Spiels allen mitreisenden Fans die Empfehlung aus, sich im Kopenhagener Stadtgebiet außerhalb des Treffpunktes nicht als BVB-Fan zu erkennen zu geben. Auch wenn wir immer stolz darauf sind, unser Schwarzgelb überall auf der Welt präsentieren zu können, so ist es im Umfeld dieses Spiels aufgrund der extremen Rivalität zwischen einzelnen Gruppen beider Fanlager nicht auszuschließen, dass es vor Ort zu Provokationen oder gar zur Androhung von Gewalt gegenüber unbeteiligten Fans kommen kann.
Ja, ich würde sagen, das ist mit Abstand das traurigste Spiel, wenn es vielen eigentlich so viel bedeuten würde, dort zu sein, die aber dennoch Abstand davon nehmen (müssen). Nichtsdestotrotz wurde das Kontingent von 1.900 Gästekarten ausgeschöpft, wenn auch vermutlich nicht mit dem üblichen Kampf.
Auch dieser Satz macht mich traurig, leider ist er angebracht: Ich wünsche allen Reisenden einen sicheren Trip, kommt gesund zurück.
Das wichtigste Spiel
Nachdem sich personell nicht viel bei uns tun wird - neu auf der Liste der 09 Ausfälle sind Marius Wolf (hartnäckiger Infekt) und Tom Rothe (Schlag auf das Knie im Training): Wir kriechen definitiv mit letzter Kraft in die Winterpause. Da wäre es eigentlich gut, auf dem Feld eine ruhigere Kugel schieben zu können. Aber unsere U19 hat noch die Chance auf ein Weiterkommen in der Youth League, ein Aufstocken aus diesen Reihen macht da keinen Sinn. Dieses Spiel wäre wohl mein Tipp für alle, die auch an diesem Spieltag, nicht auf ihr Adrenalin verzichten möchten: Ab 16:00 Uhr auf DAZN oder BVB TV.
Eine große Rotation kommt also wieder nicht infrage. Andererseits ist die Situation möglicherweise gar nicht so schlecht? Wenn sich je ein Spiel geeignet hat, diese berühmte "intrinsische Motivation" unter Beweis zu stellen, dann dieses! Gewinnen um des Gewinnens Willen. Außerdem bietet sich für den einen oder anderen, der es bisher noch nicht auf viele Minuten gebracht hat, die Möglichkeit sich auf der großen Bühne der Champions League zu präsentieren.
Es ist eine andere Art der Herausforderung, aber es macht sie irgendwie nur noch größer und umso wichtiger, sich ihr zu stellen und sie zu bewältigen. Und sei es, um die treuen Mitreisenden, die offensichtlich ein Risiko damit eingehen, ihren Herzensverein in Kopenhagen zu unterstützen, entsprechend zu belohnen.
(Okay, die Siegprämie in der Champions-League-Gruppenphase darf meinetwegen auch eine Rolle spielen.)
Auf geht’s, Dortmund, kämpfen und siegen!